Zwi­schen Alarm und Alltag. Wie Kran­ken­häu­ser in Sumy nahe der Front weiterarbeiten

Ein Kind spielt vor dem Kinderkrankenhaus Sumy
Foto: Albert Lores

Trotz wach­sen­der Gefahr durch her­an­rü­ckende rus­si­sche Truppen harren viele Men­schen im Gebiet Sumy aus, vor allem Ältere und Fami­lien mit Kindern. Warum tun sie das? Wie halten Kli­ni­ken und Kin­der­kran­ken­häu­ser den Betrieb unter Beschuss auf­recht? Und was droht, wenn die Front noch näher rückt?

Kyjiw im Sommer, ein ganz „nor­ma­ler“ Morgen nach einem nächt­li­chen Luft­an­griff. Acht Tote, Dut­zende Ver­letzte, wieder einmal. Im Hof der Hilfs­or­ga­ni­sa­tion People in Need steht abfahr­be­reit ein weißer Gelän­de­wa­gen. Doch niemand steigt ein. Dabei hätte die Fahrt zu meh­re­ren Kran­ken­häu­sern im 350 Kilo­me­ter ent­fern­ten Sumy längst begin­nen sollen. Aber die Sicher­heits­frei­gabe ver­zö­gert sich. „Wir sind in den ver­gan­ge­nen Monaten bei Fahrten in diese Region vor­sich­ti­ger gewor­den“, sagt Alyona Buda­govska, die den Einsatz koor­di­niert. Endlich setzt sich das Auto in Bewe­gung – in Rich­tung rus­si­sche Grenze.

Seit Monaten spitzt sich die Lage im Nord­os­ten der Ukraine zu. Rus­si­sche Truppen sind von Kursk aus über die Grenze vor­ge­sto­ßen, stel­len­weise bis auf knapp zwanzig Kilo­me­ter an die Stadt Sumy heran. Es fehlt nicht mehr viel, dann kann sie auch von schwe­rer Artil­le­rie und fern­ge­steu­er­ten Drohnen mit gerin­ge­rer Reich­weite getrof­fen werden. Ein Sze­na­rio wie in Cherson, wo diese Drohnen sys­te­ma­tisch auf Men­schen­jagd gehen, könnte drohen.

Wla­di­mir Putin sprach zuletzt offen von der Ein­rich­tung einer „Puf­fer­zone“ in der Grenz­re­gion – und schloss auch die Ein­nahme der Stadt Sumy nicht aus. Zwar erklärte der ukrai­ni­sche Ober­be­fehls­ha­ber Olek­sandr Syrskyi Ende Juni, man habe die rus­si­sche Offen­sive gestoppt. Doch die Bedro­hung bleibt. Die Men­schen in der Region – und mit ihnen NGOs, Behör­den, Kran­ken­häu­ser – leben im Schwe­be­zu­stand. Zwi­schen Alltag und Alarm, zwi­schen lang­fris­ti­ger Planung und Evakuierungsvorsorge.

Foto: Albert Lores
Hanna Zynevska, Konotop

„Wenn Alarm ist, beten wir einfach zu Gott“

Erster Halt auf dem Weg nach Sumy: das Regio­nal­kran­ken­haus von Konotop, rund siebzig Kilo­me­ter vor der Grenze zu Russ­land. Auch hier werden die Angriffe seit Monaten inten­si­ver. Im Sep­tem­ber 2024 schlug eine Shahed-Drohne nur fünfzig Meter vor der Klinik ein, 260 Fenster und Türen wurden zer­stört. „Es war ein mas­si­ver Angriff auf die ganze Stadt“, sagt Kli­nik­di­rek­tor Vasyl Zgonnyk. Nur weil es spät­abends war, kam niemand ums Leben.

