„Wir müssen uns selbst helfen“

4. Juli 2025: Rauch steigt auf nach einem russischen Drohnen- und Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kyjiw.
Foto: IMAGO /​ Andreas Stroh

Pres­se­schau 25. Juni bis 9. Juli 2025:
USA stoppen Waf­fen­lie­fe­run­gen +++ Luft­ter­ror nimmt weiter zu +++ Aser­bai­dschan: Ent­glei­tet Russ­land der Südkaukasus?

USA stoppen Waffenlieferungen

Am 1. Juli wurde bekannt, dass das US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rium abrupt die Lie­fe­rung bestimm­ter Waf­fen­ty­pen an die Ukraine gestoppt hat, die zuvor von der Biden-Regie­rung geneh­migt worden waren. Einige Waffen, dar­un­ter Abfang­ra­ke­ten für das Flug­ab­wehr­sys­tem Patriot – die ein­zi­gen, die vor bal­lis­ti­schen Raketen schüt­zen –, befan­den sich bereits in Polen auf dem Weg in die Ukraine. Die Ent­schei­dung trifft Kyjiw in einem kri­ti­schen Moment, da Russ­land seine Luft­an­griffe massiv ver­stärkt hat.

„Wir müssen uns selbst helfen, gemein­sam mit Europa“

Serhii Prytula, Leiter einer gemein­nüt­zi­gen Stif­tung zur Unter­stüt­zung der Armee, kom­men­tiert in einer Kolumne für NV:

„Worüber seit Trumps Amts­ein­füh­rung hinter vor­ge­hal­te­ner Hand geredet wurde, ist nun Rea­li­tät. Vor einem Jahr habe ich gesagt, dass wir lernen müssen, so zu leben, als gäbe es die USA nicht. Damals wurde diese Aussage als zu scharf kri­ti­siert, doch die jet­zi­gen Ent­wick­lun­gen bestä­ti­gen: Wir müssen uns selbst helfen, gemein­sam mit Europa.

Ent­täu­schende Nach­rich­ten kamen auch aus Deutsch­land – einem Land, dem wir wirk­lich viel zu ver­dan­ken haben. [Bun­des­kanz­ler Fried­rich] Merz, der im Wahl­kampf noch aus­drück­lich erklärt hatte, die Ukraine müsse Taurus-Raketen erhal­ten, spricht dies­be­züg­lich nun [nur noch] davon, dass diese ‚eine Option bleiben‘. Er machte uns Hoff­nung – und nahm sie uns wieder. Soweit nichts Neues. Egal, schließ­lich geht es dabei nur um eine einzige Art von Waffen. Was den Rest angeht, war und ist Deutsch­land eines der Länder, die uns am stärks­ten unter­stüt­zen. Und dafür bin ich unend­lich dankbar.“

„Neu­aus­rich­tung auf die Kon­fron­ta­tion mit China“

Die mit der Ukra­jinska Prawda ver­bun­dene Jew­ro­pe­jska Prawda betont, dass die Ent­schei­dung über den Lie­fer­stopp nicht aus dem Weißen Haus kam, sondern vom Pen­ta­gon – konkret von Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Pete Hegseth und dem Unter­staats­se­kre­tär für Ver­tei­di­gungs­po­li­tik, Elbridge Colby:

„Während Hegs­eths Skepsis gegen­über Hilfs­leis­tun­gen für die Ukraine (und für US-Ver­bün­dete im All­ge­mei­nen) aus seinen öffent­li­chen Äuße­run­gen und frü­he­ren Ent­schei­dun­gen, diese aus­zu­set­zen, bekannt ist, ist Colby der breiten Öffent­lich­keit weniger bekannt. Dabei spielt er im Pen­ta­gon derzeit eine wich­tige Rolle.

Erstens verfügt er über Erfah­run­gen aus Trumps erster Amts­zeit und die büro­kra­ti­schen Pro­zesse sind ihm bestens bekannt – sowohl im Weißen Haus als auch im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rium. Das ist ein klarer Vorteil in einer Zeit, in der in Hegs­eths Minis­te­rium wei­ter­hin admi­nis­tra­ti­ves Chaos herrscht.

