Winter der Solidarität mit der Ukraine
Das Zentrum Liberale Moderne und die Allianz Ukrainischer Organisationen luden zur Veranstaltung „Winter der Solidarität mit der Ukraine“ am 14. Dezember in die Immanuelkirche ein.
Die Lage in der Ukraine ist dramatisch. Russlands gezielte Angriffe auf die ukrainische zivile Infrastruktur – Strom- und Wärmeversorgung, Industriebetriebe und Verkehrswege – gehen weiter. Der Ukraine droht ein Winter der Dunkelheit, der Kälte und des Hungers. Wie ist die Lage in verschiedenen Regionen der Ukraine? Wie geht es den Menschen in Luhansk und in den befreiten Gebieten der Region Cherson? Welche Unterstützung wird gebraucht und wie können wir konkret helfen? Um diese und weitere Fragen ging es in der Veranstaltung.
BEGRÜßUNG
Oleksandra Bienert, Vorstandsvorsitzende der Allianz Ukrainischer Organisationen
INPUT
- Kateryna Skrypova (Luhansk/Kyjiw), Vorstandsvorsitzende der NGO Vostok SOS
- Yuliia Polishchuk (Cherson/Berlin), Vorstand Ukrainische Schule Berlin e.V.
DISKUSSION
- Marieluise Beck (Berlin), Senior Fellow beim Zentrum Liberale Moderne
- Andriy Ilin (Tscherniwzi/Berlin), Ukraine-Hilfe Berlin e.V. / Vorstand Ukrainische Orthodoxe Kirchengemeinde e.V.
- Danylo Poliluev-Schmidt (Donezk/Potsdam), Vorstand IWEK e.V.
- Khrystyna Rybachok (Kyjiw/Prag), Information Defense Hub, Vorstand Professional Government Association in Ukraine
MODERATION
Dr. Kateryna Rietz-Rakul (Lwiw/Berlin), Vorsitzende kul’tura e.V.
Eindrücke der Veranstaltung in der Immanuelkirche
Ausgewählte Zitate
„Ich selber war auch Teil der DDR-Oppositionsbewegung, und ich muss immer wieder daran denken, welches Glück wir hatten, dass nicht nur wir in der DDR, sondern auch in Polen, in Tschechien wieder eine Revolution machen konnten und unsere Freiheit erringen konnten, ohne dass ein Tropfen Blut vergossen ist. [...] Für mich persönlich, aber auch für viele in dieser Gemeinde eine Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass die beiden letzten Völker, die immer noch nicht in Freiheit leben können, die Ukrainerinnen und Ukrainer und das Volk von Belarus von uns unterstützt werden.“
Uwe Lehmann, Immanuelkirche
„In den 1930er Jahren hat die Sowjetunion versucht, die Ukraine mit Hunger zu ermorden, auszulöschen und nun wird das gleiche versucht, aber mit der Kälte. Die Menschen in der Ukraine leben derzeit ohne Licht, Wasser und Heizung.“
Oleksandra Bienert, Allianz Ukrainischer Organisationen
„Vor allem in der Donezker Oblast haben die Menschen keine Ressourcen, um ihr Zuhause wieder aufzubauen. Alle Brücken sind zerstört, alle Stromleitungen sind kaputt. Zum Teil sind 95 % aller Häuser in der Donezker Oblast zerstört sind. Die Menschen wohnen in Kellern, kochen Essen auf primitiven Holzöfen und manchmal leben da 50 Menschen in einem Ort. Darum ist für uns als Organisation, die humanitäre Hilfe implementiert, ist die ukrainische Armee extrem wichtig. Denn sie helfen uns, die humanitäre Hilfe dorthin zu bringen, wo wir es einfach nicht können, weil dort aktive Kampfhandlungen stattfinden. [...] Ein weiteres Thema ist Minenräumung. Denn weder unser Katastrophenschutz noch die Polizei schafft es, die Gebiete von Minen freizuräumen. Das Risiko auf eine Mine zu treten in den umkämpften Gebieten ist sehr hoch. Deshalb brauchen wir Unterstützung, was die technischen Mittel für Minenräumung betrifft, aber auch Fachmenschen und auch der Schutz unserer Bevölkerung oder der Schutz unserer Spezialisten, die das machen.“
Kateryna Skrypova (Luhansk/Kyjiw), Vorstandsvorsitzende der NGO Vostok SOS
„In meiner Heimatstadt Cherson wurde man vergewaltigt, missbraucht, getötet, nur weil man zu Hause in ukrainischer Stadt leben wollte. Menschen und Geschäfte wurden systematisch ausgeraubt, kulturelle Werte wurden weggenommen. Ganze Bibliotheken mit ukrainischen Büchern wurden verbrannt. Nach Ansicht der russischen Behörden ist man als Ukrainer kein Mensch und hat kein Recht zum Leben oder Existieren. [...] Heute herrscht in Cherson eine katastrophale Situation: Kälte, Dunkelheit, Warteschlangen, Geld für Trinkwasser, Treibstoff, fehlende oder unterbrochene Stromversorgung, Warteschlangen für das Aufladen von Handys, kilometerlange Schlange für humanitäre Hilfe. Die Menschen leiden, aber sie sind stolz, frei zu sein.“
Yuliia Polishchuk (Cherson/Berlin), Vorstand Ukrainische Schule Berlin e.V.
