Das Reality-Drama von Mariupol
In der Hafenstadt Mariupol fällt eine Vorentscheidung über den Krieg in der Ukraine – die Stadt gibt nach wie vor nicht auf, stirbt aber zentimeterweise, wenn keine Hilfe kommt. Ein Gastbeitrag von Christian Booß.
Verdun, Stalingrad, Srebrenica, Grosny, Aleppo – Kriege sind so grausam und komplex, dass der Mensch Symbole braucht, um sie überhaupt „begreifen“ zu können. Nun Butscha: Der Ort nördlich von Kyjiw, wo das russische Militär offenbar ein Massaker unter der Zivilbevölkerung anrichtete, scheint zum Symbol für den Ukraine-Krieg zu werden. So sehr die nun geforderte kriegs- und völkerrechtliche Dokumentation helfen mag, Putins Krieg auch in internationalen Gremien zu ächten, können solche Symbole auch zu einer riskanten Blitzableiter für die moralische Empörung und das gute Gewissen werden.
Es wäre verheerend, wenn über Butscha die anderen Orte des Grauen übersehen würden. Butscha ist vielerorts in der Ukraine: genannt seien nur die Bombardements auf Krankenhäuser, Schulen, gegen zivile Wohnviertel und Einrichtungen, die inzwischen verlässliche Dokumentation von Streu- und Brandbomben, Übergriffe, „wilde“ Festnahmen und Tötungen von Kommunalpolitikern und Beamten. Auch von Folter an Kriegsgefangenen ist die Rede.
Diese Grausamkeiten werden noch länger bleiben als es das blutige wie hektische Rückzugsgefecht von Butscha annehmen lässt. Doch noch Tage, ja Stunden vor der Entdeckung der Toten von Butscha, frohlockten deutsche Medien fasst unisolo über ukrainische Erfolge in der Nordukraine und feierten Rückzug, gar Niederlage der russischen Armee. Und selbsternannte Militärstrategen sahen schon den ukrainische Sieg in greifbarer Nähe. Durch Butscha kam jetzt ein Warnschrei – doch mit problematischer Fokussierung, wenn der Blickwinkel bei Butscha bleibt. Taktische Erfolge Putins beruhen nicht zuletzt auf der Täuschung der internationalen Öffentlichkeit, vor allem der deutschen Öffentlichkeit.
Die Realität sah anders aus
Ein Beispiel dafür ist die umzingelte Hafenstadt Mariupol. In der letzten Woche sprachen die Medien von „Hoffnung“ und sahen einen angeblichen „Fortschritt bei Friedensverhandlungen“, wo in Wirklichkeit nur Tod, Elend, Hunger, Verzweiflung kaum beschreibbaren Ausmaßes stattfanden. Allein bei dem Luftangriff auf das Theater von Mariupol am 16. März kamen etwa 300 Menschen ums Leben. Es waren vor allem alte Menschen, Frauen und Kinder, die in einem Bunker unter dem Theater auf die Evakuierung warteten. Wirklich belastbare Zahlen der Verschütteten konnten erst Tage nach dem Drama verifiziert werden, weil es wegen des Bombardements lange nicht möglich war, Bergungsarbeiten durchzuführen.
Als die Zahlen dann als relativ gesichert vermeldet wurden, hatten die Medien schon das Thema Hoffnung für Mariupol und die Ukraine entdeckt. Sie ließen sich von Putin und seiner Propaganda täuschen. Der russische Präsident stand unter Druck, nachdem Frankreichs Präsident Macron, Griechenland und die Türkei ihn zu einem Waffenstillstand und Hilfen für Mariupol aufgefordert hatten. Russland verkündete Annäherung bei den Friedensverhandlungen und Hilfsvereinbarungen für Mariupol mit dem Roten Kreuz. Als diese Nachrichten durch den Blätterwald rauschten, sah die Realität so aus: Hilfslieferung kamen nicht an, Evakuierungen wurden nur vereinzelt durchgeführt, von Waffen konnte nicht die Rede sein und Putin ließ Macron am Telefon abblitzen.
