„Als sei die deut­sche Jugend zu den Waffen gerufen“

Demonstranten mit Schildern Transparenten Fahnen auf der Strasse Demo unter dem Motto Nein zur Wehrplicht Ja zum Leben am 05.12.2025 in Hamburg
Foto: IMAGO /​ BREUEL-BILD

Pres­se­schau 26. Novem­ber bis 9. Dezem­ber 2025:
Europa, das dösende Opfer? +++ Bin­nen­ver­trie­bene: Im eigenen Land auf der Flucht +++ Harte Wei­chen­stel­lun­gen bei der Staatsbahn

Europa, das dösende Opfer?

Während Russ­land seine Kriegs­in­dus­trie weiter hoch­fährt und Offen­siv­fä­hig­kei­ten ausbaut, ver­schiebt sich die Stim­mung in Teilen Europas. Vor allem in den Nach­bar­län­dern der Ukraine, aber nicht nur dort, nehmen Euro­skep­sis und bis­wei­len offen pro­rus­si­sche Hal­tun­gen zu. Gleich­zei­tig sinkt der Wille, Kyjiw weiter zu unter­stüt­zen. Vor diesem Hin­ter­grund wirkt Putins jüngste Aussage, Russ­land habe nicht die Absicht, gegen Europa zu kämpfen, sei jedoch „sofort bereit“, sollte Europa den ersten Schritt machen, auf viele Men­schen in der Ukraine wie eine Drohung aus bekann­tem Reper­toire. Ukrai­ni­sche Medien ver­fol­gen auf­merk­sam, wie euro­päi­sche Länder auf die Gefahr eines Krieges reagie­ren – oder eben nicht.

„Fried­li­ches Dahindämmern“

Die Pro­teste tau­sen­der junger Men­schen in Deutsch­land gegen das neue Wehr­dienst­ge­setz wertet der ukrai­ni­sche Offi­zier Jurii Fedo­renko in einer Kolumne für NV als Beleg für Europas man­gelnde Bereit­schaft, sich den aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen zu stellen:

„Schüler:innen und Stu­die­rende gingen auf die Straße, nachdem die Regie­rung einen Gesetz­ent­wurf über die Wehr­pflicht ver­ab­schie­det hatte, der vor­sieht, die Per­so­nal­stärke der Bun­des­wehr schritt­weise zu erhöhen. Man könnte meinen, die deut­sche Jugend sei zu den Waffen gerufen worden. Doch nein – es wird ledig­lich von ihnen ver­langt, sich erfas­sen zu lassen. Einen Fra­ge­bo­gen aus­zu­fül­len. Zu einer medi­zi­ni­schen Unter­su­chung zu erschei­nen. Das allein reichte aus, damit Tau­sende das Gefühl hatten, man lege ihnen eine Last auf die Schul­tern, die mit ihrer Frei­heit unver­ein­bar sei.

Die Not­wen­dig­keit eines solchen Geset­zes ist längst über­fäl­lig. In einem Land mit 85 Mil­lio­nen Einwohner:innen gibt es nur 182.000 Soldat:innen. Das ent­spricht […] einem fried­li­chen Dahin­däm­mern und nicht der Reak­tion eines Staates, der an der Schwelle zu einer gefähr­li­chen Epoche steht. Laut NATO-Stan­dards müsste Deutsch­land in zehn Jahren beinahe eine halbe Million Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten bereit­stel­len können. Doch woher sollen die kommen, wenn schon das Wort ‚Erfas­sung‘ bei jungen Men­schen Panik auslöst?

Was zeigt uns dieser Wider­spruch? Dass ein großer Teil der Europäer:innen noch immer in einer Welt lebt, in der es keinen Krieg gibt. In der Krieg Stoff für Serien ist, aber keine Wirk­lich­keit. In der selbst eine ein­fa­che Bür­ger­pflicht wie ein Ein­griff in heilige Frei­hei­ten erscheint. Doch die Rea­li­tät ist eine andere. Sie klopft weitaus lauter an die Türen Europas als die Demons­tra­tio­nen vor dem Bundestag.“

„Ungarn hat viel Geld verdient“

Der unga­ri­sche His­to­ri­ker Ferenc Laczó erklärt im Inter­view mit Sus­pilne, wie Ungarn unter Viktor Orbán als EU-Mit­glied von der offenen Sabo­tage euro­päi­scher Grund­werte profitiert:

