„Moskau hat dem Mörder die Pistole in die Hand gelegt“

Foto: IMAGO /​ ZUMA Press

Pres­se­schau 20. August bis 2. Sep­tem­ber 2025:
Schock über Mord an Ex-Par­la­ments­prä­si­dent Parubij +++ Polen distan­ziert sich +++ Droh­nen­an­griffe auf die Druschba-Pipeline

Schock über Mord an Ex-Par­la­ments­prä­si­dent Parubij

Der ukrai­ni­sche Poli­ti­ker Andrij Parubij wurde am 30. August in Lwiw auf offener Straße erschos­sen. Wenig später nahmen die Behör­den den mut­maß­li­chen Atten­tä­ter fest, der den Mord gegen­über Journalist:innen gestand. Andrij Parubij hatte sich schon zu Sowjet­zei­ten für eine unab­hän­gige Ukraine ein­ge­setzt und die Politik nach deren Zerfall geprägt wie kaum ein anderer. Er war eine der Leit­fi­gu­ren der Oran­ge­nen Revo­lu­tion 2004 und orga­ni­sierte während der Maidan-Pro­teste 2013/​14 die frei­wil­lige Selbst­ver­tei­di­gung. Von 2016 bis 2019 war Parubij Par­la­ments­prä­si­dent. Die Nach­richt von der Ermor­dung des 54-Jäh­ri­gen löste lan­des­weit Schock und Trauer aus. Hun­derte Men­schen nahmen an seiner Bei­set­zung am 2. Sep­tem­ber in Lwiw teil. Ukrai­ni­sche Medien erin­nern an den Poli­ti­ker und äußern Ver­mu­tun­gen über die Hin­ter­gründe des sorg­fäl­tig geplan­ten Mordanschlags.

„Ein Abge­ord­ne­ter euro­päi­schen Zuschnitts“

Parubij sei einer der wenigen beschei­de­nen und auf­rich­ti­gen Poli­ti­ker gewesen, beschreibt LB:

„Für Parubij stand die Ukraine immer an erster Stelle. Wollte man das Wort ‚Patriot‘ mit einem ein­zi­gen Foto illus­trie­ren, wäre es sicher seines. […] [Die Par­la­ments­kor­re­spon­den­tin Anna Stes­henko erin­nert sich:] „Er hat viel geraucht und redete mit uns Journalist:innen immer von Mensch zu Mensch, auf Augen­höhe. Das klingt seltsam, aber meine Kolleg:innen werden mich ver­ste­hen. Er erlaubte sich nie Sachen wie die Abge­ord­ne­ten der Kom­mu­nis­ten oder der [einst pro­rus­si­schen] Partei der Regio­nen. Er gab stets fach­kun­dige Kom­men­tare ab. Machte sich jedes Mal Sorgen, nicht recht­zei­tig zur Abstim­mung zu kommen – er war sehr ver­ant­wor­tungs­be­wusst. Mit anderen Worten: Er war ein Abge­ord­ne­ter euro­päi­schen Zuschnitts.“

„Sein ganzes Leben lang auf den Krieg mit Russ­land vorbereitet“

Im Gespräch mit Sus­pilne erin­nert sich die Abge­ord­nete Vik­to­riia Siumar an Parubij:

„2014 kamen wir gemein­sam [als Abge­ord­nete] der Partei Volks­front ins Par­la­ment. Für uns war das Gesetz zur Dekom­mu­ni­sie­rung enorm wichtig. Später, als Par­la­ments­prä­si­dent, trieb [Parubij] viele Umbe­nen­nun­gen voran. [Im Rahmen der Dekom­mu­ni­sie­rung wurden in der Ukraine nach 2014 mas­sen­weise kom­mu­nis­ti­sche und russ­land­be­zo­gene Orts­na­men ent­fernt.] Er hat mich immer sehr unter­stützt: bei meinen Geset­zen zum Verbot rus­si­scher Filme, zur Sprache im Bil­dungs­we­sen, zu Quoten für ukrai­ni­sche Lieder [im Radio] oder die [ukrai­ni­sche] Sprache im Fernsehen […].

