Wie man in der ukrainischen Öffentlichkeit über das Babyn Yar Holocaust Memorial Center streitet
Bis zu 40.000 Juden und Jüdinnen wurden bei Kyjiw in der Schlucht Babyn Jar ermordet. Den Plan, ein großes Museum zu ihrem Andenken zu erbauen, gibt es seit 2016. Doch vor allem in den letzten Monaten wurde Babyn Jar zum Spaltpilz der ukrainischen Gedächtnisdebatte, wobei das Gedenken das Nachsehen hat. Tobias Wals berichtet über den aktuellen Stand.
Ende September 1941, kaum eine Woche nach der deutschen Einnahme von Kyjiw, erschossen die Besatzer in Babyn Jar, einer Schlucht am Rande der Stadt, über dreißig Tausend der örtlichen Juden, Mehr als bei jedem anderen einzelnen Massaker des „Holocausts durch Kugeln“. Unter den Opfern waren vor allem Frauen, Kinder und Greise, dienten doch die meisten Männer in der sowjetischen Armee. In einer unübersehbar langen Schlange zogen sie durch die Stadt, in der Erwartung deportiert zu werden. Als sie verstanden, was die Besatzer mit ihnen vorhatten, gab es schon keinen Weg zurück.
Das Morden setzte sich durch die Besatzung hindurch fort, bis die Rote Armee die Deutschen im November 1943 aus Kyjiw vertrieb. Getötet wurden in Babyn Jar auch Kriegsgefangene, Widerstandskämpfer, ukrainische Nationalisten und nicht-jüdische Bürgerinnen und Bürger. Der Großteil der Opfer fiel aber in jenen Septembertagen im Jahr 1941.
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Ende September 2020 wurde in Babyn Jar, heutzutage einem Stadtpark, eine audiovisuelle Installation eröffnet, um der grausamen Geschehnisse zu gedenken. Blickfang ist eine Sammlung gigantischer Sensenmänner, umringt von Lautsprechern, aus denen Musik der Zwischenkriegszeit sowie die Namen der Ermordeten ertönen. Ein zweiter Teil der – übrigens temporären – Installation besteht aus mit Kugellöchern gesprenkelten Spiegelsäulen, in denen man sich selbst betrachten kann. Die Löcher entsprechen angeblich dem Kaliber der damals benutzten Waffen.
Es ist der erste greifbare Beitrag von Ilya Khrzhanovsky, dem neuen „Art Director“ des geplanten Babyn Yar Holocaust Memorial Centers (BYHMC). Mit dem BYHMC, einer privaten Initiative, soll endlich eine würdige Gedenkstätte errichtet werden, um der historischen Bedeutung dieses belasteten Orts gerecht zu werden. „Auf dem Niveau von Yad Vashem in Jerusalem und dem Holocaustmemorial in Washington,“ so Kyjiws Bürgermeister Klitschko bei der Eröffnung der Installation.
Doch seit Khrzhanovskys Antritt, Ende 2019, sieht sich das BYHMC heftiger Kritik ausgesetzt. Die ukrainische Öffentlichkeit erregt sich über Khrzhanovskys fragwürdigen Hintergrund als Skandalregisseur und über die Tatsache, dass sowohl Khrzhanovsky als auch drei wichtige Sponsoren russische Staatsangehörige sind. Außerdem wird dem BYHMC Vernachlässigung der nicht-jüdischen Opfer Babyn Jars vorgeworfen. Staatliche Institutionen arbeiten unterdessen an einer alternativen Gedenkstätte. Dennoch besitzt das BYHMC nach wie vor die Unterstützung wichtiger Politiker, neben dem Bürgermeister auch von Präsident Selenskyj.
Allmählich wächst Babyn Jar zum Spaltpilz der ukrainischen Gedächtnisdebatte, wobei das Gedenken das Nachsehen hat. Wie konnte es soweit kommen? Und was sagt der Streit ums BYHMC über die ukrainische Vergangenheitsbewältigung aus? Dies ist ein Versuch, das Knäuel zu entwirren und erstmals eine Antwort auf diese Fragen zu formulieren.