„[…] Ungarn hat finan­zi­ell enorm pro­fi­tiert, in dem es die Bezie­hun­gen zu Russ­land auf­recht­erhal­ten hat. Durch den Versuch, sich nicht an den Sank­tio­nen zu betei­li­gen, haben die Ungar:innen viel Geld ver­dient. Die EU-Mit­glied­schaft ist für sie zu einem Instru­ment gewor­den: Buda­pest kann Ent­schei­dun­gen der EU blo­ckie­ren […] und so anderen Akteu­ren auf der Welt­bühne helfen. Auf diese Weise […] hat Ungarn Bezie­hun­gen zu Washing­ton, Peking und Moskau glei­cher­ma­ßen auf­ge­baut und dafür seine EU-Mit­glied­schaft genutzt. […]

Ver­fol­gen die Regime von Putin und Orbán stel­len­weise die glei­chen Inter­es­sen – oder werden sich ihre Ideo­lo­gie und ihre Art zu regie­ren immer ähn­li­cher? Ich würde sagen, dass Putins Regime viel radi­ka­ler, bru­ta­ler und dik­ta­to­ri­scher ist – aber auch Orbán neigt zu einer mehr und mehr auto­kra­ti­schen Art des Regierens.

Einer­seits hoffe ich, genau wie viele andere Men­schen in Ungarn, sehr auf Ver­än­de­run­gen und einen Wandel in der Politik [bei den Par­la­ments­wah­len im April 2025]. Ande­rer­seits könnte sich die Lage ver­schlech­tern, da [Orbáns Partei] Fidesz derzeit vor großen Her­aus­for­de­run­gen steht und unklar ist, wie sie darauf reagie­ren wird.“

„Posi­tive Kom­men­tare über Hitler und Mussolini“

Am 9. Dezem­ber wurde Andrej Babiš in Tsche­chien erneut zum Pre­mier­mi­nis­ter ernannt. Die mit der Ukra­jinska Prawda ver­bun­dene Jew­ro­pe­jska Prawda erklärt, warum seine euro­skep­ti­sche Partei ANO nach dem Wahl­sieg im Oktober mehr als zwei Monate brauchte, um eine Regie­rung zu bilden:

„Die ursprüng­li­chen Koali­ti­ons­pläne sahen vor, dass Petr Macinka Umwelt­mi­nis­ter werden sollte und Filip Turek Außen­mi­nis­ter [beide von der an der Regie­rung betei­lig­ten Auto­fah­rer­par­tei Moto­risté]. Diese Pläne lösten sofort Pro­teste aus. Ins­be­son­dere die Kan­di­da­tur von Macinka, der behaup­tet, die globale Erwär­mung sei ein Mythos, kri­ti­sier­ten Umwelt­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen scharf. Und sie kri­ti­sier­ten ihn nicht nur, sondern orga­ni­sier­ten auch Proteste.

Der Skandal um Turek war jedoch noch größer. Unmit­tel­bar nach Bekannt­gabe der Pläne, ihn zum Chef­di­plo­ma­ten Tsche­chi­ens zu ernen­nen, ver­öf­fent­lich­ten Medien Screen­shots von Face­book-Ein­trä­gen, die Turek vor 15 bis 20 Jahren gepos­tet und inzwi­schen gelöscht hat: dar­un­ter ras­sis­ti­sche, homo­phobe und sexis­ti­sche Äuße­run­gen sowie posi­tive Kom­men­tare über Hitler und Mus­so­lini. Als Reak­tion auf diesen Skandal schloss Prä­si­dent [Petr] Pavel aus, Turek zum Minis­ter zu ernennen.“

Bin­nen­ver­trie­bene: Im eigenen Land auf der Flucht

Seit dem rus­si­schen Angriff auf die Ost­ukraine 2014 mussten hun­dert­tau­sende Men­schen ihre Heimat auf der Krim sowie in den Regio­nen Donezk und Luhansk ver­las­sen. Nach dem Groß­an­griff im Februar 2022 wurden es Mil­lio­nen. Bin­nen­ver­trie­bene prägen heute das gesell­schaft­li­che Leben in allen Teilen des Landes. Ukrai­ni­sche Medien berich­ten über die Her­aus­for­de­run­gen und Ver­luste dieser Men­schen – und über neue Per­spek­ti­ven, die manche von ihnen trotz allem aufbauen.