[Parubij] hat immer gesagt: ‚Mein ganzes Leben lang habe ich mich auf den Krieg mit Russ­land vor­be­rei­tet.‘ Er wusste, dass die Russen der Ukraine die Eigen­staat­lich­keit nicht schen­ken würden, und ver­stand, dass man dafür kämpfen muss. Sein Wirken war Teil dieses großen Kampfes.“

„Moskau hat dem Mörder die Pistole in die Hand gelegt“

NV ver­öf­fent­licht einen Beitrag der Abge­ord­ne­ten Iryna Herash­chenko, die den rus­si­schen Staat für den Mord an Parubij ver­ant­wort­lich macht:

„Berich­ten von Medien und ihren Quellen in den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den zufolge war der Mörder der Vater eines Frei­wil­li­gen, der als im Krieg ver­misst galt. Um den Leich­nam seines Sohnes [aus Russ­land] zu erhal­ten, willigt er in den Mord ein. Ein Mensch aus einem patrio­ti­schen, proukrai­ni­schen Umfeld wird in seiner Ver­zweif­lung vom [rus­si­schen Inlands­ge­heim­dienst] FSB ange­wor­ben und begeht ein schreck­li­ches Verbrechen.

Russ­land ist ein ver­rot­te­tes Land. Es tötet uns an der Front und von innen heraus. Es nutzt die Metho­den des [kom­mu­nis­ti­schen Geheim­diens­tes] NKWD, der die Men­schen während des Holo­do­mors [der bewusst her­bei­ge­führ­ten Hun­gers­not 1932/​33] und in den sta­li­nis­ti­schen Lagern zum Verlust ihrer Mensch­lich­keit und zum Kan­ni­ba­lis­mus trieb. Der NKWD hat unseren Helden in den Hin­ter­kopf geschos­sen. Und [jetzt hat] Moskau dem Mörder [Paru­byjs] die Pistole in die Hand gelegt – ganz nach dem Vorbild des NKWD. Nichts Neues.

Ein Ter­ror­staat, der von ‚Ent­na­zi­fi­zie­rung‘ spricht, aber in Wahr­heit die Zer­stö­rung der ukrai­ni­schen Iden­ti­tät und ihrer Men­schen […] anstrebt und gleich zu Beginn des Krieges Erschie­ßungs­lis­ten [mit den Namen] ukrai­ni­scher Staats­be­diens­te­ter erstellte, um all jene zu ver­nich­ten, die ukrai­ni­sches Gedan­ken­gut in sich tragen. Der Mord an Andrij ist ein Schuss in Geist und Herz des Maidan, er ver­kör­perte wie kein anderer unseren Protest und [unseren] Kampf für die Freiheit.“

„Die Blut­gier des rus­si­schen Pöbels stillen“

Der Mili­tär­be­ob­ach­ter Olek­sandr Kova­lenko warnt bei NV vor einer neuen rus­si­schen Taktik:

„Es ent­steht der Ein­druck, die rus­si­schen Geheim­dienste hätten sich für das Sze­na­rio ent­schie­den, bekannte Füh­rungs­fi­gu­ren der ukrai­ni­schen Demo­kra­tie- und Frei­heits­be­we­gung frü­he­rer Zeit zu ver­nich­ten – Men­schen, die heute auf der poli­ti­schen Bühne keine [beson­dere] Rolle mehr spielen, deren Ermor­dung jedoch die Raub­tier­in­stinkte [der Russen] weckt.

Das ist eine äußerst nega­tive Tendenz. Denn de facto geraten damit alle in die Schuss­li­nie, die an der Revo­lu­tion der Würde [2013/​14] teil­ge­nom­men haben – ins­ge­samt eine ziem­lich lange Liste poten­zi­el­ler Opfer.

Solche Morde ver­än­dern natür­lich weder den Verlauf der Kampf­hand­lun­gen noch wirken sie sich sonst irgend­wie auf das umkämpfte Gebiet aus. Viel­mehr sollen sie das Aus­blei­ben spek­ta­ku­lä­rer Siege an der Front aus­glei­chen, in dem sie punk­tu­ell die Blut­gier des rus­si­schen Pöbels stillen. Werden sie ver­su­chen, das Schei­tern der Som­mer­of­fen­sive durch die Ermor­dung bekann­ter ukrai­ni­scher Patrio­ten aus­zu­glei­chen? Offen­sicht­lich ja.“

Polen distan­ziert sich

Am 25. August legte Polens neu gewähl­ter Prä­si­dent Karol Naw­ro­cki sein Veto gegen Gesetze ein, die die finan­zi­elle Unter­stüt­zung für ukrai­ni­sche Kriegs­flücht­linge ver­län­gert hätten. Gewählt für seine natio­na­lis­ti­schen und ukrai­ne­kri­ti­schen Parolen, ver­kör­pert Naw­ro­cki eine zuneh­mend kühle Haltung gegen­über dem öst­li­chen Nach­barn, die in Polen an Boden gewinnt.