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Babyn Jar wird ein Ort des Vergessens genannt. Das Sowjetregime hat nach dem Zweiten Weltkrieg alles getan, um die Erinnerung an die deutschen Verbrechen zu verdrängen, weil sie nicht der Heldenmythologie des „Großen Vaterländischen Krieges“ entsprach. Die Schlucht wurde aufgefüllt mit Schlamm aus einer naheliegenden Ziegelfabrik. Heimliche Gedenkzeremonien wurden von Ordnungshütern zerschlagen. Und als sich das Regime durch wachsenden internationalen Druck gezwungen sah, doch ein Denkmal zu errichten, war dies den „erschossenen Sowjetbürgern und Kriegsgefangenen“ gewidmet – so die übliche sowjetische Gendenkformel. Auf keinen Fall sollten die jüdischen Opfer hervorgehoben werden.
Erst nach der ukrainischen Unabhängigkeit 1991 wurde ein bescheidenes Denkmal für die jüdischen Opfer in Form einer Menora errichtet. Später kamen ein Denkmal für die ermordeten Roma und ein spezielles Kinderdenkmal hinzu. Darüber hinaus wurden im Laufe der Zeit mehrere Denkmäler für ukrainische Nationalisten aufgestellt, die tatsächlich auch in (der Nähe von) Babyn Jar ermordet worden waren. Die nationalistische Dichterin Olena Teliha ist bisher das einzige Opfer, das das Privileg eines persönlichen Denkmals genießt.
Im Jahr 2000 wurde auch eine neue Metrostation eröffnet, die quer durch das ehemalige Massengrab hindurchgetrieben worden war: Eine Abscheulichkeit, die oft fälschlicherweise den Sowjets zugeschrieben wird.
Schon seit den neunziger Jahren gab es Pläne, in Babyn Jar ein umfassenderes Gedenkprojekt zu realisieren. Alle scheiterten sie in der Konzeptphase, bis 2016 die Projektidee eines Babyn Yar Holocaust Memorial Center Gestalt annahm, die zugleich professionell und realistisch erschien: eine Plattform für Forschung und Bildung, mit einer Dauerausstellung, die wiederum auf einem „Basic Historical Narrative“ basieren sollte. Ein wissenschaftlicher Beirat wurde ins Leben gerufen, mit ukrainischen und ausländischen Historikern, und ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Die millionenschwere Finanzierung kam von privater Seite, aber die Kyjiwer Behörden sagten ihre Unterstützung zu und stellten ein Gelände zur Verfügung. Alles sollte von einem Aufsichtsrat mit klangvollen Namen überwacht werden, darunter der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer.
Kritik gab es von Anfang an, in erster Linie von Josyf Sisels, dem Co-Präsidenten der Assoziation der Jüdischen Zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gemeinschaften der Ukraine. Er missbilligte die Beteiligung der russischen Oligarchen Michail Fridman, German Chan und Pavel Fuks, vor allem im Kontext des russischen (Informations)krieges gegen die Ukraine. Seine Kritik fand zunächst keinen Widerhall in der breiten Öffentlichkeit, die vom BYHMC kaum Notiz nahm.
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Das änderte sich rasch nach dem Bekanntwerden von Ilya Khrzhanovskys Konzeptfassung Anfang dieses Jahres. Darin entfaltete der Kinoregisseur, der vor allem bekannt ist für sein mehr obszönes als gelungenes Megagesamtkunstwerk DAU, seine Pläne, die Besucher des künftigen Memorialzentrums einer „immersive experience“ zu unterwerfen. Was unter anderem bedeute, in die Haut von Opfer oder Täter zu schlüpfen. Die Aufregung war vorstellbar immens, nicht nur in der Ukraine. Eine Reihe prominenter UkrainerInnen forderte in einem offenen Brief die Entlassung des Art Directors. Khrzhanovsky gab anscheinend nach: es gehe nur um ein Konzept, die letztendliche Fassung werde noch ausgearbeitet und erst Ende 2020 veröffentlicht. Alles nur ein Missverständnis! Doch die Wogen haben sich seitdem nicht mehr geglättet.