Mit 400 Betten ist das Kran­ken­haus in Konotop die zen­trale medi­zi­ni­sche Ein­rich­tung der Region. Etwa 1.500 Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten werden hier pro Monat behan­delt. Die Zahl sei seit 2022 stabil, sagt Zgonnyk – aber das Durch­schnitts­al­ter steige: „Die Jungen sind weg. Geblie­ben sind die Alten.“

Eine von ihnen ist die 76-jährige Hanna Zynevska. Seit über fünfzig Jahren lebt sie in Konotop, nun liegt sie mit Brust- und Rücken­schmer­zen auf der Station. „Wohin sollten wir denn gehen?“, fragt sie. Ihre Tochter lebt mit der Enkelin inzwi­schen in Terno­pil – im etwas siche­re­ren Westen des Landes. Aber zu ihr ziehen und alles zurück­las­sen? Für Zynevska ist das keine Option. Umge­kehrt will die Tochter nicht mehr nach Konotop kommen – viel zu gefähr­lich sei das mit Kind. Zynevs­kas Haus hat keinen Keller. „Wenn Alarm ist, beten wir einfach nur zu Gott“, sagt sie.

Foto: Albert Lores
PIN-Inge­nieur Serhi Pribyl mit Bau­ar­bei­tern im Keller des Kin­der­kran­ken­hau­ses in Sumy, dort, wo schon bald ein moder­ner Luft­schutz­kel­ler ent­ste­hen soll

Neuer Luft­schutz­raum: bar­rie­re­frei und gut belüftet

Damit im Kran­ken­haus nicht mehr gebetet werden muss als ohnehin schon, wird im Unter­ge­schoss gebohrt und gehäm­mert. Zwei Bau­ar­bei­ter mon­tie­ren eine Roll­stuhl­rampe, Kabel hängen von der Decke, an den fabrik­neuen Türen klebt noch die Schutz­fo­lie. In wenigen Wochen soll hier ein Luft­schutz­raum ent­ste­hen: bar­rie­re­frei, belüf­tet, mit medi­zi­ni­scher Grundausstattung.

Am Ende des Haupt­gangs beginnt der alte Back­stein­kel­ler: dunkel, feucht, mit sowje­ti­schen Uralt-Liegen. „So sah es hier vorher überall aus“, sagt Serhii Pribyl, Inge­nieur der Hilfs­or­ga­ni­sa­tion People in Need (PIN), der die Bau­stelle leitet. Um den Keller voll­stän­dig zu sanie­ren, fehlt das Geld.

Seit Beginn des Angriffs­kriegs rüstet das Kran­ken­haus seine kri­ti­sche Infra­struk­tur auf. Jede Abtei­lung verfügt inzwi­schen über Not­strom­ge­ne­ra­to­ren und Lang­zeit­ak­kus, auf dem Dach liefern Solar­pa­nels Energie – finan­ziert durch ein GIZ-Pro­gramm des Bundeswirtschaftsministeriums.

Der neue Schutz­raum soll nicht nur die Kranken, sondern auch das Per­so­nal schüt­zen. In den ersten Monaten nach dem rus­si­schen Groß­an­griff waren viele Ange­stellte geflo­hen. Inzwi­schen ist das Team wieder stabil, doch die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter sind per­ma­nent am Limit ihrer Kräfte. „Unser Haupt­pro­blem heißt Burnout“, sagt Zgonnyk. „Aber die Leute bleiben, trotz allem.“ Zwar liegen auch Eva­ku­ie­rungs­pläne bereit, doch die Direk­tive ist klar: Das Kran­ken­haus soll wei­ter­ar­bei­ten, so lange wie möglich.

In Sumy ist die Front immer in Hörweite

Zweite Station: die Stadt Sumy. Dort ist die Front längst in Hör­weite. Kaum ange­kom­men, grollen erste Ein­schläge rus­si­scher Artil­le­rie und Gleit­bom­ben in der Ferne. Trotz­dem sind ver­ein­zelt Men­schen in der Innen­stadt unter­wegs. Ein Fahr­rad­fah­rer rollt über die zen­trale Soborna-Straße, Kinder schau­keln vor der Kathe­drale, der Imbiss BRLN ver­kauft weiter „deut­sche und ukrai­ni­sche Scha­warma“. Zwi­schen leeren Schau­fens­tern und aus­ge­räum­ten Ver­kaufs­flä­chen sind noch einige wenige Cafés und Geschäfte geöff­net. Das Stadt­thea­ter wie­derum hat die Som­mer­sai­son gerade abge­bro­chen. Sie hätte ohnehin im Keller stattgefunden.