„Die Bot­schaft ist klar: Ukrai­ner, haut ab!“

LB schil­dert, wie sich die Ein­stel­lung der pol­ni­schen Gesell­schaft gegen­über ukrai­ni­schen Geflüch­te­ten seit Naw­ro­ckis Wahl­kampf spürbar ver­än­dert hat:

„Etwa 992.500 ukrai­ni­sche Staatsbürger:innen leben derzeit […] in Polen, einem Land mit 36 Mil­lio­nen Einwohner:innen. Das sind 23 Prozent aller Ukrainer:innen in der EU – mehr leben nur in Deutsch­land (etwa 1,2 Mil­lio­nen). Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Polen ist kul­tu­rell und geo­gra­fisch nah und war noch vor drei Jahren sehr offen gegen­über Ukrainer:innen.

Kurz vor den Prä­si­dent­schafts­wah­len änderte sich die Situa­tion jedoch, als bestimmte poli­ti­sche Gruppen beschlos­sen, die ‚ukrai­ni­sche Frage‘ pro­mi­nent auf die innen­po­li­ti­sche Agenda zu setzen. Selbst die Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten dis­ku­tier­ten über den [recht­li­chen] Status der Ukrainer:innen, wobei sich drei der fünf Spit­zen­kan­di­da­ten […] negativ über unsere Lands­leute äußerten.

Ende Juli fanden unter dem Motto ‚Polen den Polen‘ migra­ti­ons­feind­li­che Kund­ge­bun­gen in 80 pol­ni­schen Städten statt. Es wurde zwar nicht aus­drück­lich gesagt, dass sich das gegen Ukrainer:innen rich­tete, aber die Bot­schaft war klar – zum Bei­spiel für die Regis­seu­rin und Schrift­stel­le­rin Iryna Tsilyk. ‚Als ich mit meinem Sohn durch eine schöne, alte pol­ni­sche Stadt spa­zierte, sahen wir plötz­lich ein Graf­fito an der Wand: Ukrai­ner, haut ab!‘, schil­derte sie auf Facebook.

Wenn Prä­si­dent Karol Naw­ro­cki heute an seinen Wahl­kampf­slo­gan ‚Polen zuerst […]‘ erin­nert, ver­steht man ihn genau so.“

„Bedro­hung statt Sta­bi­li­tät für ukrai­ni­sche Frauen“

Die Ukra­jinska Prawda berich­tet über einen offenen Brief pro­mi­nen­ter Polin­nen gegen den Kurs des Präsidenten:

„‚Stellen Sie sich vor, Sie sind im Krieg – und ein Nach­bar­land behan­delt Ihre Frauen und Kinder wie poli­ti­sche Geiseln‘, heißt es in dem Appell […].

Statt [in Polen] Sta­bi­li­tät [zu finden], fürch­te­ten ukrai­ni­sche Frauen, erneut fliehen zu müssen und hätten das Ver­trauen in den pol­ni­schen Staat ver­lo­ren, so die Autorin­nen des Schreibens.

‚Wir, pol­ni­sche Frauen – Mütter, Ehe­frauen, Töchter, Schwes­tern und Groß­müt­ter – sagen ganz klar: Niemand hat das Recht, in unserem Namen Bedin­gun­gen an Frauen zu stellen, die vor einem Krieg fliehen. Wir akzep­tie­ren nicht, dass der Schmerz und das Leid von Men­schen, die unsere Unter­stüt­zung brau­chen, zum Zünd­stoff für Strei­tig­kei­ten gemacht werden. Wir werden nicht zulas­sen, dass das Ver­trauen zer­stört wird, auf dem unsere Gemein­schaft beruht.‘“