„Wir leben in einem Schwebezustand“

Hro­madske berich­tet aus­führ­lich über das Dorf Dmy­triwka im zen­tralukrai­ni­schen Gebiet Kiro­woh­rad, in dem ein Viertel der Bewohner:innen Bin­nen­ver­trie­bene sind:

„Im Gespräch über das Leben in Dmy­triwka erzäh­len Oksana und ihre Mutter Natalia immer wieder von ihrem [Heimat-]Dorf im Bezirk Dobro­pillja in der Region Donezk. Seit einigen Monaten leben sie in der Region Kiro­woh­rad, doch wirk­lich hei­misch sind sie dort nicht geworden.

‚Wir leben in einem Schwe­be­zu­stand. Wir wollen unbe­dingt nach Hause. Dort sind unsere Häuser, die Gewächs­häu­ser, der Gemü­se­gar­ten und der Hof. Wir trösten uns damit, dass wir nur bis zum Früh­jahr hier­blei­ben‘, sagt Oksana.

Ihre Mutter fügt seuf­zend hinzu: ‚Wenn ich hier aus dem Haus gehe – es ist eine schöne Gegend... aber mein Herz hängt weder an der Sonne hier noch am Himmel. Ach, ich habe Angst, dass wir nun unser Leben lang mit unseren Bündeln in der Fremde umher­wan­dern müssen.‘

Ich mache Natalia ein Kom­pli­ment zu ihrem far­ben­fro­hen Kopf­tuch. Erfreut nimmt sie den Faden auf: ‚Dieses Kopf­tuch und den Geh­stock hier hat mir ein Soldat aus der 24. Brigade geschenkt, die wir bei uns im Haus ein­quar­tiert hatten. Er ist im Front­ur­laub zu sich nach Terno­pil gefah­ren und hat mir von dort ein Geschenk mitgebracht.‘

Sie erzählt, wie sie den Sol­da­ten in Dobro­pillja Borschtsch gekocht hat, wie die sie jetzt ständig anrufen und wie sie ihnen ver­spro­chen hat, dass sie, sobald die Russen ver­trie­ben sind, in ihrem weit­läu­fi­gen Hof eine lange Tafel auf­stel­len und den Sieg feiern werden.

‚Da wird die alte Frau Hopak tanzen [den tra­di­tio­nel­len Volks­tanz]‘, lacht die 70-Jährige.“

„Eine Mischung aus Stolz, Wut und Schmerz“

In einem wei­te­ren Beitrag beleuch­tet Hro­madske, wie die Besat­zungs­macht im Osten des Landes Geschäfts­leute ent­eig­net und deren zurück­ge­las­se­nen Besitz beschlag­nahmt. Mehrere ver­trie­bene Unter­neh­mer kommen – zum Teil anonym – zu Wort:

„Wenn Denis an das Hotel denkt, das ihm gehörte, ver­spürt er eine Mischung aus Stolz, Wut und Schmerz. Er ist stolz auf sein Hotel Admiral am Ufer des Asow­schen Meeres. Im Jahr 2021 wurde das Hotel als ‚Bester Well­ness­kom­plex in Kyry­livka‘ [ein belieb­ter Badeort am Asow­schen Meer im derzeit besetz­ten Teil der Region Sapo­rischschja] aus­ge­zeich­net. Direkt am Meer, ein­ein­halb Hektar Fläche, 100 Zimmer, beheiz­ter Pool, Kin­der­be­reich, Restau­rant, Bars, ein eigener Strand – all das haben die Russen Denis gestohlen.

‚2022 tauch­ten bewaff­nete Männer mit Maschi­nen­ge­weh­ren auf dem Gelände meines Hotels auf und erklär­ten, die Anlage zeige Anzei­chen von Ver­wahr­lo­sung. Die ver­blie­be­nen Mitarbeiter:innen mussten den Ort ver­las­sen. Zu diesem Zeit­punkt war ich nicht mehr im Hotel. Ich floh zu Beginn der Inva­sion, einen Monat nach den Ver­hö­ren durch den FSB‘, erzählt der Hotelbesitzer.