Und ein paar Bars gibt es noch, in die es die Jugend abends zieht. „Aber die lassen sich an einer Hand abzäh­len“, sagt ein Gast, der an der Soborna33 am Tresen sitzt. Draußen sitzen ein Dutzend Gäste, trotz Luft­alarm, direkt gegen­über der Statue des Natio­nal­dich­ters Taras Schewtschenko. Zwei aktu­elle Artikel des Stadt­ma­ga­zins Tsukr bringen die Stim­mung auf den Punkt: „Elf neue Lokale in Sumy“ und „Wie sich die Men­schen in Sumy auf gewalt­freien Wider­stand vor­be­rei­ten können.“

Foto: Albert Lores
Dmytro Troyiuk, PIN-Koor­di­na­tor in Sumy

„Wir berei­ten uns auf alle Sze­na­rien vor“

„Die Zukunft bleibt unvor­her­seh­bar. Wir berei­ten uns auf alle Sze­na­rien vor“, sagt auch Dmytro Troyiuk. Der 37-Jährige koor­di­niert die huma­ni­täre Arbeit von PIN in Sumy und stimmt sich dabei eng mit der Stadt­ver­wal­tung und anderen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen ab.

Aktuell geht es vor allem um Repa­ra­tu­ren, psy­cho­lo­gi­sche Resi­li­enz und Hilfe für Ver­trie­bene aus den Grenz­dör­fern. Viele brau­chen finan­zi­elle Sofort­hilfe und drin­gend ein Dach über dem Kopf. Doch der Woh­nungs­markt ist über­las­tet – auch, weil sich Sumy seit der ukrai­ni­schen Offen­sive im rus­si­schen Gebiet Kursk im Sommer 2024 zuse­hends in eine Gar­ni­sons­stadt ver­wan­delt hat.

Trotz der Bedro­hung durch die näher gerück­ten rus­si­schen Truppen herr­sche bei vielen Men­schen in der Stadt weiter eine gewisse Zuver­sicht, beob­ach­tet Troyiuk. „Wer jetzt noch hier ist, hat sich an die Lage gewöhnt. Nicht weil es leich­ter wird, sondern weil sich die Dinge nicht schlag­ar­tig ver­schlech­tern, sondern langsam. Von Tag zu Tag, Schritt für Schritt. Und so ver­lässt man sein Zuhause nicht einfach.“

Foto: Albert Lores
Am Ort des Anschlags am Palm­sonn­tag im Zentrum von Sumy räumen ukrai­ni­sche Ret­tungs­kräfte die Trümmer weg, die zwei Rake­ten­an­griffe hin­ter­las­sen haben

Rus­si­scher Dop­pel­schlag tötet 35 Men­schen, dar­un­ter mehrere Kinder

Dabei haben die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner in den ver­gan­ge­nen Monaten mehrere brutale Rake­ten­an­griffe durch­lebt. Am Palm­sonn­tag traf ein rus­si­scher Dop­pel­schlag erst das Kon­gress­zen­trum, dann einen Trol­ley­bus an einer beleb­ten Kreu­zung. 35 Men­schen starben, mehr als 120 wurden ver­letzt. Es war Mit­tags­zeit, der Bus war voll bis auf den letzten Platz.

Die Spuren des Ein­schlags sind immer noch sicht­bar. Ein Gebäude an der Kreu­zung ist bis heute kom­plett auf­ge­ris­sen. Rings­herum: beschä­digte Uni­ver­si­täts­ge­bäude und his­to­ri­sche Bauten, deren Fenster mit Sperr­holz ver­na­gelt sind. In der angren­zen­den Fuß­gän­ger­zone liegen Plüsch­tiere zwi­schen fri­schen Blumen. Auf dem Shirt eines Ted­dy­bä­ren steht: „Remem­ber me”.

