Ukraine Insights: Zehn Jahre rus­si­sche Okku­pa­tion der Krim

Ukraine Insights: Zehn Jahre russische Okkupation der Krim
Foto: Pavel Sepi

Die rus­si­sche Besat­zung der Krim ist ein Sicher­heits­ri­siko für die gesamte Region, die Situa­tion der Men­schen­rechte kata­stro­phal. Am 21. März 2024 fand im Rahmen der Reihe Ukraine Insights das deutsch-ukrai­ni­sche Früh­stücks­ge­spräch zum Thema „A Decade of Crimea Occu­pa­tion by Russia: Secu­rity and Human Dimen­sion“ statt.

Seit der Anne­xion der Krim durch Russ­land im Jahr 2014 hat Russ­land die Halb­in­sel schritt­weise zu einer Mili­tär­ba­sis aus­ge­baut und von dort aus seit 2022 Drohnen- und Rake­ten­an­griffe auf das ukrai­ni­sche Fest­land durch­ge­führt. Die Besat­zung der Krim hat zu einer desas­trö­sen Men­schen­rechts­si­tua­tion geführt.

Die Ver­an­stal­tung „A Decade of Crimea Occu­pa­tion by Russia: Secu­rity and Human Dimen­sion“ wurde in Zusam­men­ar­beit mit dem Insti­tut für Euro­päi­sche Politik (Berlin), Ukrai­nian Prism (Kyjiw) und dem New Europe Center (Kyjiw) durch­ge­führt. Die Dis­kus­sion wurde von Maksym Yeme­lia­nov, Gesand­ter der Bot­schaft der Ukraine in Deutsch­land, und Dr. Iryna Solo­nenko, Ukraine-Pro­gramm­di­rek­to­rin bei LibMod, eröff­net und von Laura Chris­toph, wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin am IEP, moderiert.

Die Redner waren Olga Skryp­nyk, Vor­sit­zende der Krim-Men­schen­rechts­gruppe und Co-Vor­sit­zende des Exper­ten­netz­werks der Krim-Platt­form, Kyjiw, Yulia Kaz­do­bina, Senior Fellow im Secu­rity Studies Program von Ukrai­nian Prism und Visi­ting Fellow, Stock­holm Centre for Eastern Euro­pean Studies, und Wil­fried Jilge, Berater Ukraine und erwei­terte Schwarz­meer­re­gion für die Sta­bi­li­sa­tion Plat­form und Asso­ciate Fellow, Zentrum für Ordnung und Gover­nance in Ost­eu­ropa, Russ­land und Zen­tral­asien, Deut­sche Gesell­schaft für Aus­wär­tige Politik, Berlin.

Alle ille­ga­len Prak­ti­ken werden Olga Skryp­nyk zufolge auf der besetz­ten Halb­in­sel aus­ge­übt, dar­un­ter Morde, Ver­schlep­pun­gen, das Ver­schwin­den­las­sen von Per­so­nen, die erzwun­gene Annahme der rus­si­schen Staats­bür­ger­schaft, die Depor­ta­tion von Kindern, poli­tisch moti­vierte Straf­ver­fol­gung, die Zer­stö­rung der ukrai­ni­schen Iden­ti­tät, ille­gale Ein­be­ru­fun­gen in die rus­si­sche Armee und die Mili­ta­ri­sie­rung der Kinder.

„Ein Versuch, die Grenzen in Europa neu zu ziehen“

Zudem hat die Anne­xion laut Yulia Kaz­do­bina erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Sicher­heit der gesam­ten Region. Es handelt sich um einen Versuch, die Grenzen in Europa neu zu ziehen. Die von Russ­land ver­leg­ten See­mi­nen stellen nicht nur eine Bedro­hung für die Schiff­fahrt dar, sondern auch für die Bewoh­ner der Küstenregionen.

Darüber hinaus ist das Schwarze Meer ein wich­ti­ger Han­dels­kno­ten­punkt, und durch die Blo­ckie­rung von Getrei­de­ex­por­ten sowie Angriffe auf die ukrai­ni­sche Hafen­in­fra­struk­tur und Getrei­de­la­ger bedroht Russ­land die globale Ernährungssicherheit.

Das Asow­sche Meer ist für die Finan­zie­rung des Krieges von ent­schei­den­der Bedeutung

Laut den Exper­ten ver­folge Russ­land mit Blick auf die Krim und das Schwarze Meer zwei Ziele: Erstens die Zer­stö­rung der Ukraine als sou­ve­rä­nen Staat und zwei­tens den Aufbau einer Macht­pro­jek­tion gegen­über der NATO. Die Wie­der­erlan­gung der Kon­trolle über die Krim und das Asow­sche Meer sei nicht nur für die Frei­heit und Sou­ve­rä­ni­tät der Ukraine, sondern auch für die Sicher­heit der NATO- und der EU-Mit­glieds­staa­ten von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Das Asow­sche Meer sei laut Wil­fried Jilge für die Finan­zie­rung des Kriegs von ent­schei­den­der Bedeu­tung, da darüber ein beträcht­li­cher Teil des rus­si­schen Handels abge­wi­ckelt werde und es als Dreh­scheibe für die Umge­hung der Sank­tio­nen gelte.

„Der einzige Mecha­nis­mus zur Wie­der­her­stel­lung der Men­schen­rechte auf der Krim ist ihre Befreiung“

Auch nach zehn Jahren rus­si­scher Besat­zung sei die Krim nicht Russ­land gewor­den und es gibt aktiven pro-ukrai­ni­schen Wider­stand. Laut Olga Skryp­nyk gab es auf der Krim mehr Pro­teste als in Russ­land. Zu den bekann­tes­ten Bewe­gun­gen gehören „Gelbes Band“, „Krim-Möwen“ und „Atesch“ (ein krim­ta­ta­ri­sches Wort für Feuer).

Auf­grund feh­len­der Rechts­me­cha­nis­men gegen die von den rus­si­schen Besat­zern ver­üb­ten Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen wie den 1.400 doku­men­tier­ten Fällen von poli­ti­scher Ver­fol­gung, Folter und der Mili­ta­ri­sie­rung von Kindern sei der einzige Mecha­nis­mus zur Wie­der­her­stel­lung der Men­schen­rechte auf der Krim ihre Befreiung.

„Eine De-Okku­pa­tion kann nur noch mili­tä­risch gelingen“

Im Jahr 2023 erkannte die Krim-Platt­form, die ursprüng­lich als diplo­ma­ti­sche Initia­tive zur De-Okku­pa­tion der Halb­in­sel ins Leben gerufen wurde und der mitt­ler­weile 75 Länder bei­getre­ten sind, an, dass dies nur noch mili­tä­risch gelin­gen könne. Eine an ihre Befrei­ung anschlie­ßende Reinte­gra­tion der Krim bringe vor allem recht­li­che, kogni­tive und kom­mu­ni­ka­tive Her­aus­for­de­run­gen mit sich, wozu Exper­tise und inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung erfor­der­lich sei.

Ukraine Insights bringt regel­mä­ßig Regie­rungs­ver­tre­ter und Thinktank-Exper­ten zusam­men. Das Format dient als infor­melle Platt­form für ver­tiefte Dis­kus­sio­nen über Ent­wick­lun­gen in der Ukraine und in ihren Nachbarländern.

Fotos: Pavel Sepi

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