Doch am 24. März berichteten die Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF über Nahrungsmittellieferungen im belagerten Mariupol. Die Bilder erweckten den Eindruck, die Stadt sei inzwischen besetzt und die Besatzer kümmerten sich um die Bevölkerung. Genau das Gegenteil war der Fall: Die russischen Invasoren waren zu diesem Zeitpunkt allenfalls in den Vororten von Mariupol angekommen. Die Innenstadt war noch in den Händen der ukrainischen Armee und der Stadtverwaltung. Der Blockadering und damit das Abschneiden der Nahrungsmittelzufuhr wurde immer enger gezogen.
Erschöpfung und Halluzinationen
Parallel zur Behauptung, humanitäre Hilfe werde geleistet, lag die Stadt unter einem Dauerbombardement. Die Menschen mussten weiterhin in Kellern und Bunkern hocken, wo sich schon seit Anfang März Unbeschreibliches abspielte. Babies starben an Dehydrierung und Unterernährung, den raumklimatischen und hygienischen Bedingungen in der kalten und feuchten Stadt. Menschen hatten vor „Erschöpfung Halluzinationen in den Kellern“, berichtete ein Militärführer aus Mariupol. Eltern und Großeltern starben vor den Augen ihrer Kinder und Enkel an Bombensplittern oder Schwäche.
„Meine Mutter hielt bis zur letzten Minute durch. Sie starb drei Tage vor unserer Evakuierung. Ich sagte meinem Bruder, dass sie fest schlief und nicht geweckt werden sollte. Aber er schien, alles zu verstehen,“ erinnerte sich die 16-jährige Katja, die mit ihrem fünfjährigen Bruder der Hölle von Mariupol entkam. Die Toten, so schilderte es das junge Mädchen, konnten wegen des Beschusses und der Eiseskälte zeitweise nicht einmal aus den Schutzkellern gebracht und begraben werden. Strom und fließend Wasser gab es schon lange nicht mehr. Womit die Menschen sich ernährten, ist ein Rätsel.
Als Trinkwasserreservoirs dienten geschmolzener Schnee und Pfützen. Medikamente fehlten. Ärztliche Versorgung war auch für Schwerstverletzte kaum möglich, da Krankenhäuser bombardiert oder von Besatzern zwangsgeräumt wurden und Ärzte vor Erschöpfung nicht mehr konnten. Die Straßen liegen noch immer voller Leichen. In Krankenhauskellern und Bestattungsinstituten stapeln sie sich nur noch. Die Stadt, einst eine Perle am Südstrand der Ukraine, gleicht heute in weiten Teilen einer Mondlandschaft.
Warum Mariupol?
Bei der Frage, warum Putin Mariupol derart heimsucht, verweist der britische Geheimdienst auf die Landbrückenfunktion der Stadt. Mariupol liegt in der Tat zwischen dem separatistischen Donbas und der 2014 annektierten Krim. Diese ist bislang nur auf dem Seeweg und über die in den letzten Jahren eigens gebaute Hängebrücke über das Asowsche Meer vom russischen Kernland aus zu erreichen. In Mariupol kreuzen sich die Straßen von Donezk und die Europastraße aus Rostov am Don Richtung Krim. Parallel laufen Eisenbahnlinien durch die Stadt.
Aber mit der Landbrücken-These sei Putins Furor gegen die Stadt schon lange nicht mehr zu erklären, glaubt der persönliche Referent des Bürgermeisters von Mariupol. Die Landverbindung existiere nämlich faktisch schon seit ungefähr zwei Wochen. Mit einem kleinen Umweg durch die besetzen Gebiete ist die Krim nämlich mit Kraftfahrzeugen bereits an Mariupol vorbei erreichbar. Nun gibt es sicher weitere „harte“ Faktoren, die strategisch für ein Einnahme der Stadt am Asowschen Meer sprechen.