Drei der bei dem Angriff ver­letz­ten Kinder wurden ins Kin­der­kran­ken­haus St. Zinaida in Sumy ein­ge­lie­fert. „Einer der Jungen ist hier gestor­ben“, sagt die stell­ver­tre­tende Direk­to­rin Yuliia Pedenko. Wenn die Stadt unter Beschuss stehe, sei die Belas­tung für das Per­so­nal beson­ders hoch – vor allem, wenn ver­letzte Kinder ein­ge­lie­fert würden. Für die Kleinen sei es trau­ma­ti­sie­rend, Ver­wun­dete in ihrem Alter zu sehen. Deshalb kümmern sich im St.-Zinaida-Krankenhaus fünf Psy­cho­lo­gin­nen rund um die Uhr nicht nur um die Kinder, sondern auch um ihre Eltern und das Personal.

Foto: Albert Lores
Olena, 27, mit ihrem Sohn Lev, 3 während der The­ra­pie mit Psy­cho­lo­gin Svitlana im Kin­der­kran­ken­haus in Sumy

„Ich weiß nicht, wo man sich heute über­haupt noch sicher fühlen kann“

In einem The­ra­pie­raum sitzt die 27-jährige Olena mit ihrem Sohn Lev. Der Drei­jäh­rige hat Sprach­pro­bleme, zwi­schen Bau­klöt­zen und Stoff­tie­ren übt er mit einer The­ra­peu­tin. Ob sie sich im Kran­ken­haus sicher fühle? Olena zögert. „Ich weiß nicht, wo man sich heute über­haupt noch sicher fühlen kann.“

Als der große Krieg begann, war Lev sechs Monate alt. Sumy war fast voll­stän­dig von rus­si­schen Truppen umzin­gelt. Olena floh mit ihm nach Bamberg, kehrte aber ein Jahr später zurück. „Es ist besser, bei meiner Familie zu sein, als weit weg und sie kaum zu sehen.“ Ihr Mann ist Berufs­sol­dat, er ist meist im Einsatz an der Front. Für den drei­jäh­ri­gen Lev gehört das Grollen von Artil­le­rie längst zum Alltag. Wenn es in der Ferne kracht, sagt er manch­mal: „Alles in Ordnung, das sind unsere Jungs.“

„Wer bleibt, tut das selten freiwillig“

„Psy­chi­sche Belas­tun­gen gab es natür­lich auch schon früher“, sagt Svitlana Budko. Die Psy­cho­lo­gin und Kin­der­ärz­tin betreut Lev und Olena. „Aber der Krieg hat eine zusätz­li­che Schicht darüber gelegt.“ Angst­stö­run­gen, Panik­at­ta­cken und Schlaf­lo­sig­keit gehören mitt­ler­weile zum Alltag – genau wie post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­stö­run­gen. Aus­lö­ser seien nicht nur direkte Ein­schläge, sondern auch das Heulen der Sirenen, das Surren der Drohnen, die stän­dige latente Bedrohung.

Budko erzählt von einem Mädchen, das mit Freun­den auf einem Spiel­platz war, als eine Rakete ein­schlug. Sie über­lebte schwer ver­letzt, ihr Groß­va­ter starb. Die Mutter brach zusam­men. „In solchen Fällen beglei­ten wir die ganze Familie“, sagt die Psy­cho­lo­gin. „Wenn eine Mutter keine inneren Res­sour­cen mehr hat, kann sie sich kaum um ihr Kind kümmern.“

Der Krieg macht vor allem Kinder krank

Budko rät den Men­schen mit Kindern grund­sätz­lich dazu, die Region zu ver­las­sen. Die lang­fris­ti­gen Folgen eines Lebens in per­ma­nen­tem Kriegs­zu­stand seien für Kinder oft gra­vie­ren­der als die Angst im unmit­tel­ba­ren Moment der Gefahr. Und doch bleiben viele Fami­lien in der Region. Warum? „Wer bleibt, tut das selten frei­wil­lig“, sagt Budko. „Die­je­ni­gen, die über die nötigen Mittel ver­füg­ten, sind längst fort. Wer noch hier ist, hat oft keine andere Wahl.“

Vor allem in den Dörfern nahe der ukrai­nisch-rus­si­schen Grenze sind viele Men­schen an Haus und Hof gebun­den. Budko berich­tet von einer Groß­fa­mi­lie mit sechs Kühen. Die Eltern ver­lie­ßen den Hof selbst dann nicht, als ihr Sohn bei einem Angriff ver­letzt wurde. Wie hätten sie ihr Vieh zurück­las­sen können, die einzige Mög­lich­keit für die Familie, ein wenig Geld zu ver­die­nen? Die Mutter plagen seither starke Schuldgefühle.