Eigentlich kam der Shitstorm recht spät, wenn man sich vor Augen hält, dass es im BYHMC schon monatelang gerumort hatte. Ende 2019 war nicht nur Khrzhanovsky angestellt, sondern die gesamte Geschäftsführung des Zentrums kurzerhand ausgewechselt worden. Die Position des Art Directors hatte es zuvor nicht einmal gegeben. Der niederländische Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats, Karel Berkhoff, nahm dies zum Anlass, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Weitere Prominente folgten.
Nun bemüht sich die neue Führung, den Eindruck von Transparenz zu erwecken, zum Beispiel mittels einer öffentlichen Sitzung des Aufsichtsrats (auf Youtube abrufbar) und der Einrichtung eines „Zivilgesellschaftlichen Rates“. Allen Bemühungen zum Trotz hat jedoch alles den Anschein, dass Khrzhanovsky wie ein Potentat über das Projekt herrscht. So wanderte das preisgekrönte Siegermodell des Architekturwettbewerbs einfach in den Papierkorb, weil es mit Khrzhanovskys Plänen nicht kompatibel war. Dasselbe Schicksal traf das mit großem Aufwand erstellte „Basic Historical Narrative“, das zwar noch auf der Website steht, aber nicht mehr erwähnt wird.
Bezeichnend ist auch, dass Khrzhanovsky die neue audiovisuelle Installation von seinem DAU-Soundoperator hat entwerfen lassen. Ohnehin bietet die Installation wenig Anlass zur Beruhigung: Der Art Director ist offenkundig noch immer mehr damit befasst, den Horror nachzustellen, als der Opfer zu gedenken. Durch so etwas wie die International Memorial Museums Charter will er sich die Hände nicht binden lassen.
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Die Kritik an Khrzhanovsky ist ebenso begründet wie notwendig, sodass es schwer nachzuvollziehen ist, dass der Aufsichtsrat sowie die höheren Ebenen der ukrainischen Politik noch immer auf ihn setzen. Bemerkenswert ist aber, dass sich die Ablehnung Khrzhanovskys in kurzer Zeit zu einer viel größeren Kritikwelle entwickelt hat. Dabei steht zur Diskussion, wessen eigentlich gedacht werden soll und wer am Gedenken beteiligt sein darf.
Es heißt, das BYHMC sei ein trojanisches Pferd des Kremls und etabliere eine anti-ukrainische Fassung der Geschichte. Sehr scharf wurde diese Position in einem offenen Brief formuliert, den 335 ukrainische Jüdinnen und Juden unterzeichneten. Das BYHMC, so meinen sie, werde „zu einer mächtigen Waffe der russischen Propaganda“, die versuche, „die Ukrainer als radikale Nationalisten und Antisemiten darzustellen.“ Diese Einschätzung fußt vor allem auf der Einbeziehung russischer Staatangehörigen, wobei neben dem Art Director vor allem die schon erwähnten Sponsoren unter Verdacht stehen.
Andere Kommentatoren gehen noch weiter, indem sie in Frage stellen, dass der Holocaust in den Mittelpunkt des Gedenkens gerückt werden solle. Sie fordern mehr Aufmerksamkeit für (ethnisch-)ukrainische Opfer, insbesondere die ermordeten Nationalisten. So argumentiert der ehemalige Sowjetdissident Myroslaw Marynowytsch in (wiederum) einem offenen Brief für ein „breiteres Mosaikbild, in dem die ukrainischen Leiden ein gewichtiger Teil der weltweiten Tragödie darstellen“ sollen. Ohne Ausnahme bezeichnen die Kritiker die Kontrolle übers Vermächtnis von Babyn Jar als eine Frage der „staatlichen Subjektivität“ und „nationalen Sicherheit“.