Zwei­tens stehen Colbys stra­te­gi­sche Ansich­ten voll und ganz im Ein­klang mit dem Motto America First: Ableh­nung aus­län­di­scher Inter­ven­tio­nen und Neu­aus­rich­tung der mili­tä­ri­schen Kapa­zi­tä­ten der USA auf die Kon­fron­ta­tion mit China. Inner­halb dieses rea­lis­ti­schen Denk­rah­mens soll die Mili­tär­hilfe für die Ukraine zurück­ge­fah­ren und nur [noch] in dem Maße gewährt werden, wie sie die Bemü­hun­gen nicht behin­dert, den chi­ne­si­schen Ein­fluss zurückzudrängen.“

„Die Ukraine muss eine regio­nale Mili­tär­macht werden“

Nicht nur China als geo­stra­te­gi­scher Gegner spiele bei der Ent­schei­dung des Pen­ta­gons eine Rolle, berich­tet LIGA. Auch der jüngste Krieg zwi­schen Israel und Iran habe die USA dazu bewegt, ihre mili­tä­ri­schen Prio­ri­tä­ten neu zu ordnen: „Der Einsatz von 100 bis 200 Flug­zeu­gen mit einer großen Menge prä­zi­si­ons­ge­lenk­ter Muni­tion im israe­lisch-ira­ni­schen Krieg im Juni 2025 hat das Pen­ta­gon gezwun­gen, seine mili­tä­ri­schen Fähig­kei­ten rea­lis­tisch ein­zu­schät­zen. [...] Deshalb über­prüft das Pen­ta­gon derzeit gründ­lich sein Arsenal, um sicher­zu­stel­len, dass das US-Militär über alles verfügt, was es benö­tigt, um jede Mission überall und jeder­zeit aus­füh­ren zu können.

In dieser tur­bu­len­ten geo­po­li­ti­schen Zeit, zu der [das Wirken von] Trump geführt hat, ist es eine noch größere Her­aus­for­de­rung für die Ukraine gewor­den, zur regio­na­len Mili­tär­macht zu werden. Das Land muss sich – mit eigenem und mit euro­päi­schem Geld – so viele und so hoch­wer­tige Waffen beschaf­fen wie möglich und gleich­zei­tig mit aller Kraft die eigene Pro­duk­tion stei­gern, indem Kor­rup­tion und Miss­wirt­schaft bekämpft werden.“

Luft­ter­ror nimmt weiter zu

Die stei­gende Pro­duk­tion rus­si­scher Kami­kaze-Drohnen und Lang­stre­cken­ra­ke­ten setzt die ukrai­ni­sche Luft­ab­wehr zuneh­mend unter Druck. Hun­derte Shahed-Drohnen am Himmel gelten inzwi­schen als normal, ein unge­stör­ter Nacht­schlaf ist die Aus­nahme. Ukrai­ni­sche Medien beschrei­ben ein­dring­lich, dass das Land neue Wege finden muss, um seinen Luft­raum zu schützen.

„Ziel nicht zerstört“

Die Ukra­jinska Prawda hat eine Einheit zur Droh­nen­ab­wehr im Gebiet Sumy beglei­tet und beschreibt, wie her­aus­for­dernd der nächt­li­che Kampf gegen Kami­kaze-Drohnen ist:

„In den Städten an der Front kündet vom Ein­bruch der Nacht nicht nur die Dun­kel­heit, die […] ein­setzt, sobald Stra­ßen­la­ter­nen und Ampeln aus­ge­schal­tet werden – das tun auch Geräu­sche. Das erste ist das laute, wider­li­che, alles durch­drin­gende Surren rus­si­scher Drohnen. Das zweite ist das darauf fol­gende scharfe, schnelle Feuer von Maschi­nen­ge­weh­ren und Flug­ab­wehr­waf­fen. So klingt fast jede Nacht in Sapo­rischschja, Charkiw, Kra­ma­torsk, Sumy und anderen Städten [...].