Heute ver­folgt Denis aus der Ferne, was mit seinem Eigen­tum geschieht. Kürz­lich stieß er auf eine Online-Anzeige für seinen Swim­ming­pool mit der Bild­un­ter­schrift: ‚Endlich gibt es in Kyry­livka einen beheiz­ten Swim­ming­pool... ‘. In diesem Moment überkam Denis die Wut. Er wollte schreien: ‚Den habe ich gebaut! Diesen Pool gibt es seit 2021.‘ Als Denis die Kun­den­be­wer­tun­gen liest, weicht die Wut dem Schmerz: ‚Das Gelände ist schmut­zig‘, schreibt ein Besu­cher. ‚Stehlen ist leicht, aber all das auf­recht­zu­er­hal­ten, ist harte Arbeit‘, sagt Denis.“

„Ich wollte etwas Eigenes schaffen“

Liga berich­tet von ver­trie­be­nen Unter­neh­me­rin­nen, die an Schu­lun­gen für Grün­de­rin­nen teilnehmen:

„Alina ist eine Bin­nen­ver­trie­bene aus Charkiw, Dok­to­ran­din der Phi­lo­lo­gie und Eng­lisch­leh­re­rin. Vor dem Krieg betrieb sie ein kleines, fami­liä­res Sprach­stu­dio für Eng­lisch. Nach ihrer Flucht unter­rich­tete sie ohne Unter­bre­chung online weiter, fast ohne einen freien Tag in der Woche.

‚Irgend­wann wurde mir klar, dass ich einfach aus­brenne. Ich wollte etwas Eigenes schaf­fen – etwas Zugäng­li­ches, Moder­nes, das ver­schie­de­nen Men­schen offen steht‘, sagt die Frau.

Alina erfuhr über Bekannte von einem Lehr­gang [für Grün­de­rin­nen]. Sie hatte schon länger über ein eigenes Bil­dungs­pro­jekt nach­ge­dacht, aber nie recht gewusst, wie sie es angehen sollte […]. In dem Lehr­gang lernte sie vor allem, wie Ein­zel­un­ter­neh­men funk­tio­nie­ren. Man half ihr, den Markt zu ana­ly­sie­ren und ihre Nische zu finden. Gemein­sam mit einer Busi­ness-Men­to­rin arbei­tete sie ihr […] Geschäfts­mo­dell aus.

Im Oktober machte sich Alina offi­zi­ell […] selbst­stän­dig und star­tete ihr Traum­pro­jekt mit Eng­lisch­un­ter­richt für Kinder, Erwach­sene und Senior:innen. ‚Jetzt ist der beste Zeit­punkt, um meinen Traum zu ver­wirk­li­chen. Ich habe viele Men­schen um mich herum, die bereit sind, mich zu unter­stüt­zen. Das Wich­tigste ist, einfach anzu­fan­gen und kleine Schritte zu machen‘, sagt Alina.“

Harte Wei­chen­stel­lun­gen bei der Staatsbahn

In den ver­gan­ge­nen Wochen hat die ukrai­ni­sche Regie­rung ver­schie­dene Sozi­al­maß­nah­men ange­kün­digt, dar­un­ter eine „Win­ter­hilfe“ für alle Bürger:innen in Höhe von 1.000 Hrywnja (ca. 20 Euro) sowie höhere Gehäl­ter für Lehr­per­so­nal in Schulen. Von Kritiker:innen als „Vor­wahl­kampf­po­pu­lis­mus“ bezeich­net, sticht beson­ders ein Angebot der Staats­bahn Ukr­sa­lis­nyzja hervor: Tau­sende Bürger:innen dürfen im Inland 3.000 Kilo­me­ter kos­ten­los Bahn fahren. Offi­zi­ell heißt es, dadurch sollten Men­schen mit gerin­gem Ein­kom­men die Mög­lich­keit bekom­men zu reisen. In Wirk­lich­keit aber stellt der defi­zi­täre Konzern sein Tarif­sys­tem schritt­weise um, was sich künftig auf die Preise aus­wir­ken wird.

„Die Fahr­preise liegen weit unter den tat­säch­li­chen Kosten”

In LB erklärt der Leiter von Ukr­sa­lis­nyzja, Olek­sandr Perts­ovs­kyi, wie das neue System funk­tio­nie­ren soll:

„‚[…] Passagier:innen erhal­ten die Mög­lich­keit, die Ukraine ken­nen­zu­ler­nen‘, betonte Olek­sandr Perts­ovs­kyi […]. ‚Wir wissen […] von Leuten, die ihr Leben lang davon geträumt haben, die Oper in Lwiw zu besu­chen. […] Ein Zug, der sonst leer fahren würde, gibt den Men­schen die Chance, das Land zu ent­de­cken.‘ Das Pro­gramm ermög­licht es der Eisen­bahn, ihre Ver­bin­dun­gen nicht zu reduzieren […].

