Auf­wa­chen, Europa!

Am 24. Februar, dem zweiten Jah­res­tag des rus­si­schen Groß­an­griffs auf die Ukraine, demons­trierten mehrere Tausend Men­schen vor dem Bran­den­bur­ger Tor ihre Soli­da­ri­tät mit der Ukraine. Während der Ver­an­stal­tung wandte sich auch der Gründer des Zen­trums Libe­rale Moderne, Ralf Fücks, an die Menge. Wir doku­men­tie­ren hier seine Rede.

Es fällt schwer, über die deut­sche Politik gegen­über der Ukraine ohne Scham und Zorn zu reden. Der Bun­des­kanz­ler wird nicht müde auf­zu­zäh­len, was Deutsch­land alles für die Ukraine tut. Tat­säch­lich hat sich unsere Politik seit dem 24. Februar 2022 ein großes Stück bewegt. Aber leider sind wir auf halbem Wege stehengeblieben.

Die ent­schei­dende Frage lautet, ob wir genug tun, damit die Ukraine sich erfolg­reich gegen die rus­si­sche Aggres­sion behaup­ten kann. Jeder kennt die Antwort: Nein. Wir tun nicht genug, und wir tun nicht, was wir tun können.

Nicht nur, weil der Kanzler immer noch die Lie­fe­rung von Marsch­flug­kör­pern blo­ckiert, mit denen sich die Ukraine mili­tä­risch Luft ver­schaf­fen könnte. Taurus ist nur ein Bei­spiel unter vielen Ver­säum­nis­sen. Wir handeln immer noch nach dem Muster „too little, too late“.

Unser Zögern, unsere Furcht, unsere Unent­schlos­sen­heit spielen Putin in die Hände. Seine Kriegs­ziele sind unver­än­dert. Der kleine Mann im Kreml will die Ukraine unter­wer­fen – und wenn ihm das nicht gelingt, sie zumin­dest maximal zerstören.

Machen wir uns nichts vor: Dieser Krieg wird nicht mit einem „Kom­pro­miss“ enden. Die Ukraine wird ihn ent­we­der gewin­nen oder ver­lie­ren. Und wenn der Westen nicht endlich auf­wacht, wird Russ­land gewin­nen. Das wäre eine Kata­stro­phe nicht nur für die Ukraine. Europas Sicher­heit läge in Trüm­mern, die Feinde der Frei­heit würden welt­weit tri­um­phie­ren. Der impe­riale Wahn Putins muss in der Ukraine gestoppt werden. Sonst ist Feuer unter dem Dach.

Noch haben wir die Mög­lich­keit, das Ruder her­um­zu­wer­fen. Und das heißt:

  1. Wir müssen alles tun, damit die Ukraine den Krieg gewinnt und die besetz­ten Gebiete mit Mil­lio­nen von Men­schen befreien kann.
  2. Wir müssen die Schlupf­lö­cher bei den Wirt­schafts­sank­tio­nen schließen.
    Bayer, Siemens, Metro, Adidas und alle anderen Firmen, die nach wie vor in Russ­land Geschäfte machen oder die Sank­tio­nen über Dritt­län­der umgehen, halten Putins Kriegs­ma­schine am Laufen. Sie sind mit­ver­ant­wort­lich für das Sterben in der Ukraine.
  3. Europa und die USA müssen die ein­ge­fro­re­nen Gut­ha­ben der rus­si­schen Zen­tral­bank beschlag­nah­men und der Ukraine zu Ver­fü­gung stellen.
  4. Die Ukraine braucht eine klare NATO-Per­spek­tive. Ohne Mit­glied­schaft im trans­at­lan­ti­schen Bündnis gibt es keine Sicher­heit für die Ukraine, und ohne die Ukraine gibt es keine Sicher­heit für Europa.
  5. Die rus­si­sche Führung muss für den Angriffs­krieg und all die Kriegs­ver­bre­chen in der Ukraine zur Ver­ant­wor­tung gezogen werden. Keine Angst vor einem Regime­wech­sel in Moskau! Solange Putin an der Macht ist, wird es keinen nach­hal­ti­gen Frieden in Europa geben.

Es gibt ein altes deut­sches Sprich­wort: In Gefahr und größter Not bringt der Mit­tel­weg den Tod. Das gilt auch für unsere Politik gegen­über dem rus­si­schen Angriff auf die Ukraine und Europa. Noch ist es nicht zu spät, das Ruder herumzuwerfen.

Wach auf, Europa! Slawa Ukra­jini!

Portrait Fücks

Ralf Fücks ist geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter des Zen­trums Libe­rale Moderne und wirkte zuvor 21 Jahre als Vor­stand der Hein­rich Böll Stiftung.

 

 

 

 

 

 

 

 

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