Ukraine Insights: Die Zukunft der Krim vor dem Hin­ter­grund des rus­si­schen Angriffskriegs

Fotos: Tobias Kunz

Die Zukunft der Krim stand im Mit­tel­punkt eines am 26. Oktober in Berlin von LibMod zusam­men mit dem Lviv Media Forum (LMF) ver­an­stal­te­ten Expert:innen-Round-Table. Mode­riert von Marie­luise Beck dis­ku­tier­ten die Teil­neh­men­den über die anhal­tende rus­si­sche Aggres­sion, die stra­te­gi­sche Bedeu­tung der Krim für die euro­päi­sche Sicher­heit und die Pläne der Ukraine für eine Wie­der­ein­glie­de­rung der Halbinsel.

Fast ein Jahr­zehnt ist es her, dass Russ­land die Krim 2014 wider­recht­lich besetzt hat. Während Russ­land seinen Krieg gegen die Ukraine fort­setzt, ist die Halb­in­sel sowohl ein stra­te­gi­scher Mili­tär­stütz­punkt für das Putin-Regime als auch das ulti­ma­tive Ziel für die Ukraine auf dem Weg zur Wie­der­her­stel­lung der ter­ri­to­ria­len Inte­gri­tät. Ein Jahr­zehnt rus­si­scher Herr­schaft hat der Halb­in­sel und ins­be­son­dere den Krim­ta­ta­ren sehr gescha­det, die Repres­sio­nen aus­ge­setzt sind und wieder einmal gezwun­gen waren, ihre Heimat zu verlassen.

Repres­sio­nen gegen Krimtataren

Die Dis­kus­sion beleuch­tete zu Beginn die Men­schen­rechts­lage auf der Krim. Sevgil Mus­aieva, Chef­re­dak­teu­rin der größten ukrai­ni­schen Online-Zeitung Ukra­jinska Prawda, wies auf die Unter­drü­ckungs­tak­ti­ken hin, die Russ­land seit Beginn der Besat­zung anwen­det, dar­un­ter die Aus­wei­sung unab­hän­gi­ger ukrai­ni­scher Medien und die gezielte Bekämp­fung der krim­ta­ta­ri­schen Ver­tre­tung Med­sch­lis. Mus­aieva betonte, dass diese Ver­stöße tiefe his­to­ri­sche Wurzeln hätten, die bis zur ersten Anne­xion der Krim durch Russ­land im 18. Jahr­hun­dert zurück­reich­ten. Maria Tomak, Lei­te­rin der Abtei­lung Krim-Platt­form in der Mission des ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten, empfahl in dem Zusam­men­hang die Lektüre des Euro­pa­rat-Berichts von Dunja Mija­to­vić über die aktu­elle Men­schen­rechts­si­tua­tion der Krimtataren.

Befrei­ung der Krim ent­schei­dend für euro­päi­sche Sicherheit

Im Hin­blick auf die euro­päi­sche Sicher­heit betonte Mus­aieva, dass die Befrei­ung der Krim nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die gesamte nörd­li­che Schwarz­meer­re­gion von ent­schei­den­der Bedeu­tung sei. Mit einer Mili­tär­ba­sis auf der Krim stelle Russ­land eine Bedro­hung für die Nach­bar­län­der der Euro­päi­schen Union und der NATO dar.  Wil­fried Jilge, Experte für die Ukraine und die Schwarz­meer­re­gion, erklärte, dass die Kon­trolle der Krim Russ­land nicht nur ermög­li­che die Ukraine zu desta­bi­li­sie­ren, sondern durch Marsch­flug­kör­per und andere Lang­stre­cken­waf­fen auch eine Macht­pro­jek­tion gegen die NATO im öst­li­chen Mit­tel­meer aus­zu­üben. Die Sicher­heit der gesam­ten Region sei untrenn­bar mit der Sicher­heit der Ukraine verbunden.

Langer Reinte­gra­ti­ons­pro­zess zu erwarten

Trotz der bevor­ste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen betonte Maria Tomak, dass sich die Ukraine aktiv auf die Rück­ge­win­nung der Krim und den anschlie­ßen­den Reinte­gra­ti­ons­pro­zess vor­be­reite. Auch wenn die genauen Abläufe der Befrei­ung noch unge­klärt seien, wolle die Ukraine auf die Zeit danach gut vor­be­rei­tet sein. Dabei wies Tomak auf die Not­wen­dig­keit eines umfas­sen­den Plans hin, der sicher­stelle, dass Per­so­nen, die mit den Besat­zungs­be­hör­den kol­la­bo­riert hätten, zur Rechen­schaft gezogen würden, während gleich­zei­tig die Anwoh­ner, die sich der Beset­zung wider­setzt hätten, ein­be­zo­gen würden.
Die Befrei­ung der Krim sei ein lang­fris­ti­ges Ziel, und es sei wichtig, sich Gedan­ken darüber zu machen, wie die Ukraine die Region nach der Rück­ge­win­nung wieder inte­grie­ren und wie die inter­na­tio­nale Gemein­schaft dabei helfen könne.

An der Ver­an­stal­tung nahmen Sevgil Mus­aieva, Chef­re­dak­teu­rin der größten ukrai­ni­schen Online-Zeitung Ukra­jinska Prawda, Maria Tomak, Lei­te­rin der Abtei­lung für die Krim-Platt­form bei der Mission des ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten in der auto­no­men Repu­blik Krim, und Wil­fried Jilge, Berater für die Ukraine und die Schwarz­meer­re­gion für die Ukraine Sta­bi­li­sa­tion Plat­form und Asso­ciate Fellow bei der Deut­schen Gesell­schaft für Aus­wär­tige Politik, teil.

Ukraine Insights bringt regel­mä­ßig Regie­rungs­ver­tre­ter:innen und Thinktank-Exper­t:innen zusam­men. Das Format dient als infor­melle Platt­form für ver­tiefte Dis­kus­sionen über Ent­wick­lun­gen in der Ukraine und in ihren Nachbarländern.

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