Doch in den ver­gan­ge­nen Monaten siedeln immer mehr Fami­lien aus der Grenz­re­gion zumin­dest nach Sumy um. „Raus aus den Dörfern, rein in die Stadt – das ist oft der erste Schritt.“, sagt Svitlana Budko. Eigent­lich, findet sie, müssten die Men­schen noch weiter weg ziehen: dorthin, wo es wirk­lich sicher ist.

Foto: Albert Lores
Pro­vi­so­ri­scher Luft­schutz­kel­ler im Kin­der­kran­ken­haus, Sumy

Von der Inten­siv­sta­tion direkt in den Luftschutzraum

Erst am 6. März schlug eine Shahed-Drohne direkt gegen­über der Kin­der­kli­nik in Sumy ein, deto­nierte aber nicht. Vor dem Krieg behan­delte das Haus rund 11.000 Kinder im Jahr. Heute sind es 6.000 bis 7.000. 98 Ärzte und 170 Pfle­ge­kräfte sind in der Stadt geblie­ben und halten den Betrieb auf­recht – auch im pro­vi­so­ri­schen Luft­schutz­raum im Keller.

Dort liegen drei Teen­ager auf Matrat­zen, scrol­len durch TikTok und Insta­gram. Dabei ist gerade gar kein Alarm. Sie dürfen den Luft­schutz­raum trotz­dem noch nicht ver­las­sen. „Wenn wir zum Bei­spiel mit einer Injek­tion begon­nen haben, bleiben sie hier unten, bis sie abge­schlos­sen ist“, erklärt die stell­ver­tre­tende Direk­to­rin der Klinik, Yuliia Pedenko.

Bei jedem Alarm müssen alle Kinder und Jugend­li­chen in den Keller – auch nachts. Manche werden direkt von der Inten­siv­sta­tion dorthin gebracht, zum Bei­spiel, wenn das Per­so­nal mit einem Angriff rechnet und eine The­ra­pie begin­nen will, die nicht unter­bro­chen werden darf.

„Es moti­viert uns, dass wir das für die Kinder tun“

Der pro­vi­so­ri­sche Schutz­kel­ler bietet Lie­ge­plätze für etwa 50 Kinder, mini­ma­lis­tisch, ohne Spezial-Aus­stat­tung. Deshalb ent­steht nun unter der Erde ein moder­ner Schutz­raum: mehrere Hundert Qua­drat­me­ter groß, aus­ge­stat­tet mit getrenn­ten Berei­chen für chir­ur­gi­sche, neu­ro­lo­gi­sche und infek­tiöse Pati­en­ten. „Wir wollen, dass die Kinder hier gemein­sam mit ihren Eltern über­nach­ten können“, sagt Pedenko.

PIN-Inge­nieur Serhii Pribyl prüft wäh­rend­des­sen die Statik und Maße im Rohbau. In drei Monaten soll alles fertig sein. Was andern­orts Jahre dauern würde, muss hier so schnell wie möglich gehen. „Es moti­viert uns, dass wir das für die Kinder tun“, sagt er.

Auch die Direk­to­rin des Kran­ken­hau­ses, Vik­to­ria Buhaenko, kann es kaum erwar­ten. Sie ist stolz auf ihre Ein­rich­tung – eines der moderns­ten Kin­der­kran­ken­häu­ser der Ukraine, mit über ein­hun­dert­jäh­ri­ger Geschichte.

Buhaenko war auch in der Zeit unmit­tel­bar nach dem rus­si­schen Groß­an­griff in der Stadt geblie­ben. Wochen­lang hatte sie mit ihrer Beleg­schaft im Kran­ken­haus gelebt und rund um die Uhr wei­ter­ge­ar­bei­tet. „Wenn der neue Schutz­raum steht, werden wir das Gefühl haben, das Maximum getan zu haben“, sagt Buhaenko. Dann lächelt sie kurz und fügt hinzu: „Noch siche­rer wäre es wohl nur mit einer eigenen Flug­ab­wehr.“ Als wir uns ver­ab­schie­den, heulen wieder die Sirenen.

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