Nur wenige Men­schen wissen das, aber neben diesen beiden nächt­li­chen Geräu­schen hört man nahe der Front noch ein drittes. Es klingt in etwa so: ‚Hol den [Laser] und strahl’ sie an, ver­dammt! Ich seh’ nichts, ver­dammt!‘ Oder: ‚Ich kann mich mit dem Maschi­nen­ge­wehr nicht weit genug drehen, es reicht nicht!‘ Dann viel­leicht noch: ‚Azimut Null [ein mili­tä­ri­scher Begriff für 0 Grad Norden, Anm. d. Red.], Kurs 180, hundert Schuss abge­feu­ert – Ziel nicht zerstört‘.“

„Droh­nen­ab­wehr ist die drin­gendste Aufgabe“

In NV erklärt der Mili­tär­ex­perte Mykola Bie­lies­kov, dass rus­si­sche Drohnen auch wegen neuer Technik und ver­än­der­ten Ein­satz­tak­ti­ken immer gefähr­li­cher werden:

„Dass durch Angriffe rus­si­scher Drohnen immer mehr Men­schen sterben, liegt nicht nur an deren wach­sen­der Zahl – sondern auch daran, dass diese kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­ent­wi­ckelt werden: Sie sind schnel­ler und explo­si­ver gewor­den; einige der neu­es­ten Modelle sind mit Video­ka­me­ras und künst­li­cher Intel­li­genz aus­ge­stat­tet. Sie [...] greifen meist aus großer Höhe an, wodurch mobile Abwehr­teams sie viel schwe­rer abfan­gen können.

Gleich­zei­tig ent­wi­ckeln rus­si­sche Droh­nen­spe­zia­lis­ten immer effek­ti­vere Tak­ti­ken. Dazu gehören koor­di­nierte Angriffe mit Drohnen in Kom­bi­na­tion mit Marsch­flug­kör­pern und bal­lis­ti­schen Raketen, um die ukrai­ni­sche Luft­ab­wehr zu über­las­ten. Inzwi­schen setzt Russ­land auch auf die soge­nannte Wolfs­ru­del-Taktik, bei der sich die Drohnen ihrem Ziel aus ver­schie­de­nen Rich­tun­gen nähern und dann beinahe gleich­zei­tig zuschla­gen. Dies hat sich als deut­lich wirk­sa­mer erwie­sen als der Einsatz in Wellen.

Die hohen Ver­luste an Men­schen­le­ben durch die Droh­nen­of­fen­sive Russ­lands demo­ra­li­sie­ren die Bevöl­ke­rung in der gesam­ten Ukraine. Dieses Problem zu lösen, ist eine der drin­gends­ten und schwie­rigs­ten Auf­ga­ben des ukrai­ni­schen Militärs.“

„Abfang­droh­nen als kos­ten­güns­tige Alternative“

Wie lässt sich die rus­si­sche Offen­sive abfan­gen? LIGA ist der Meinung, dass Abfang­droh­nen zu den wirk­sams­ten Ant­wor­ten gehören:

„‚Auf­grund der Not­wen­dig­keit, gelenkte Flug­ab­wehr­ra­ke­ten zu sparen, wurden Shahed-Drohnen zunächst haupt­säch­lich von mobilen Abwehr­teams abge­fan­gen‘, erklärt [der Ober­be­fehls­ha­ber der ukrai­ni­schen Streit­kräfte, Olek­sandr] Syrskyi. Jetzt, wo diese Teams immer weniger aus­rich­ten können und ihre Effek­ti­vi­tät nach­lässt, könnten Abfang­droh­nen eine Alter­na­tive sein – vor allem bei der Abwehr von Drohnen mit Düsenantrieb.

‚Abfang­droh­nen könnten eine kos­ten­güns­tige Alter­na­tive zu [her­kömm­li­chen] Flug­ab­wehr­ra­ke­ten­sys­te­men gegen schnelle, strahl­ge­trie­bene Shaheds sein‘, sagt Vitalii (Kampf­name Bravo), Leiter der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ab­tei­lung der Streit­kräfte für unbe­mannte Systeme. […]

Eine Luft­ab­wehr­drohne koste zwi­schen 1.500 und 16.000 US-Dollar, so Kyrylo Liukov, Leiter der Abtei­lung für unbe­mannte Systeme bei der Serhii-Prytula-Stif­tung. Das ist deut­lich weniger als die Kosten für eine einzige Shahed: Seit Russ­land die Angriffs­droh­nen im eigenen Land pro­du­ziert, liegt ihr Preis zwi­schen 30.000 und 50.000 US-Dollar.“

Aser­bai­dschan: Ent­glei­tet Russ­land der Südkaukasus?