Anschei­nend soll dies in erster Linie auf Kosten zah­lungs­kräf­ti­ge­rer Bürger:innen gesche­hen. Laut Perts­ovs­kyi wird [das Angebot] durch eine fle­xi­blere Preis­ge­stal­tung im Premium-Segment aus­ge­gli­chen. So wird der Preis im Schlaf­wa­gen davon abhän­gen, wie weit im Voraus die Reise geplant wird […]. Außer­dem ändert Ukr­sa­lis­nyzja die Regeln für die Rück­gabe von Fahrkarten […].

‚Dies wird zusätz­li­che Ein­nah­men gene­rie­ren, die mög­li­che Ver­luste durch das Pro­gramm 3.000 km aus­glei­chen, sodass keine zusätz­li­chen Kosten für den Staats­haus­halt ent­ste­hen‘, sagte der Unter­neh­mens­lei­ter. ‚Es ist jedoch wichtig, dass der Per­so­nen­ver­kehr aus dem Budget finan­ziert wird, da die Fahr­preise deut­lich unter den [tat­säch­li­chen] Kosten liegen.‘“

„Der Nah­ver­kehr ist absolut verlustbringend“

Liga gibt einen Ein­blick in die Höhe der Ver­luste, die Ukr­sa­lis­nyzja derzeit im Nah­ver­kehr verzeichnet:

„Nach den Pro­gno­sen von Yosyp Bornak, Leiter für Per­so­nen­nah­ver­kehr bei Ukr­sa­lis­nyzja, werden sich die Ver­luste im Nah­ver­kehr bis Ende 2025 auf ins­ge­samt etwa zehn Mil­li­ar­den Hrywnja [rund 203 Mil­lio­nen Euro] belaufen.

‚Während es im Fern­ver­kehr noch ren­ta­ble Stre­cken gibt, sind absolut alle Ver­bin­dun­gen im Nah­ver­kehr ver­lust­brin­gend. In diesem Bereich erfüllt Ukr­sa­lis­nyzja vor allem eine soziale Funk­tion. Von Ein­nah­men im Nah­ver­kehr kann über­haupt keine Rede sein. Der Fahr­preis deckt ledig­lich fünf Prozent der Trans­port­kos­ten‘, sagte Bornak. […] 95 Prozent der Fahr­zeuge im Nah­ver­kehr seien abge­nutzt, im Schnitt seien die Bahnen 40 Jahren alt.“

Anton Semyz­henko ist Redak­teur der eng­lisch­spra­chi­gen Ausgabe von babel.ua in Kyjiw mit über 15 Jahren Berufs­er­fah­rung als Jour­na­list im ukrai­ni­schen Medienbetrieb.

Chris­tian-Zsolt Varga ist freier Aus­lands­kor­re­spon­dent mit Schwer­punkt Ukraine, Ungarn und Europas Osten und berich­tet für ver­schie­dene euro­päi­sche Medien aus Kyjiw.

Ukrai­ni­sche Medien

Die Online-Zeitung Ukra­jinska Prawda ver­öf­fent­licht als regie­rungs­kri­ti­sches Medium inves­ti­ga­tive Artikel und deckte auch Kor­rup­ti­ons­fälle inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung auf. Sie zählt zu den meist­ge­nutz­ten Nach­rich­ten­por­ta­len der Ukraine.

Die Ukra­jinska Prawda wurde im Jahr 2000 vom ukrai­nisch-geor­gi­schen Jour­na­lis­ten Heorhij Gon­gadse gegrün­det, der im dar­auf­fol­gen­den Jahr – angeb­lich auf Ver­an­las­sung des dama­li­gen Prä­si­den­ten Leonid Kut­schma – ermor­det wurde. Die heutige Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­nisch-krim­ta­ta­ri­sche Jour­na­lis­tin Sevgil Mus­aieva.