„Eine wich­tige Lehre für die Zukunft“

Die NV-Jour­na­lis­tin Olha Dukhnich warnt vor dem selbst­zer­stö­re­ri­schen, migra­ti­ons­feind­li­chen Popu­lis­mus in Polen, der eines Tages auch in der Ukraine auf­bre­chen könnte:

„Häufig ist es die inef­fek­tive Innen­po­li­tik dieser Länder im Bil­dungs- und Gesund­heits­we­sen oder bei der Alters­vor­sorge, die die Suche nach einem Sün­den­bock auslöst – und Schuld sind dann die Migrant:innen. Dazu trägt auch bei, dass die Men­schen in mittel- und ost­eu­ro­päi­schen Ländern tra­di­tio­nell wenig Ver­trauen in den Staat haben. Wenn Du mit der Politik unzu­frie­den bist und Ver­trauen in den Staat hast, dann adres­sierst Du Deine Kritik an den Staat – wenn Du aber kein Ver­trauen hast, suchst Du nach jeman­dem, der den Brunnen ver­gif­tet hat‘. […] Migrant:innen sind immer ein leich­tes Ziel, weil sie fremd sind. […]

Migra­ti­ons­feind­li­che Stim­mun­gen […] sind oft das Ergeb­nis einer Kom­bi­na­tion von Fak­to­ren, in denen sich eine Nation nicht mehr wie­der­erkennt. Das erleben wir auch in Polen: Wirt­schaft­lich braucht das Land drin­gend Migrant:innen, poli­tisch aber spielt es mit selbst­zer­stö­re­ri­schem Popu­lis­mus. Das ist auch für uns eine wich­tige Lehre für die Zukunft.“

Droh­nen­an­griffe auf die Druschba-Pipe­line

Ukrai­ni­sche Drohnen haben im Westen Russ­lands erneut die Öl-Pipe­line Druschba (dt. Freund­schaft) ange­grif­fen. Einst war die mehrere tausend Kilo­me­ter lange Pipe­line Symbol sowje­ti­scher Größe, heute übt Russ­land über die Öl-Lie­fe­run­gen Druck auf die Slo­wa­kei und Ungarn aus. Beson­ders der unga­ri­sche Regie­rungs­chef Viktor Orbán pflegt das Image des ewigen Frenemy Kyjiws, blo­ckiert regel­mä­ßig Hilfen und die EU-Inte­gra­tion der Ukraine. Können die Angriffe auf die Pipe­line das ändern?

„Fesseln statt Freundschaft“

Die mit der Ukra­jinska Prawda ver­bun­dene Jew­ro­pe­jska Prawda beschreibt, wie die Pipe­line zu einem Instru­ment geo­po­li­ti­schen Drucks gewor­den ist:

„Sowje­ti­sche Ideo­lo­gen zeigten sich ein­falls­reich bei der Namens­ge­bung für die großen Gas- und Ölpipe­lines, die die Vor­kom­men in Sibi­rien mit den Ländern Ost- und Mit­tel­eu­ro­pas ver­ban­den. Das erste System nannten sie ‚Bru­der­schaft‘, das zweite ‚Freund­schaft‘.

Im 21. Jahr­hun­dert erin­nert die Öl-Pipe­line ‚Freund­schaft‘ jedoch immer weniger an ein Symbol der Part­ner­schaft, sondern viel­mehr an Fesseln, die der Kreml seinen ‚beson­de­ren Freun­den‘ in Europa ange­legt hat. Wie kommt es, dass die unga­ri­sche Regie­rung […] nach mehr als drei­ein­halb Jahren groß­an­ge­leg­tem Krieg weiter auf die rus­si­sche ‚Freund­schaft‘ setzt? Statt ver­stärkt in die Diver­si­fi­zie­rung der Ver­sor­gungs­wege zu inves­tie­ren, bleibt Buda­pest starr­sin­nig eine Geisel seiner Abhän­gig­keit – und schlägt daraus auch noch poli­ti­sches Kapital.