Nach dem gewalt­sa­men Tod zweier Aser­bai­dscha­ner bei einer Razzia im rus­si­schen Jeka­te­rin­burg Ende Juni eska­liert der Kon­flikt zwi­schen Moskau und Baku. Aser­bai­dschan ver­bie­tet rus­si­sche Kon­zerte, sagt einen Staats­be­such ab und zieht in Erwä­gung, einen Mili­tär­stütz­punkt des NATO-Mit­glieds Türkei auf seinem Staats­ge­biet zuzu­las­sen. Ukrai­ni­sche Medien werten das bei­spiel­lose Zer­würf­nis als Zeichen schwin­den­der rus­si­scher Kon­trolle im Süd­kau­ka­sus – und als Chance für Kyjiw.

„Diese Fest­nah­men waren ganz sicher kein Zufall“

In der Jew­rop­jeska Prawda bewer­tet der stell­ver­tre­tende Direk­tor des Zen­trums für Nah­ost­stu­dien, Serhii Danylov, die Razzia in Jeka­te­rin­burg als eine gezielt vor­be­rei­tete Ope­ra­tion Russlands:

„Diese Fest­nah­men […] waren ganz sicher kein Zufall. Es war eine Spe­zi­al­ein­heit des [Inlands­ge­heim­diens­tes] FSB betei­ligt, nicht wie sonst nur das Ermitt­lungs­ko­mi­tee oder die Polizei. Selbst bei der Fest­nahme bewaff­ne­ter Banden gehen rus­si­sche Behör­den nicht so vor und insze­nie­ren eine öffent­li­che Hin­rich­tung wie hier. Min­des­tens zwei Men­schen kamen bei der Ope­ra­tion ums Leben. Bezeich­nend ist auch die hohe Zahl von mehr als 50 Fest­ge­nom­me­nen. Dies war zwei­fel­los ein Schritt, auf den sich der Kreml vor­be­rei­tet hatte.“

„Grund­sätz­li­che Arro­ganz und Her­ab­las­sung der Russen“

In einem Kom­men­tar für NV sieht Publi­zist Vitalii Port­ni­kov die Wurzeln des Kon­flikts auch in der tief ver­wur­zel­ten Ver­ach­tung vieler Russen gegen­über Men­schen aus anderen ehe­ma­li­gen Sowjet­re­pu­bli­ken – ins­be­son­dere denen aus dem Südkaukasus:

„In der Krise zwi­schen Aser­bai­dschan und Russ­land geht es nicht um kal­ku­lierte ‚Signale‘ des Kreml an [Prä­si­dent] Ilham Alijew oder um den Plan, [alle] Aser­bai­dscha­ner aus Russ­land zu ver­trei­ben – einer der Haupt­gründe ist die grund­sätz­li­che Arro­ganz und Ver­ach­tung gegen­über Men­schen ‚dritter Klasse‘. Der durch­schnitt­li­che Russe – ob ein Poli­zist in Jeka­te­rin­burg oder Putin selbst – betrach­tet Ange­hö­rige von [in der Sowjet­zeit] unter­wor­fe­nen Völkern grund­sätz­lich als Men­schen dritter Klasse und ihre [heutige] Eigen­staat­lich­keit bloß als deko­ra­tive Fassade.

Darum kommt es Putin auch nicht in den Sinn, sich für den Abschuss eines aser­bai­dscha­ni­schen Flug­zeugs [durch eine rus­si­sche Flug­ab­wehr­ra­kete im Dezem­ber 2024] zu ent­schul­di­gen. [Damals kamen 38 Men­schen ums Leben]. Bei wem denn? Beim Sohn des ehe­ma­li­gen Par­tei­vor­sit­zen­den einer Sowjet­re­pu­blik? Bei irgend­wel­chen ‚Schwar­zen‘ [wie Men­schen aus dem Kau­ka­sus und Zen­tral­asien in Russ­land abschät­zig genannt werden]? Darum haben rus­si­sche Poli­zis­ten auch kein Problem damit, bei Razzien Aser­bai­dscha­ner zu töten. […]