Im Mai 2021 ver­kaufte die dama­lige Eigen­tü­me­rin Olena Prytula 100 Prozent der Anteile an Dragon Capital, eine ukrai­ni­sche Invest­ment-Manage­ment-Gesell­schaft, die vom tsche­chi­schen Unter­neh­mer Tomáš Fiala gelei­tet wird.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 69,6 Millionen

Das Online-Nach­rich­ten­por­tal und ‑Fern­se­hen Hro­madske finan­ziert sich über Crowd­fun­ding bei seinen Lese­rin­nen und Lesern, Spenden, Werbung und über für andere Medien auf­ge­nom­mene Videos.

Hro­madske wurde als NGO mit dazu­ge­hö­ri­gen Online-Medien im Novem­ber 2013 mit Beginn des Euro­mai­dan gegrün­det. Die jetzige Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Jewhe­nija Motorewska, die sich zuvor mit dem Thema Kor­rup­tion in ukrai­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den befasst hat.

Die Wei­ter­ent­wick­lung von Hro­madske wird von einem Vor­stand vor­an­ge­trie­ben, der aus sieben pro­mi­nen­ten ukrai­ni­schen Per­sön­lich­kei­ten besteht, dar­un­ter Nobel­preis­trä­ge­rin Olek­san­dra Matwijtschuk.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2,8 Millionen

Der ukrai­ni­sche Fern­seh­sen­der mit Online-Nach­rich­ten­por­tal, dessen Chef­re­dak­teu­rin die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Chry­styna Hawryl­juk ist, wird finan­zi­ell von der ukrai­ni­schen Regie­rung unter­stützt. In diesem Zusam­men­hang hat sich die Website einer aus­ge­wo­ge­nen Bericht­erstat­tung verpflichtet.

Das renom­mierte Insti­tute of Mass Infor­ma­tion führte Suspilne.Novyny im Sep­tem­ber 2021 auf der soge­nann­ten „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die ein sehr hohes Niveau an zuver­läs­si­gen Infor­ma­tio­nen bieten.

Suspilne.Novyny wurde im Dezem­ber 2019 gegrün­det und gehört zur Natio­na­len öffent­li­chen Rund­funk­ge­sell­schaft der Ukraine. Im Januar 2015 war die zuvor staat­li­che Rund­funk­an­stalt ent­spre­chend euro­päi­schen Stan­dards in eine öffent­li­che Rund­funk­ge­sell­schaft umge­wan­delt worden.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 7,4 Millionen

NV ist eine Print- und Online-Zeit­schrift, deren Schwer­punkt auf Nach­rich­ten aus dem Ausland und der ukrai­ni­schen Politik liegt. Zu den Haupt­the­men zählen die inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung der Ukraine, Kor­rup­tion sowie die künf­tige Ent­wick­lung des Landes. Die Online-Ausgabe ver­öf­fent­lich oft Artikel renom­mier­ter aus­län­di­scher Medien wie The Eco­no­mist, The New York Times, BBC und Deut­sche Welle. Die Zeit­schrift erscheint frei­tags als Druck­aus­gabe auf Ukrai­nisch, die Website ist auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch ver­füg­bar. NV gilt als eine der zuver­läs­sigs­ten Nach­rich­ten­quel­len in der Ukraine.

NV wurde im Jahr 2014 – ursprüng­lich unter dem Namen Nowjoe Wremja („Die neue Zeit“) – vom ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Witalij Sytsch gegrün­det, der die Chef­re­dak­tion über­nahm. Zuvor arbei­tete Sytsch bei dem eben­falls popu­lä­ren Magazin Kor­re­spon­dent. Er verließ Kor­re­spon­dent, nachdem es an Serhij Kur­tschenko – einen Janu­ko­wytsch nahe­ste­hen­den Olig­ar­chen aus Charkiw – ver­kauft worden war. NV gehört zum Ver­lags­haus Media-DK, dessen Eigen­tü­mer der tsche­chi­sche Unter­neh­mer Tomáš Fiala ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 27,1 Millionen

Dser­kalo Tyschnja liefert Hin­ter­grund­be­richte und Ana­ly­sen; das The­men­spek­trum umfasst poli­ti­sche, wirt­schaft­li­che, soziale und kul­tu­relle Themen. Die Zeitung betrach­tet die ukrai­ni­sche Politik und deren Akteure in einem inter­na­tio­na­len Zusam­men­hang. Dser­kalo Tyschnja steht auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die zuver­läs­sige Infor­ma­tio­nen liefern.