Schon vor­über­ge­hende Unter­bre­chun­gen der Lie­fe­run­gen durch die [Öl-Pipe­line] ‚Freund­schaft‘ zeigen die Anfäl­lig­keit gegen­über rus­si­schen Ener­gie­res­sour­cen. Das liefert der EU ein wei­te­res Argu­ment, den Druck zu ver­stär­ken und den end­gül­ti­gen Ver­zicht auf rus­si­sches Öl zu erzwingen […].“

„Druck­mit­tel gegen Orbán“

Forbes sieht in den Angrif­fen ein Mittel, um Ungarn zur Koope­ra­tion mit Kyjiw zu bewegen:

„Trump rief Orbán an, nachdem er sich am 18. August im Weißen Haus mit Selen­skyj und euro­päi­schen Spitzenpolitiker:innen getrof­fen hatte. […] Er habe Orbán angeb­lich davon über­zeu­gen können, den Weg der Ukraine in die EU nicht weiter zu blockieren. […]

Die Angriffe auf die Druschba-Pipe­line seien eher ein par­al­le­ler Prozess dazu […], so ein Gesprächs­part­ner aus diplo­ma­ti­schen Kreisen. Die ukrai­ni­sche Führung habe schon lange ver­sucht, die Ölpipe­line […] als Druck­mit­tel gegen­über Orbán ein­zu­set­zen. Seit die USA ein­be­zo­gen seien, um die Blo­cka­de­hal­tung Ungarns gegen­über der ukrai­ni­schen EU-Inte­gra­tion auf­zu­lö­sen, scheine sich dafür ein Fenster der Gele­gen­heit geöff­net zu haben. Nach vier Angrif­fen auf die Druschba haben jeden­falls weder die USA noch die EU dies gegen­über der Ukraine öffent­lich kritisiert.

Könnten die Angriffe auf die Pipe­line den diplo­ma­ti­schen Fort­schritt auch zunichte machen? Trotz der schar­fen Rhe­to­rik von [Ungarns Außen­mi­nis­ter Péter] Szi­j­jártó gehe der diplo­ma­ti­sche Prozess weiter, wie der Besuch [des ukrai­ni­schen Vize­pre­mier Taras] Katshka [in Buda­pest Ende August] zeige, ist [Vitalii] Diat­chuk vom [ukrai­ni­schen Thinktank] Insti­tute of Central Euro­pean Stra­tegy überzeugt.

‚Der Besuch Katsh­kas war bereits vor den Angrif­fen geplant‘, betont der Gesprächs­part­ner aus diplo­ma­ti­schen Kreisen [gegen­über Forbes]. ‚Er wird die Bot­schaft über­mit­teln: Einigen wir uns [und blo­ckie­ren die EU-Inte­gra­tion der Ukraine nicht weiter].‘“

Anton Semyz­henko ist Redak­teur der eng­lisch­spra­chi­gen Ausgabe von babel.ua in Kyjiw mit über 15 Jahren Berufs­er­fah­rung als Jour­na­list im ukrai­ni­schen Medienbetrieb.

Chris­tian-Zsolt Varga ist freier Aus­lands­kor­re­spon­dent mit Schwer­punkt Ukraine, Ungarn und Europas Osten und berich­tet für ver­schie­dene euro­päi­sche Medien aus Kyjiw.

Ukrai­ni­sche Medien

Die Online-Zeitung Ukra­jinska Prawda ver­öf­fent­licht als regie­rungs­kri­ti­sches Medium inves­ti­ga­tive Artikel und deckte auch Kor­rup­ti­ons­fälle inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung auf. Sie zählt zu den meist­ge­nutz­ten Nach­rich­ten­por­ta­len der Ukraine.

Die Ukra­jinska Prawda wurde im Jahr 2000 vom ukrai­nisch-geor­gi­schen Jour­na­lis­ten Heorhij Gon­gadse gegrün­det, der im dar­auf­fol­gen­den Jahr – angeb­lich auf Ver­an­las­sung des dama­li­gen Prä­si­den­ten Leonid Kut­schma – ermor­det wurde. Die heutige Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­nisch-krim­ta­ta­ri­sche Jour­na­lis­tin Sevgil Mus­aieva.

Im Mai 2021 ver­kaufte die dama­lige Eigen­tü­me­rin Olena Prytula 100 Prozent der Anteile an Dragon Capital, eine ukrai­ni­sche Invest­ment-Manage­ment-Gesell­schaft, die vom tsche­chi­schen Unter­neh­mer Tomáš Fiala gelei­tet wird.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 69,6 Millionen

Das Online-Nach­rich­ten­por­tal und ‑Fern­se­hen Hro­madske finan­ziert sich über Crowd­fun­ding bei seinen Lese­rin­nen und Lesern, Spenden, Werbung und über für andere Medien auf­ge­nom­mene Videos.