Pro­bleme gibt es nicht, wenn Russen ihre Arro­ganz, Her­ab­las­sung und Igno­ranz demons­trie­ren – sondern wenn Men­schen, Völker und Staaten begin­nen, ihre Würde zu ver­tei­di­gen. […] Was nun in Baku geschieht, zeigt: Die Aser­bai­dscha­ner […] akzep­tie­ren keine Ernied­ri­gun­gen mehr. Die Russen dagegen ver­har­ren in einem Welt­bild, in dem sie glauben, alle anderen demü­ti­gen zu dürfen.“

„Jede Schwä­chung Russ­land stärkt Kyjiws Position“

Das Zer­würf­nis zwi­schen Russ­land und Aser­bai­dschan sei ins­ge­samt eine gute Ent­wick­lung für Kyjiw, schreibt LIGA – doch auf proukrai­ni­sche Schritte Bakus solle man trotz­dem nicht hoffen:

„Jede Schwä­chung Russ­lands ist ein bedeu­ten­der Faktor, der Kyjiws Posi­tion stärkt. Aser­bai­dschan hat seine Unter­stüt­zung für die ter­ri­to­riale Inte­gri­tät und Sou­ve­rä­ni­tät der Ukraine durch huma­ni­täre Unter­stüt­zung und Finanz­hil­fen von rund 40 Mil­lio­nen US-Dollar deut­lich gemacht [...] und wird wei­ter­hin Unter­stüt­zung leisten.

Waf­fen­lie­fe­run­gen wird es jedoch nicht geben. Aser­bai­dschan liegt selbst im Epi­zen­trum meh­re­rer Kon­flikte und benö­tigt seine Rüs­tungs­gü­ter [für die eigene Ver­tei­di­gung]. Bakus Haltung in Bezug auf Russ­lands Angriff auf die Ukraine wird immer ein ‚Sowohl-als-auch‘ bleiben, resü­miert [der ehe­ma­lige ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter, Volo­dymyr] Ohryzko: ‚Prä­si­dent Alijew fürch­tet die offene Kon­fron­ta­tion mit Moskau und wird deshalb ver­su­chen, die Balance zu halten.‘“

Anton Semyz­henko ist Redak­teur der eng­lisch­spra­chi­gen Ausgabe von babel.ua in Kyjiw mit über 15 Jahren Berufs­er­fah­rung als Jour­na­list im ukrai­ni­schen Medienbetrieb.

Chris­tian-Zsolt Varga ist freier Aus­lands­kor­re­spon­dent mit Schwer­punkt Ukraine, Ungarn und Europas Osten und berich­tet für ver­schie­dene euro­päi­sche Medien aus Kyjiw.

Ukrai­ni­sche Medien

Die Online-Zeitung Ukra­jinska Prawda ver­öf­fent­licht als regie­rungs­kri­ti­sches Medium inves­ti­ga­tive Artikel und deckte auch Kor­rup­ti­ons­fälle inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung auf. Sie zählt zu den meist­ge­nutz­ten Nach­rich­ten­por­ta­len der Ukraine.

Die Ukra­jinska Prawda wurde im Jahr 2000 vom ukrai­nisch-geor­gi­schen Jour­na­lis­ten Heorhij Gon­gadse gegrün­det, der im dar­auf­fol­gen­den Jahr – angeb­lich auf Ver­an­las­sung des dama­li­gen Prä­si­den­ten Leonid Kut­schma – ermor­det wurde. Die heutige Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­nisch-krim­ta­ta­ri­sche Jour­na­lis­tin Sevgil Mus­aieva.

Im Mai 2021 ver­kaufte die dama­lige Eigen­tü­me­rin Olena Prytula 100 Prozent der Anteile an Dragon Capital, eine ukrai­ni­sche Invest­ment-Manage­ment-Gesell­schaft, die vom tsche­chi­schen Unter­neh­mer Tomáš Fiala gelei­tet wird.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 69,6 Millionen

Das Online-Nach­rich­ten­por­tal und ‑Fern­se­hen Hro­madske finan­ziert sich über Crowd­fun­ding bei seinen Lese­rin­nen und Lesern, Spenden, Werbung und über für andere Medien auf­ge­nom­mene Videos.