Diese Sorgen sind nicht vollständig unbegründet. Seit der ukrainischen Unabhängigkeit versucht der Kreml, Teile der ukrainischen Gesellschaft pro-russisch zu prägen. Der Mythos des „Großen Vaterländischen Krieges“ spielt dabei eine zentrale Rolle, weil er instrumentalisiert wird, das historische Band mit Russland zu betonen und jede andere historische Deutung zu diskreditieren. Nach dieser Lesart wird absurderweise die Tatsache, dass ein Teil der ukrainischen Nationalisten mit den Deutschen kooperiert hatte, auf alle Ukrainer übertragen. Diese Tendenz verstärkte sich massiv nach der pro-westlichen Majdan-Revolution von 2014, als russische Staatsmedien mit Berichten von einem „faschistischen Putsch“ in Kyjiw den Angriff auf die Ukraine rechtfertigten.
Grundsatz der modernen ukrainischen Geschichtsschreibung ist eben die Bekämpfung dieser sowjetrussischen Vorstellungen. Problematisch ist allerdings, dass dabei die Nuance oft verloren geht. Die Entlarvung sowjetischer Mythen führt so zur totalen Verunglimpfung alles Russischen und zur kritiklosen Verherrlichung ukrainischer Freiheitskämpfer, wobei deren Schattenseiten ignoriert oder schöngeredet werden. Jeder Einwand dagegen wird als pro-russisch abgestempelt.
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Diesen erinnerungspolitischen Reflex hat nun das BYHMC getriggert. Es ist zwar begreiflich, dass die russische Beteiligung am Gedenken in Babyn Jar einen empfindlichen Nerv trifft. Zugleich jedoch muss der kritische Beobachter feststellen, dass die Kommentare häufig ihr Ziel verfehlen – und in bestimmten Fällen auf unlauteren Argumenten beruhen.
Eine Schwerpunktsetzung auf dem Holocaust ist schon angesichts des ungeheuren Ausmaßes des Massakers im September 1941 unvermeidlich. Dies steht Aufmerksamkeit für die anderen Opfer Babyn Jars keineswegs im Wege. Auch ist die Anerkennung, dass bestimmte ukrainische Nationalisten am Blutbad beteiligt gewesen waren, voll vereinbar mit einem abgewogenen Urteil über die ukrainische Nationalbewegung als Ganze. Das Basic Historical Narrative betrachtet diesen komplexen Zusammenhang übrigens durchaus differenziert, wobei der Holocaust nicht als Einzelereignis dargestellt, sondern im Kontext der allgegenwärtigen Gewalt in der besetzten Ukraine behandelt wird.
Eine andere Frage ist, ob das Narrativ überhaupt noch maßgebend ist. Khrzhanovsky & Co. schmieden zwar viele Konzeptideen, äußern sich aber nicht zur inhaltlichen Seite der Gestaltung. Das führt uns zurück zum eigentlichen Problem: dem Mangel an Transparenz, der seit Khrzhanovskys Antritt im BYHMC herrscht. Der Aufsichtsrat hätte spätestens dann eingreifen müssen, als prominente HistorikerInnen dem Projekt den Rücken kehrten.
Das Gleiche gilt der Finanzierung durch russische Spender. Zugegeben hängt die russische Oligarchie von der Gnade des Kremls ab, wodurch das russische Regime theoretisch ein Druckmittel in Händen hält, um das Gedächtnis von Babyn Jar zu steuern. Diese Gefahr wird aber erst dann konkret, wenn Transparenz und Kontrolle fehlen. Den Oligarchen zu verweigern, sich am Gedenken um Babyn Jar zu beteiligen, ist meiner Meinung nach schon deswegen unmöglich, weil sie Wurzeln in der Ukraine haben und Verwandte German Chans sogar in Babyn Jar ermordet worden waren. Die Debatte um die Herkunft der Sponsoren führt vom eigentlichen Kern des Problems weg, nämlich der fehlenden Aufsicht.
Allen Querelen zum Trotz hat das BYHMC übrigens im letzten Jahr neue Spender gewinnen können, wodurch die Finanzierung nach eigenen Angaben zu mehr als 50% von ukrainischen Bürgern stamm: eine Entwicklung, die in jeder Hinsicht zu begrüßen ist. Allerdings hat sie nicht gereicht, um das Vertrauen der ukrainischen Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Die Stimmung ist mittlerweile so vergiftet, dass die Gegner hinter jeder Annäherung eine Liste vermuten.
