Weshalb „Ukraine verstehen“?
Kyjiw und Berlin sind nur zwei Flugstunden voneinander entfernt. Aber es gibt hierzulande nur wenig Verständnis dafür, was in und mit der Ukraine geschieht – und warum das für den ganzen Kontinent von Bedeutung ist.
In Deutschland empfinden viele die Nation als etwas, das wir mit der europäischen Einigung hinter uns gelassen haben. So etwas wie nationale Souveränität erscheint längst überholt. Gleichzeitig ist das Vorurteil weit verbreitet, die Ukraine sei keine richtige Nation, sondern ein Kunstgebilde, dem kein Recht auf politische Souveränität zustünde.
Für die Ukraine geht es aber tatsächlich darum, sich zu einer politischen Nation zu formen und einen souveränen Nationalstaat aufzubauen. Für das Land ist das eine Frage von Sein oder Nichtsein. Die Ukraine muss ihre Unabhängigkeit und territoriale Integrität mit Waffen verteidigen. Gleichzeitig kämpft das Land mit seinen inneren Problemen: Korruption, die Verquickung von politischer und wirtschaftlicher Macht, Intransparenz und Bürokratismus, eine hohe Zahl Binnenvertriebener und eine veraltete Wirtschaft. Das Verständnis für diese Realitäten und die Wahrnehmung der Ukraine als Land mit einer eigenen Kultur, einer eigenen Geschichte und dem Recht auf eine eigene Zukunft zu schärfen, ist eine unserer Aufgaben.
Die Ukraine steht heutzutage sinnbildlich für die Auseinandersetzung zwischen autoritären Vorstellungen von Politik und Gesellschaft und der Weiterentwicklung der liberalen Moderne. Sollte die vom Maidan angestoßene demokratische Transformation der Ukraine gelingen, hätte dies Strahlkraft für ganz Osteuropa.
Der Kreml hat dies nicht ohne Grund als Bedrohung für sein autoritäres Herrschaftsmodell erkannt. Der unerklärte Krieg in der Ostukraine fordert fast täglich seinen Blutzoll und destabilisiert das Land. Zugleich stellt die russische Führung damit die Grundlagen des friedlichen Zusammenlebens in Europa in Frage. Die Aufmerksamkeit für die annektierte Krim und den kriegsgeschüttelten Donbas wach zu halten, sehen wir als weitere Aufgabe für uns.
Die Aggression des Kremls entlastet die Ukraine nicht von ihrer eigenen Verantwortung für den europäischen Weg. Dafür ist der Prozess der demokratischen Reformen ausschlaggebend. Deren Fortkommen ist nicht nur von außen, sondern auch von innen bedroht. Das mühsame Ringen um eine demokratische Ukraine kritisch und solidarisch zu begleiten und die europäische Perspektive der Ukraine zu verteidigen, ist eine dritte Aufgabe, der wir uns mit „Ukraine verstehen“ verpflichtet fühlen.
In diesem Sinne werben wir mit dieser Internet-Seite und mit Veranstaltungen quer durch die Bundesrepublik für die demokratische und europäische Sache der Ukraine. Machen Sie mit!
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