„Die Ukraine als Nation und als Volk mit einer eigenen Geschichte und einer eigenen Sprache kann von dieser europäischen Landkarte nicht mehr ausgelöscht werden. Das ist die Paradoxie von Putins Wünschen, nämlich die Ukraine auszulöschen. Und das Gegenteil ist passiert. [...] Das ist ein Vernichtungskrieg. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir jeden Tag von einem Vernichtungskrieg sprechen sollten. Und das ist der Begriff, der sich einbürgern muss und nicht der Begriff des Angriffskriegs.“
Marieluise Beck (Berlin), Senior Fellow beim Zentrum Liberale Moderne
„Es gibt tatsächlich enorm viele Menschen aus der Ukraine in Berlin, die aus den umkämpften Gebieten gekommen sind, die ihre Häuser verloren haben, wo die Ehemänner in Kämpfen oder eben getötet wurden. Diese Menschen brauchen Unterstützung und diese kriegen sie bei uns durch den Gottesdienst und über unsere Pfarrer in der Ukrainischen Orthodoxen Kirche. [...] Wir schicken circa dreieinhalb Tonnen Hilfsgüter mit Kleintransporter jede Woche in der Ukraine und dann auch fast jeden Monat kriegen wir noch einen LKW, der die gesammelten Hilfsgüter in die Ukraine bringt. Aber das sind alles Tropfen. Das ist alles nicht genug. Es muss viel, viel mehr sein, um im Angesicht des kalten Winters, was jetzt vor uns steht. Da braucht man alles Warmes.“
Andriy Ilin (Tscherniwzi/Berlin), Ukraine-Hilfe Berlin e.V. / Vorstand Ukrainische Orthodoxe Kirchengemeinde e.V.
„Humanitäre Hilfe endet nicht nur mit den Medikamenten. Humanitäre Hilfe, das ist auch die Unterstützung für die Kultur. Sehr viele Leute vergessen, dass wir auch die ukrainische Kultur unterstützen müssen. Und das ist ein Stichpunkt, weil dieser Krieg nicht nur Krieg gegen eine Nation oder gegen ein Land ist – das ist ein Krieg gegen Sprache und Identität.“
Danylo Poliluev-Schmidt (Donezk/Potsdam), Vorstand IWEK e.V.
„In der Ukraine alleine gibt es sieben Millionen Binnenflüchtlinge. Und was diese Menschen jetzt unbedingt brauchen, ist Wohnraum. Es werden die sogenannten Mobil-Häuser gebaut und der Bedarf an diesen Häusern ist immer noch sehr groß. Auch brauchen wir Pumpen. Wir brauchen Bagger, wir brauchen Geräte, die Wasser reinigen. Wir brauchen alles, um das Leben überhaupt weiter zu erhalten.“
Khrystyna Rybachok (Kyjiw/Prag), Information Defense Hub, Vorstand Professional Government Association in Ukraine
Die Veranstaltung wurde mit freundlicher Unterstützung gefördert von
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