Zum Tod des Holocaustüberlebenden Wolodymyr Koltschinskyj: Interview zum Massaker in Odesa 1941
Am Samstag, den 16. Mai, starb der jüdische Überlebende Wolodymyr Koltschinskyj aus Odesa im Alter von 94 Jahren. Wir sind dankbar, dass wir noch am 6. März mit ihm über sein Leben sprechen konnten. Die Liebe und Herzenswärme, die uns Herr Koltschinskyj entgegengebracht hat, war ein großes Geschenk.
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Mehr InformationenOdesa wurde am 16.–17. Oktober 1941 von der Wehrmacht und der rumänischen Armee erobert. Kurz darauf begannen die Besatzer ihnen ungeliebte Bevölkerungsteile zu verfolgen – an erster Stelle Juden und Kommunisten.
Am 22. Oktober sprengten sowjetische Partisanen das rumänische Hauptquartier und das Büro des Kommandanten. Bei der Explosion kamen 67 Offiziere und Soldaten ums Leben. Am nächsten Tag verbreiteten Provokateure Gerüchte, Juden seien für den Tod rumänischer Offiziere verantwortlich. Die nächste Welle der Repression gegen Juden begann sofort. Die Besatzer beschlossen, die Juden der Stadt in Artillerielagern (Pulverdepots) an der Lustdorfer Straße zu vernichten. Die Menschen wurden dort eingesperrt. Bis zum 25. Oktober wurden im Auftrag des rumänischen Kommandos über 25.000 Menschen erschossen und verbrannt. Dieses schreckliche Verbrechen wurde später unter dem Namen „Odesiter Babyn Jar“ bekannt.
Der 16-jährige Wolodymyr Koltschinskyj (1925 – 2020) wurde mit seiner Mutter zu diesen Depots getrieben. Seine Mutter verstand sofort, wohin der Weg sie führen würde und brachte ihren Sohn dazu, sich in der stehenden Straßenbahn zu verstecken, wo er bis spät in die Nacht saß.
Er sah seine Mutter nie wieder. Ihre letzten Worte waren: „Vater wird aus dem Krieg zurückkommen und Du musst ihm alles erzählen…“
Wolodymyr Koltschinskyj starb am 16.05.2020 im Alter von 94 Jahren in Odesa.
Das Zentrum Liberale Moderne hat Wolodymyr Koltschinskyj Anfang März im Holocaust-Museum von Odesa zu einem bewegenden Interview getroffen. Das Gespräch fand am 06.03.2020 statt. Unser besonderer Dank gilt Roman Schwarzman, dem Vorsitzenden des Verbands der Ghetto- und KZ-Überlebenden in Odesa, der das Interview begleitet hat.
Für das Zentrum Liberale Moderne nahmen teil:
- Marieluise Beck, Direktorin Ostmitteleuropa/Osteuropa des Zentrums Liberale Moderne, Parlamentarische Staatssekretärin a.D.
- Valeriya Golovina, Zentrum Liberale Moderne, Projektmanagerin für die Erinnerungsarbeit in der Ukraine
- Nikolaus von Twickel, Zentrum Liberale Moderne, Redakteur
Lizenzvermerk: YouTube Standardlizenz.
Dieses Video darf zu Pressezwecken unter Angabe des Autors „# /Zentrum Liberale Moderne“ frei verwendet werden.
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