Sie war vor dem Krieg mit über 400.000 Einwohnern die zweitgrößte Hafenstadt, ein Zentrum der Stahl- und Metallindustrie. Aber nachdem selbst Raketenangriffe auf das berühmte Asow-Stahlwerk abzielten, ist deutlich, dass es wohl eher um „weiche“ Faktoren, eine Strafaktion geht. In Russlands Propaganda spielt Mariupol inzwischen eine zentrale Rolle als angebliches Zentrum jener „aggressiven Steinzeit-Nationalisten und Neonazis“ (Putin in seiner Rede an die Nation), die Putin als Rechtfertigung für seinen als Präventivoperation getarnten Angriffskrieg dient.
Asow und die russische Propaganda
Gemeint ist damit in erster Linie das Asowsche Bataillon. Diese nationalistische Militärformation ist in der Tat aus rechtsextremistischen Paramilitärs hervorgegangen. Putins Propaganda übersieht jedoch die Fakten Die Rechten in der Ukraine sind inzwischen politisch fast bedeutungslos, Asow ist durch Führungswechsel und Integration in die Nationalgarde weitgehend gezähmt – die Gruppierung speist sich ironischerweise eigentlich nur noch aus dem Konflikt Russlands gegen die Ukraine.
Doch Putin braucht Asow als Begründung für seinen vermeintlichen antifaschistischen Kampf, die „Entnazifizierung“ der Ukraine. Mariupol ist dafür das Exempel. Hier trotzte Asow schon 2014 erfolgreich dem Versuch, über die Stadt eine Landbrücke zur Krim zu schlagen. Hier war ihr Hauptquartier, bevor es vor einigen Tagen zerbombt und aufgegeben wurde.
Um Asow „auszuräuchern“³ – wie es inzwischen unverhohlen in der Kriegspropaganda heißt – scheint jedes Mittel recht. Die russischen und aus den separatistischen Gebieten hinzugezogenen Soldaten erwiesen sich als zu schwach für den Häuserkampf gegen Asow. In der separatistischen “Volksrepublik” Donezk werden nach ukrainischen Angaben inzwischen „Freiwillige“ rekrutiert. Ein derartiger Volkssturm ist allenfalls Kanonenfutter und völlig ungeeignet für Offensiven. Daher hat Putin die berüchtigte Privatarmee, die Wagner-Gruppe, in den Donbas geholt, die syrische Söldner für den Einsatz trainiert.
Kadyrows Söldner
Als Avantgarde fungieren tschetschenische Elitetruppen und Söldner unter ihrem berüchtigten, Putin-hörigen Führer Ramsan Kadyrow. Ob Kadyrow wirklich vor Ort war, wie er behauptet, ist nicht gesichert. Aber nach ersten militärischen Misserfolgen wirkt der Einsatz der Tschetschenen seit dem angeblichen Besuch deutlich organisierter und stringenter. Kadyrows Spezialisten sollen Asow brechen, sie kämpfen sich in Mariupol inzwischen brutal von Haus zu Haus – mit Drohnen, Maschinengewehrsalven und Mörsern. Ist ein Quartier erobert, werden die Häuser nach Männern durchsucht. Diese müssen sich entblößen und werden nach Militärabzeichen gefilzt.
Dass traditionelle Asow-Leute Wolf-Tattoos am Körper tragen, wird ihnen zum Verhängnis. Offenbar werden sie gefoltert – aus Rache oder um ihnen militärische Geheimnisse zu entlocken. Russische und tschetschenische Propagandvideos zeigen Kriegsgefangene mit rotblauen Gesichtsfärbungen, was auf Folter zu schließen lässt. In einem Video im Netz wird von der russischen und separatistischen Propaganda sogar eine Scheinhinrichtung von einem angeblichen Asow-Führer gezeigt. Es ist nicht verifizierbar, ob diese Bilder echt oder inszeniert sind. Inzwischen häufen sich aber Berichte, beispielsweise von Vertretern der Stadtverwaltung Mariupol, die Derartiges bestätigen. Ob echt oder nicht – der Effekt der Bilder ist der gleiche: Terror verbreiten.