Hro­madske wurde als NGO mit dazu­ge­hö­ri­gen Online-Medien im Novem­ber 2013 mit Beginn des Euro­mai­dan gegrün­det. Die jetzige Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Jewhe­nija Motorewska, die sich zuvor mit dem Thema Kor­rup­tion in ukrai­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den befasst hat.

Die Wei­ter­ent­wick­lung von Hro­madske wird von einem Vor­stand vor­an­ge­trie­ben, der aus sieben pro­mi­nen­ten ukrai­ni­schen Per­sön­lich­kei­ten besteht, dar­un­ter Nobel­preis­trä­ge­rin Olek­san­dra Matwijtschuk.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2,8 Millionen

Der ukrai­ni­sche Fern­seh­sen­der mit Online-Nach­rich­ten­por­tal, dessen Chef­re­dak­teu­rin die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Chry­styna Hawryl­juk ist, wird finan­zi­ell von der ukrai­ni­schen Regie­rung unter­stützt. In diesem Zusam­men­hang hat sich die Website einer aus­ge­wo­ge­nen Bericht­erstat­tung verpflichtet.

Das renom­mierte Insti­tute of Mass Infor­ma­tion führte Suspilne.Novyny im Sep­tem­ber 2021 auf der soge­nann­ten „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die ein sehr hohes Niveau an zuver­läs­si­gen Infor­ma­tio­nen bieten.

Suspilne.Novyny wurde im Dezem­ber 2019 gegrün­det und gehört zur Natio­na­len öffent­li­chen Rund­funk­ge­sell­schaft der Ukraine. Im Januar 2015 war die zuvor staat­li­che Rund­funk­an­stalt ent­spre­chend euro­päi­schen Stan­dards in eine öffent­li­che Rund­funk­ge­sell­schaft umge­wan­delt worden.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 7,4 Millionen

NV ist eine Print- und Online-Zeit­schrift, deren Schwer­punkt auf Nach­rich­ten aus dem Ausland und der ukrai­ni­schen Politik liegt. Zu den Haupt­the­men zählen die inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung der Ukraine, Kor­rup­tion sowie die künf­tige Ent­wick­lung des Landes. Die Online-Ausgabe ver­öf­fent­lich oft Artikel renom­mier­ter aus­län­di­scher Medien wie The Eco­no­mist, The New York Times, BBC und Deut­sche Welle. Die Zeit­schrift erscheint frei­tags als Druck­aus­gabe auf Ukrai­nisch, die Website ist auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch ver­füg­bar. NV gilt als eine der zuver­läs­sigs­ten Nach­rich­ten­quel­len in der Ukraine.

NV wurde im Jahr 2014 – ursprüng­lich unter dem Namen Nowjoe Wremja („Die neue Zeit“) – vom ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Witalij Sytsch gegrün­det, der die Chef­re­dak­tion über­nahm. Zuvor arbei­tete Sytsch bei dem eben­falls popu­lä­ren Magazin Kor­re­spon­dent. Er verließ Kor­re­spon­dent, nachdem es an Serhij Kur­tschenko – einen Janu­ko­wytsch nahe­ste­hen­den Olig­ar­chen aus Charkiw – ver­kauft worden war. NV gehört zum Ver­lags­haus Media-DK, dessen Eigen­tü­mer der tsche­chi­sche Unter­neh­mer Tomáš Fiala ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 27,1 Millionen

Dser­kalo Tyschnja liefert Hin­ter­grund­be­richte und Ana­ly­sen; das The­men­spek­trum umfasst poli­ti­sche, wirt­schaft­li­che, soziale und kul­tu­relle Themen. Die Zeitung betrach­tet die ukrai­ni­sche Politik und deren Akteure in einem inter­na­tio­na­len Zusam­men­hang. Dser­kalo Tyschnja steht auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die zuver­läs­sige Infor­ma­tio­nen liefern.