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Was sind die Alternativen? Manche Kritiker setzten ihre Hoffnung in das „Konzept für eine Umfassende Entwicklung (der Memoralisierung) von Babyn Jar“. Dieses Alternativprojekt wurde 2019 vom Institut für Nationales Gedächtnis vorgestellt und soll unter anderem ein Holocaustmuseum und ein Memorialmuseum fürs Gedächtnis der Opfer der Tragödie von Babyn Jar umfassen. Konkrete Pläne bestehen allerdings nur für das zweite Museum, das sich also nicht vordergründlich mit dem Holocaust befasst. Es sollte eigentlich schon nächstes Jahr seine Türen öffnen, leitet jedoch unter einem chronischen Finanzierungsmangel, wodurch die Realisierung alles andere als sicher ist, jedenfalls unter der heutigen Regierung. Es versteht sich, dass die Entstehung zwei konkurrierender Gedenkstätten in Babyn Jar eine Blamage wäre.
Andere Kritiker fordern eine größere Rolle im BYHMC für den ukrainischen Staat und die Zivilgesellschaft. Tatsächlich könnte Abstimmung mit mehr „Stakeholders“ die öffentliche Akzeptanz stärken. Es ist aber unklar, wie so etwas in die Praxis umgesetzt werden soll. Wie bereits erwähnt wurde, hat die Führung des BYHMC einen „Zivilgesellschaftlichen Rat“ eingerichtet, der sich im September zum ersten Mal getroffen hat. Was bei diesem Treffen genau vorging, ist nicht bekannt, außer dass die Schlüsselentwürfe der Führung „besprochen und aufrechterhaltet“ worden sind. Eine derartige Pseudotransparenz wird wohl bei niemanden Vertrauen schaffen. Gleichwohl erhebt sich die Frage, ob die Gegner überhaupt noch zu einem Dialog bereit wären.
Ist es denkbar, dass das ganze BYHMC gestrichen wird? Letztendlich muss der erste Stein noch gelegt werden. Angesichts Selenskyjs Bekenntnis zum Projekt ist die nukleare Option unwahrscheinlich, obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Präsident unter zunehmendem Druck eine Wende machen wird. Auch nach der nächsten Wahl 2024 kann sich alles wieder ändern. Freilich würde ein Scheitern des BYHMC riesigen Imageschaden für die Ukraine mitbringen.
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Khrzhanovsky bleibt unterdessen neue Pläne aushängen. Den letzten Berichten nach ist er mit dem Kyjiwer Hauptrabiner übereingekommen, eine Synagoge in Babyn Jar zu errichten, und zwar noch vor dem achtzigsten Jahrestag des Massakers im September 2021. Ernst und Machbarkeit der Idee finde ich schwierig einzuschätzen. Auch aufmerksame Beobachter haben mittlerweile den Faden verloren…
Vor Ende dieses Jahres soll Khrzhanovsky sein Totalkonzept für das BYHMC präsentieren (zwar lässt es sich nicht ausschließen, dass er seine eigene Deadline unter Berufung auf Covid-19 ins neue Jahr verschiebt). Erst dann kann das endgültige Urteil über seine Rolle gefällt werden, obwohl viele Wahrsignalen auf Rot stehen. Hoffentlich wird sich der Aufsichtsrat der öffentlichen und akademischen Meinung gegenüber nicht taub stellen und nötigenfalls den Mut zum Eingreifen aufbringen. Andererseits ist das nur dann möglich, wenn die Kritik, die es sicherlich geben wird, konkret und zutreffend ist. Und nicht, wie bisher oft der Fall war, die gesamte Grundlage des Projektes torpediert.
Trotz allem bietet das BYHMC noch immer eine einzigartige Gelegenheit, die Erinnerung an die Opfer von Babyn Jar – aller Opfer von Babyn Jar – wachzuhalten. Eine Gelegenheit auch, um der tragischen Geschichte der Ukraine international mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Man kann nur hoffen, dass die Aufregung ein würdiges Gedenken von Babyn Jar am Ende nicht verhindert.
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