Orchestriert werden derartige Bilder von martialischen Losungen, die im Namen von Kadyrow persönlich ausgegeben werden. Dort werden sie als „Bandera, Nazis und Satan“ beschimpft. Es wird unverhohlen mit Liquidierung und Bestrafung gedroht. Da diese militärischen Befehle direkt von seinen Soldaten empfangen werden können, tragen sie einen Genozid-ähnlichen Charakter. Kadyrow beruft sich dabei auf seinen Oberbefehlshaber Wladimir Putin. Dass Mariupol von Teufeln im Namen Allahs befreit werden soll, heiligt die Exzesse vorab. „Das ist der wahre tschetschenische Geist, der nur Allah dem Allmächtigen unterworfen ist und den niemand brechen kann.“- so Kadyrow am 4. April.
Butscha ist auch in Mariupol.
Reise der Wahrheit
Weil der Krieg für eine Spezialoperation zu lange dauert, für Russland zu viele Tote produziert und die westliche Berichterstattung über Bombenschäden und russischen Verluste trotz Medienzensur in Russland zu dominieren drohte, hat die russische Armee zusammen mit Kadyrow vor einigen Tagen in der Südukraine eine neue Medienoffensive gestartet. Diese sogenannte „Spezpropaganda“, wurde Anfang April explizit als “Reise der Wahrheit“ angekündigt. Russische Journalisten werden von tschetschenischen Kämpfern zu Kampfplätzen mitgenommen. Damit stammt inzwischen das „beste“ Bildmaterial aus dem bedrängten Mariupol nicht mehr aus ukrainischen, sondern russischen Quellen.
Auch deutsche Medien scheinen sich an solchem Material zu bedienen – ohne über deren Herkunft immer Rechenschaft abzulegen. Printmedien wie Die Welt verkündeten auf Basis von offenbar unüberprüften Agenturmeldungen die faktische Besetzung der Innenstadt von Mariupol, als die Kämpfe noch liefen. In russischen Videos werden zerstörte Häuser, obdachlose, hungernde Menschen als Opfer der ukrainischen Nationalisten dargestellt. Das russische und tschetschenische Militär bemüht sich um die „Befreiung“ der Bevölkerung, geleitet Omas und Kinder aus den Trümmern und organisiert Hilfe und Essen. Offenbar finden sich für Medien wie dem russischen Staatsmedium Russia Today auch immer wieder Interviewpartner, die – gekauft oder weil sie Opfer von Kollateralschäden wurden – als von Asow getroffene Augenzeugen herhalten.
Mit solchen Bildern soll die russische Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit der Spezialoperation überzeugt werden, und angesichts von Sanktionen auf Durchhaltewillen und Opferbereitschaft für die russische Armee getrimmt werden. Seit dem 1. April entlässt Russland einen Jahrgang von Rekruten und hofft auf mehrere Zehntausende Selbstverpflichtungen, um die Lücken der Gefallenen und Verwundeten ersetzen zu können.
Mariupol stirbt zentimeterweise
Wohin treibt Mariupol?
Mariupol stirbt zentimeterweise. Im Nachhinein wird die Öffentlichkeit feststellen, dass es eine humanitäre Katastrophe war, die das bosnische Srebrenica, ja auch Butscha noch übertrifft. Die Zahl der Toten, Verletzten und Vertriebenen kann derzeit keiner zählen. Und trotz einzelner Evakuierungen – knapp über 3000 Menschen konnten so die letzten sieben Tage gerettet werden – bleiben 100 bis 200.000 Einwohner im Großraum Mariupol (wohl mehrere 10.000 allein im Innenstadtbereich). Täglich gehen der Bombenhagel und das Hungern weiter. Die Stadt ist wie der Libanon im Bürgerkrieg parzelliert: in jedem Stadtteil herrscht eine andere militärische und politische Macht.
Im besetzten Norden hat am 3. April in einer Schule eine Versammlung stattgefunden. Eigens zusammen gekarrte „Deputierte“ wählten einen neuen prorussischen Bürgermeister und einen Sekretär. In den Augen der gewählten ukrainischen Stadtverwaltung ein illegaler Akt eines russischen „Agenten“. Die Stadt ist jetzt faktisch zweigeteilt. So fing es einst im Donbas an, dessen Separatisten sich jetzt der Russischen Föderation anschließen wollen.