Hro­madske wurde als NGO mit dazu­ge­hö­ri­gen Online-Medien im Novem­ber 2013 mit Beginn des Euro­mai­dan gegrün­det. Die jetzige Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Jewhe­nija Motorewska, die sich zuvor mit dem Thema Kor­rup­tion in ukrai­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den befasst hat.

Die Wei­ter­ent­wick­lung von Hro­madske wird von einem Vor­stand vor­an­ge­trie­ben, der aus sieben pro­mi­nen­ten ukrai­ni­schen Per­sön­lich­kei­ten besteht, dar­un­ter Nobel­preis­trä­ge­rin Olek­san­dra Matwijtschuk.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2,8 Millionen

Der ukrai­ni­sche Fern­seh­sen­der mit Online-Nach­rich­ten­por­tal, dessen Chef­re­dak­teu­rin die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Chry­styna Hawryl­juk ist, wird finan­zi­ell von der ukrai­ni­schen Regie­rung unter­stützt. In diesem Zusam­men­hang hat sich die Website einer aus­ge­wo­ge­nen Bericht­erstat­tung verpflichtet.

Das renom­mierte Insti­tute of Mass Infor­ma­tion führte Suspilne.Novyny im Sep­tem­ber 2021 auf der soge­nann­ten „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die ein sehr hohes Niveau an zuver­läs­si­gen Infor­ma­tio­nen bieten.

Suspilne.Novyny wurde im Dezem­ber 2019 gegrün­det und gehört zur Natio­na­len öffent­li­chen Rund­funk­ge­sell­schaft der Ukraine. Im Januar 2015 war die zuvor staat­li­che Rund­funk­an­stalt ent­spre­chend euro­päi­schen Stan­dards in eine öffent­li­che Rund­funk­ge­sell­schaft umge­wan­delt worden.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 7,4 Millionen

NV ist eine Print- und Online-Zeit­schrift, deren Schwer­punkt auf Nach­rich­ten aus dem Ausland und der ukrai­ni­schen Politik liegt. Zu den Haupt­the­men zählen die inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung der Ukraine, Kor­rup­tion sowie die künf­tige Ent­wick­lung des Landes. Die Online-Ausgabe ver­öf­fent­lich oft Artikel renom­mier­ter aus­län­di­scher Medien wie The Eco­no­mist, The New York Times, BBC und Deut­sche Welle. Die Zeit­schrift erscheint frei­tags als Druck­aus­gabe auf Ukrai­nisch, die Website ist auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch ver­füg­bar. NV gilt als eine der zuver­läs­sigs­ten Nach­rich­ten­quel­len in der Ukraine.

NV wurde im Jahr 2014 – ursprüng­lich unter dem Namen Nowjoe Wremja („Die neue Zeit“) – vom ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Witalij Sytsch gegrün­det, der die Chef­re­dak­tion über­nahm. Zuvor arbei­tete Sytsch bei dem eben­falls popu­lä­ren Magazin Kor­re­spon­dent. Er verließ Kor­re­spon­dent, nachdem es an Serhij Kur­tschenko – einen Janu­ko­wytsch nahe­ste­hen­den Olig­ar­chen aus Charkiw – ver­kauft worden war. NV gehört zum Ver­lags­haus Media-DK, dessen Eigen­tü­mer der tsche­chi­sche Unter­neh­mer Tomáš Fiala ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 27,1 Millionen

Dser­kalo Tyschnja liefert Hin­ter­grund­be­richte und Ana­ly­sen; das The­men­spek­trum umfasst poli­ti­sche, wirt­schaft­li­che, soziale und kul­tu­relle Themen. Die Zeitung betrach­tet die ukrai­ni­sche Politik und deren Akteure in einem inter­na­tio­na­len Zusam­men­hang. Dser­kalo Tyschnja steht auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die zuver­läs­sige Infor­ma­tio­nen liefern.