Dser­kalo Tyschnja ist eine der ältes­ten ukrai­ni­schen Zei­tun­gen und erschien zuerst 1994. Seit 2020 ist die Zeitung nur noch online ver­füg­bar: auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch. Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Mostowa, Ehefrau des ehe­ma­li­gen ukrai­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters Ana­to­lij Hrysenko.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 4,7 Millionen

Das ukrai­ni­sche Online-Magazin Babel wurde im Sep­tem­ber 2018 gegrün­det. Das The­men­spek­trum umfasst soziale und poli­ti­sche Themen; beson­de­res Augen­merk gilt aber auch Nach­rich­ten aus der Wis­sen­schaft und über neue Technologien.

Nach dem 24. Februar 2022 wurde die zuvor eben­falls ange­bo­tene rus­si­sche Version der Website geschlos­sen. Statt­des­sen wird nun eine eng­li­sche Version ange­bo­ten. Babel finan­ziert sich über Spenden. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter von Babel enga­gie­ren sich in zahl­rei­chen Pro­jek­ten, die darauf abzie­len, die ukrai­ni­schen Streit­kräfte während des Krieges zu unterstützen.

Die Eigen­tü­mer des Online-Maga­zins sind der erste Chef­re­dak­teur Hlib Husjew, Kateryna Kober­nyk und das slo­wa­ki­sche Unter­neh­men IG GmbH.

Heute ist die ukrai­ni­sche Jour­na­listin Kateryna Kober­nyk Chef­re­dak­teurin von Babel.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 1,1 Millionen

Das Online-Magazin LB gehört zum Hor­schenin-Insti­tut, einer ukrai­ni­schen Denk­fa­brik, die sich mit poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Pro­zes­sen in der Ukraine und der Welt beschäf­tigt. LB hat sich auf Inter­views spe­zia­li­siert; häufige Themen sind die ukrai­ni­sche Innen- und inter­na­tio­nale Politik sowie soziale Fragen in der Ukraine.

LB wurde im Juni 2009 unter dem Namen Liwyj Bereh gegrün­det, Chef­re­dak­teu­rin Sonja Kosch­kina hat seit 2018 einen eigenen Youtube-Kanal „Kish­kiNA“, auf dem sie Inter­views mit ver­schie­de­nen Per­so­nen veröffentlicht.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2 Millionen

Im Fokus des ukrai­ni­schen im Jahr 2000 gegrün­de­ten Online-Nach­rich­ten­por­tals LIGA stehen wirt­schaft­li­che, poli­ti­sche und soziale Themen. Seit 2020 steht LIGA auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die stets präzise Infor­ma­tio­nen und zuver­läs­sige Nach­rich­ten anbieten.

Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Bankowa, die davor eine lei­tende Posi­tion bei dem Online-Magazin Hro­madske hatte.

Der Eigen­tü­mer des Nach­rich­ten­por­tals ist die ukrai­ni­sche unab­hän­gige Media­hol­ding Liga­me­dia, deren Geschäfts­füh­rer Dmytro Bon­da­renko ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 8,5 Millionen

Censor prä­sen­tiert sich als Website mit „emo­tio­na­len Nach­rich­ten“. Der Fokus liegt vor allem auf innen­po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen. Seit dem rus­si­schen Über­fall auf die Ukraine sind viele Bei­träge den Ereig­nis­sen an der Front und den ukrai­ni­schen Streit­kräf­ten gewid­met. Censor ist auf drei Spra­chen ver­füg­bar: Ukrai­nisch, Rus­sisch und Englisch.

Das Nach­rich­ten­por­tal Censor wurde 2004 vom bekann­ten ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Jurij Butusow gegrün­det und zählt zu den popu­lärs­ten Nach­rich­ten­sei­ten des Landes. Butusow gilt als schar­fer Kri­ti­ker von Prä­si­dent Selen­skyj. Er erhebt schwere Vor­würfe in Bezug auf Kor­rup­tion inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung, schlechte Vor­be­rei­tung auf den Krieg gegen Russ­land und unbe­frie­di­gende Ver­wal­tung der Armee. Butusow wird von über 400.000 Men­schen auf Face­book gelesen. Seine Posts auf dem sozia­len Netz­werk haben enormen Ein­fluss und lösen hitzige Dis­kus­sio­nen aus.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 59 Millionen

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