Nach Erkenntnissen der ukrainischen Militäraufklärung soll die Ukraine von Putin zweigeteilt werden – nach koreanischem Vorbild. Nur mit dem Unterschied, dass die Ukraine an drei Seiten verkleinert werden und ihr möglichst der komplette Zugang zum schwarzen Meer genommen werden soll. Ob Putin dann weitermacht und ein zweites Mal auf Kyjiw marschieren lässt – das weiß niemand. Und das hängt auch vom Ausgang der Schlacht um Mariupol ab. Die ukrainische Verwaltung hat die Bürger im Südosten aufgefordert, die Gegend zu verlassen. Gerechnet wird mit einer russischen Offensive aus dem Osten. Eine Schlacht, die zur Vorentscheidung in diesem Krieg werden dürfte. Für Mariupol sowieso.
Wie lange hält Mariupol stand?
Die Stadtverwaltung versucht den Anfängen, die ukrainische Legitimität in Mariupol zu untergraben, entgegenzusteuern. Sie ist offenbar bemüht, die Arbeit so gut es geht, weiterzuführen und bei den Evakuierungen – sofern sie denn stattfinden – zu helfen. Doch das Geschehen ist komplex. Es gibt Berichte von einzelnen Beamten, zum Beispiel bei der Polizei, die überlaufen. Die Besatzer verteilen hier und da Lebensmittel und angeblich auch Geld, damit Bewohner mit ihnen kooperieren oder dazu bereit sind, in Richtung Russland auszuwandern.
Wie lange hält eine vollkommen ausgehungerte, demoralisierte Bevölkerung dem Druck der Besatzer stand?
Wo die Leute nicht freiwillig nachgeben, wird laut Angaben des legitimen Bürgermeisters zwangsweise nachgeholfen. Auch Waisenkinder seien schon verschleppt worden. Dass sich immer noch ukrainische Soldaten, vor allem von Asow, in der Stadt aufhalten und auch auf (bescheidene) militärische Erfolge hinweisen können, grenzt an ein Wunder. Sie sind in den Augen der meisten Ukrainer jetzt schon Helden und manche vom Präsidenten entsprechend ausgezeichnet. Sie sind in Straßenkämpfe verwickelt, haben Scharfschützen postiert und melden sich täglich per Videobotschaft. Aber die Reden ihrer Kommandanten klingen täglich mehr nach verzweifelten Durchhalteparolen.
Munition und Nahrung gehen zur Neige. Die verzweifelte Hoffnung Mariupols auf Nachschub, auch an Waffen, und eine internationale Sperrung des Luftraumes, haben sich bisher nicht erfüllt. Ohne Pathos erinnert die Situation an die Spartaner, die im Jahre 480 v. Chr. am Termophylenpass bis zum letzten Mann das überlegene Heer der Perser aufzuhalten versuchten. Die Geschichte und ihr militärischer Sinn waren im Nachhinein Stoff für Dichter und Historiker.
Heute vollzieht sich das Drama von Mariupol als Reality-TV täglich vor unseren Augen. Doch wir sind nicht Zeugen ex post: wir können noch in das Geschehen eingreifen.
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag basiert auf mehrtägiger Recherche in zahlreichen ukrainischen, tschetschenischen, russischen und separatistischen Internetchannels. Die dort veröffentlichten Informationen wurden, so gut es ging, abgeglichen.
Der Artikel wurde am 8. April 2022 verfasst. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am 12. April hat der Sachstand in der Stadt verschlimmert. Die Stadt ist weitgehend erobert. Zynisch sprechen die Invasoren von „Befreiung“. Propagandisten von russischer Seite stellen im Fernsehen und auf sozialen Medien mit Bildern die Zerstörungen und das Leid der Menschen als Verbrechen der ukrainischen Nationalisten dar. Folterungen und Verschleppungen scheinen an der Tagesordnung zu sein. Söldner aus Tschetschenien und Soldaten aus den Separatistengebieten gehen mit aller Härte vor. Inzwischen ist von einem umzäunten Lager für verschleppte Ukrainer in Pensa, Russland, die Rede.
Mehr Texte vom Autor gibt es im Aufarbeitungsforum Heute und Gestern.
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