Dser­kalo Tyschnja ist eine der ältes­ten ukrai­ni­schen Zei­tun­gen und erschien zuerst 1994. Seit 2020 ist die Zeitung nur noch online ver­füg­bar: auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch. Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Mostowa, Ehefrau des ehe­ma­li­gen ukrai­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters Ana­to­lij Hrysenko.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 4,7 Millionen

Das ukrai­ni­sche Online-Magazin Babel wurde im Sep­tem­ber 2018 gegrün­det. Das The­men­spek­trum umfasst soziale und poli­ti­sche Themen; beson­de­res Augen­merk gilt aber auch Nach­rich­ten aus der Wis­sen­schaft und über neue Technologien.

Nach dem 24. Februar 2022 wurde die zuvor eben­falls ange­bo­tene rus­si­sche Version der Website geschlos­sen. Statt­des­sen wird nun eine eng­li­sche Version ange­bo­ten. Babel finan­ziert sich über Spenden. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter von Babel enga­gie­ren sich in zahl­rei­chen Pro­jek­ten, die darauf abzie­len, die ukrai­ni­schen Streit­kräfte während des Krieges zu unterstützen.

Die Eigen­tü­mer des Online-Maga­zins sind der erste Chef­re­dak­teur Hlib Husjew, Kateryna Kober­nyk und das slo­wa­ki­sche Unter­neh­men IG GmbH.

Heute ist die ukrai­ni­sche Jour­na­listin Kateryna Kober­nyk Chef­re­dak­teurin von Babel.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 1,1 Millionen

Das Online-Magazin LB gehört zum Hor­schenin-Insti­tut, einer ukrai­ni­schen Denk­fa­brik, die sich mit poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Pro­zes­sen in der Ukraine und der Welt beschäf­tigt. LB hat sich auf Inter­views spe­zia­li­siert; häufige Themen sind die ukrai­ni­sche Innen- und inter­na­tio­nale Politik sowie soziale Fragen in der Ukraine.

LB wurde im Juni 2009 unter dem Namen Liwyj Bereh gegrün­det, Chef­re­dak­teu­rin Sonja Kosch­kina hat seit 2018 einen eigenen Youtube-Kanal „Kish­kiNA“, auf dem sie Inter­views mit ver­schie­de­nen Per­so­nen veröffentlicht.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2 Millionen

Im Fokus des ukrai­ni­schen im Jahr 2000 gegrün­de­ten Online-Nach­rich­ten­por­tals LIGA stehen wirt­schaft­li­che, poli­ti­sche und soziale Themen. Seit 2020 steht LIGA auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die stets präzise Infor­ma­tio­nen und zuver­läs­sige Nach­rich­ten anbieten.

Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Bankowa, die davor eine lei­tende Posi­tion bei dem Online-Magazin Hro­madske hatte.

Der Eigen­tü­mer des Nach­rich­ten­por­tals ist die ukrai­ni­sche unab­hän­gige Media­hol­ding Liga­me­dia, deren Geschäfts­füh­rer Dmytro Bon­da­renko ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 8,5 Millionen

Censor prä­sen­tiert sich als Website mit „emo­tio­na­len Nach­rich­ten“. Der Fokus liegt vor allem auf innen­po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen. Seit dem rus­si­schen Über­fall auf die Ukraine sind viele Bei­träge den Ereig­nis­sen an der Front und den ukrai­ni­schen Streit­kräf­ten gewid­met. Censor ist auf drei Spra­chen ver­füg­bar: Ukrai­nisch, Rus­sisch und Englisch.

Das Nach­rich­ten­por­tal Censor wurde 2004 vom bekann­ten ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Jurij Butusow gegrün­det und zählt zu den popu­lärs­ten Nach­rich­ten­sei­ten des Landes. Butusow gilt als schar­fer Kri­ti­ker von Prä­si­dent Selen­skyj. Er erhebt schwere Vor­würfe in Bezug auf Kor­rup­tion inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung, schlechte Vor­be­rei­tung auf den Krieg gegen Russ­land und unbe­frie­di­gende Ver­wal­tung der Armee. Butusow wird von über 400.000 Men­schen auf Face­book gelesen. Seine Posts auf dem sozia­len Netz­werk haben enormen Ein­fluss und lösen hitzige Dis­kus­sio­nen aus.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 59 Millionen

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