Dser­kalo Tyschnja ist eine der ältes­ten ukrai­ni­schen Zei­tun­gen und erschien zuerst 1994. Seit 2020 ist die Zeitung nur noch online ver­füg­bar: auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch. Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Mostowa, Ehefrau des ehe­ma­li­gen ukrai­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters Ana­to­lij Hrysenko.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 4,7 Millionen

Das ukrai­ni­sche Online-Magazin Babel wurde im Sep­tem­ber 2018 gegrün­det. Das The­men­spek­trum umfasst soziale und poli­ti­sche Themen; beson­de­res Augen­merk gilt aber auch Nach­rich­ten aus der Wis­sen­schaft und über neue Technologien.

Nach dem 24. Februar 2022 wurde die zuvor eben­falls ange­bo­tene rus­si­sche Version der Website geschlos­sen. Statt­des­sen wird nun eine eng­li­sche Version ange­bo­ten. Babel finan­ziert sich über Spenden. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter von Babel enga­gie­ren sich in zahl­rei­chen Pro­jek­ten, die darauf abzie­len, die ukrai­ni­schen Streit­kräfte während des Krieges zu unterstützen.

Die Eigen­tü­mer des Online-Maga­zins sind der erste Chef­re­dak­teur Hlib Husjew, Kateryna Kober­nyk und das slo­wa­ki­sche Unter­neh­men IG GmbH.

Heute ist die ukrai­ni­sche Jour­na­listin Kateryna Kober­nyk Chef­re­dak­teurin von Babel.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 1,1 Millionen

Das Online-Magazin LB gehört zum Hor­schenin-Insti­tut, einer ukrai­ni­schen Denk­fa­brik, die sich mit poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Pro­zes­sen in der Ukraine und der Welt beschäf­tigt. LB hat sich auf Inter­views spe­zia­li­siert; häufige Themen sind die ukrai­ni­sche Innen- und inter­na­tio­nale Politik sowie soziale Fragen in der Ukraine.

LB wurde im Juni 2009 unter dem Namen Liwyj Bereh gegrün­det, Chef­re­dak­teu­rin Sonja Kosch­kina hat seit 2018 einen eigenen Youtube-Kanal „Kish­kiNA“, auf dem sie Inter­views mit ver­schie­de­nen Per­so­nen veröffentlicht.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2 Millionen

Im Fokus des ukrai­ni­schen im Jahr 2000 gegrün­de­ten Online-Nach­rich­ten­por­tals LIGA stehen wirt­schaft­li­che, poli­ti­sche und soziale Themen. Seit 2020 steht LIGA auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die stets präzise Infor­ma­tio­nen und zuver­läs­sige Nach­rich­ten anbieten.

Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Bankowa, die davor eine lei­tende Posi­tion bei dem Online-Magazin Hro­madske hatte.

Der Eigen­tü­mer des Nach­rich­ten­por­tals ist die ukrai­ni­sche unab­hän­gige Media­hol­ding Liga­me­dia, deren Geschäfts­füh­rer Dmytro Bon­da­renko ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 8,5 Millionen

Censor prä­sen­tiert sich als Website mit „emo­tio­na­len Nach­rich­ten“. Der Fokus liegt vor allem auf innen­po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen. Seit dem rus­si­schen Über­fall auf die Ukraine sind viele Bei­träge den Ereig­nis­sen an der Front und den ukrai­ni­schen Streit­kräf­ten gewid­met. Censor ist auf drei Spra­chen ver­füg­bar: Ukrai­nisch, Rus­sisch und Englisch.

Das Nach­rich­ten­por­tal Censor wurde 2004 vom bekann­ten ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Jurij Butusow gegrün­det und zählt zu den popu­lärs­ten Nach­rich­ten­sei­ten des Landes. Butusow gilt als schar­fer Kri­ti­ker von Prä­si­dent Selen­skyj. Er erhebt schwere Vor­würfe in Bezug auf Kor­rup­tion inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung, schlechte Vor­be­rei­tung auf den Krieg gegen Russ­land und unbe­frie­di­gende Ver­wal­tung der Armee. Butusow wird von über 400.000 Men­schen auf Face­book gelesen. Seine Posts auf dem sozia­len Netz­werk haben enormen Ein­fluss und lösen hitzige Dis­kus­sio­nen aus.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 59 Millionen

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