„Solange jemand ein Sklave bleibt, ist niemand von uns wirklich frei“
Der ukrainische Menschenrechtsaktivist, Journalist und Soldat Maksym Butkevych wurde am 18. Oktober 2024 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen. In seiner ersten öffentlichen Erklärung nach der Freilassung betonte er, wie wichtig es sei, die in der russischen Gefangenschaft inhaftierten Ukrainer und Ukrainerinnen nicht zu vergessen und sich weiterhin für ihre Befreiung einzusetzen.
Am 18. Oktober erreichte uns die freudige Nachricht: Maksym Butkevych wurde im Rahmen des 58. Kriegsgefangenenaustauschs zusammen mit 94 weiteren ukrainischen Verteidigern aus russischer Gefangenschaft freigelassen.
Trotz seiner pazifistischen Überzeugungen trat der prominente Menschenrechtler im März 2022 freiwillig in die ukrainische Armee ein, um sein Land gegen die russische Invasion zu verteidigen. Am 24. Juni 2022 wurde er von russischen Truppen in der Region Luhansk gefangen genommen und anschließend von einem russischen Gericht unter falschen Anschuldigungen zu 13 Jahren Haft verurteilt. Seine Strafe verbüßte er in einer Strafkolonie in der sogenannten „Volksrepublik Luhansk“.
Erstmalig wurden beim letzten Gefangenenaustausch auch Ukrainer freigelassen, die in Russland zu langen Haftstrafen verurteilt worden waren. Butkevychs Vater Oleksandr, erklärte: „Aus der Kolonie, in der Maksym inhaftiert war, wurde zuvor noch niemand entlassen. Sie waren die ersten von 40 Verurteilten, die nach und nach irgendwohin verlegt werden sollten. Es wäre gut, wenn diese Information verbreitet wird, um die Hoffnung zu stärken, dass sie auch ausgetauscht werden könnten.“
Von der Gefangenschaft zur Freiheit: Dank und Appell
Nach seiner Freilassung bedankte sich Butkevych in einem emotionalen Beitrag auf seinem Facebook-Account bei allen, die ihn während seiner Gefangenschaft unterstützt hatten. Er hob hervor, dass er nun das wahre Ausmaß dieser Solidarität erkenne und rief dazu auf, die inhaftierten und unterdrückten Menschen nicht zu vergessen:
„Meine lieben Brüder und Schwestern, Freunde und Freundinnen, diejenigen, die ich kenne – und diejenigen, denen ich noch nicht persönlich begegnet bin. Ich möchte, wenn es möglich ist – um das Unaussprechliche auszudrücken – all jenen meinen Dank aussprechen, die mich während meiner Gefangenschaft unterstützt haben, all jenen, die auf meine Rückkehr und meine Freilassung gewartet haben, und all jenen, die sich dafür eingesetzt haben, all jenen, die dafür gebetet haben: Euch allen – meinen großen, großen Dank. Keine einzige Minute in der Gefangenschaft habe ich daran gezweifelt, dass ich von treuen, freien und solidarischen Menschen unterstützt werde. Aber ich muss sagen, dass ich erst jetzt beginne, das Ausmaß der Unterstützung zu erkennen, und ich bin ein wenig überwältigt. Ich verneige mich vor Euch allen.
Frei zu sein ist Glück, und es ist der natürlichste menschliche Zustand, das Wesen des Menschen. Deshalb sind die Versuche, andere Menschen zu unterjochen, sie zu Sklaven, zu Waren, zu Objekten der Manipulation zu machen, eine Schande und ein Verbrechen von katastrophalem Ausmaß. Deshalb erlaube ich mir, meiner Dankbarkeit eine bescheidene Bitte hinzuzufügen: Vergessen wir bitte nicht, die Unterjochten und die Versklavten, die in Gefahr sind und deren Würde ständig auf die Probe gestellt wird; tun wir alles, was wir können, um sie zu befreien. Denn solange jemand ein Sklave bleibt, ist niemand von uns wirklich frei. Ich danke Euch und Gott segne Euch.“
Ein Leben für die Menschenrechte
Maksym Butkevych ist ein ukrainischer Menschenrechtsaktivist und Journalist. Bereits in jungen Jahren stellte er sich mutig gegen Ungerechtigkeiten – bereits 1990 nahm er an den Straßenprotesten der „Revolution auf Granit“ teil und zeigte damit früh seine Entschlossenheit, gegen Unterdrückung zu kämpfen. Sein Weg war von Anfang an von einer tiefen Überzeugung für die Rechte des Einzelnen geprägt.
Nach seinem Studium an der Philosophischen Fakultät der Taras-Schewtschenko-Universität Kyjiw im Jahr 1998 und einem Masterabschluss in Angewandter Anthropologie an der Universität von Sussex im Jahr 2006, begann Butkevych seine Karriere als Journalist. Er arbeitete sowohl in der Ukraine als auch international, unter anderem für den BBC World Service. Später war er als Kommunikationsbeauftragter beim UNHCR in der Ukraine, Moldau und Belarus tätig. Seine wahre Berufung fand er aber in der Menschenrechtsarbeit.
Im Jahr 2007 gründete Maksym das Projekts No Borders mit, eine Initiative, die sich für Asylsuchende einsetzte und gegen Fremdenfeindlichkeit kämpfte. Die Initiative zielte darauf ab, Asylbewerbern aus anderen Ländern und ukrainischen Binnenvertriebenen umfassende Unterstützung zu gewähren, das Asylsystem in der Ukraine zu reformieren und Fremdenfeindlichkeit und Hassrede zu bekämpfen.
Seit 2014 kämpfte er aktiv für die Freilassung ukrainischer politischer Gefangener, darunter Hennadij Afanasjew, Oleh Sentsow und Oleksandr Koltschenko aus russischen Gefängnissen.
Darüber hinaus war Maksym auch Mitbegründer des Menschenrechtszentrums ZMINA und des unabhängigen Senders Hromadske Radio. Mehrere Jahre war er Gastdozent an der Nationalen Universität Kyjiw-Mohyla-Akademie und Vorstandsmitglied der ukrainischen Sektion von Amnesty International sowie Mitglied des öffentlichen Rates des Innenministeriums.
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine half er bei der Evakuierung von Menschen in die westlichen Regionen des Landes oder ins Ausland.
Er trat am 4. März 2022 als Leutnant in die ukrainische Armee ein und war bis zu seiner Gefangennahme Kommandeur des zweiten Zuges der dritten Kompanie des 210. Spezialbataillons der Streitkräfte der Ukraine Berlingo.
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