„Pro­eu­ro­päi­sche Haltung kommt zuneh­mend aus der Mode“

Moldau Presidential Election EU Referendum
Foto: IMAGO /​ SNA

Pres­se­schau 10. Oktober bis 23. Oktober 2024: Ernüch­te­rung nach Prä­si­dent­schafts­wah­len und EU-Refe­ren­dum in der Repu­blik Moldau +++ Stei­gende Zustim­mung zu Selen­skyjs „Sie­ges­plan“? +++ Rück­kehr ukrai­ni­scher Kriegs­ge­fan­ge­ner aus Russ­land und den besetz­ten ukrai­ni­schen Gebieten

Ernüch­te­rung nach Prä­si­dent­schafts­wah­len und EU-Refe­ren­dum in der Repu­blik Moldau

Die Ergeb­nisse der Prä­si­dent­schafts­wah­len und des Refe­ren­dums über Fest­schrei­bung des EU-Bei­tritts in der Ver­fas­sung am 20. Oktober in Moldau haben bei ukrai­ni­schen Ana­lys­ten für Ernüch­te­rung gesorgt. Trotz eines knappen Sieges des pro­eu­ro­päi­schen Lagers beim Refe­ren­dum steht der amtie­ren­den Prä­si­den­tin Maia Sandu am 3. Novem­ber eine schwie­rige Stich­wahl gegen ihren pro­rus­si­schen Kon­kur­ren­ten um das Prä­si­den­ten­amt Alex­andr Stoia­no­glo bevor. Sandu gab noch in der Wahl­nacht bei einer Pres­se­kon­fe­renz bekannt, dass es zu Wahl­ma­ni­pu­la­tio­nen gekom­men sein soll. Aktuell laufen die Ermitt­lun­gen zum Stim­men­kauf durch pro­rus­si­sche Akteure. Moldau bleibt ein geo­po­li­ti­sches Schlacht­feld, und die knappen Wahl­er­geb­nisse gaben Russ­land neuen Aufwind.

„Pro­eu­ro­päi­sche Haltung kommt zuneh­mend aus der Mode“

Da fast 50 Prozent der Wähler gegen den pro­eu­ro­päi­schen Kurs gestimmt haben, werden Sandu und andere Poli­ti­ker ihre Rhe­to­rik anpas­sen müssen, schreibt die mit der Ukra­jinska Prawda ver­bun­dene Jew­ro­pe­jska Prawda:

„Selbst wenn Sandu den end­gül­ti­gen Durch­bruch schafft und die Stich­wahl gewinnt, bleibt ein noch grö­ße­res Problem: die Par­la­ments­wah­len 2025. In Moldau liegt die wahre Macht beim Par­la­ment und der von ihm ernann­ten Regie­rung. Ange­sichts der Wahl­er­geb­nisse und ins­be­son­dere des Refe­ren­dums müssen wir uns darauf ein­stel­len, dass eine ent­schie­den pro­eu­ro­päi­sche Haltung bei unseren Nach­barn zuneh­mend aus der Mode kommt.

Daher könnten auch die [poli­ti­schen] Par­teien, die derzeit noch zögern, ihre Pro­gramme anpassen.

Und auch für die Ukraine selbst wird der Dialog mit der EU schwie­ri­ger werden. Wir werden unseren Part­nern bewei­sen müssen, dass wir unsere euro­päi­sche Ent­schei­dung nicht so ver­ra­ten werden, wie es unsere Nach­barn uner­war­tet getan haben.“

„Pro­rus­si­sches Netz­werk unter­gräbt gezielt EU-Kurs“

Babel berich­tet unter­des­sen über zahl­rei­che Fälle von pro­rus­si­scher und Anti-EU-Pro­pa­ganda in Moldau sowie über ein vom Kreml finan­zier­tes Netz­werk von Akti­vis­ten, die gezielt Des­in­for­ma­tion ver­brei­ten, um den EU-Kurs des Landes zu untergraben.

„Im Sep­tem­ber waren die Straßen von Chişinău und den grö­ße­ren mol­daui­schen Städten übersät mit Werbung für ein Konzert der ukrai­ni­schen Sän­ge­rin Ana­sta­sia Prik­hodko. Die Werbung hatte eine Beson­der­heit: Auf den Pla­ka­ten war vor dem Hin­ter­grund des Fotos von Prik­hodko die Auf­schrift [...] ‚Nein zur EU‘ zu sehen. Die Orga­ni­sa­to­ren des Kon­zerts äußer­ten sich nicht zu diesem Slogan und sagten das Konzert kurz darauf ohne Erklä­rung ab. Die Polizei des Landes ver­mu­tet jedoch, dass Geld und Ein­fluss von [dem flüch­ti­gen pro­rus­si­schen Olig­ar­chen Ilan] Schor im Spiel sind – und damit auch Geld aus dem Kreml. [...]

Am 4. Oktober gaben die Behör­den der Repu­blik Moldau öffent­lich die Exis­tenz eines ille­ga­len Netz­werks [von 150.000 bezahl­ten Pro­mo­tern] bekannt und lei­te­ten eine Unter­su­chung ein. Dies hatte jedoch kei­ner­lei Aus­wir­kun­gen auf die Akti­vi­tä­ten von Schors Team: Laut einer [mol­daui­schen] Kor­re­spon­den­tin des Mediums ‚Ziarul de Garda‘, die das Netz­werk infil­triert hatte, fand bereits am 5. Oktober ein wei­te­res ‚Schu­lungs­tref­fen‘ der Agi­ta­to­ren statt, bei dem Schor in einer auf­ge­zeich­ne­ten Video­bot­schaft zu einem ‚klaren Nein zur EU‘ aufrief.“

 

Foto: president.gov.ua

Stei­gende Zustim­mung zu Selen­skyjs „Sie­ges­plan“?

In den ver­gan­ge­nen Wochen haben Prä­si­dent Wolo­dymyr Selen­skyj und sein Team füh­ren­den Staats- und Regie­rungs­chefs der USA und der EU einen ehr­gei­zi­gen „Sie­ges­plan“ prä­sen­tiert. Am 16. Oktober stellte Selen­skyj ihn im ukrai­ni­schen Par­la­ment vor und machte ihn damit erst­mals öffent­lich. Der Plan fordert eine Ein­la­dung der Ukraine in die NATO, eine Geneh­mi­gung für Angriffe auf rus­si­sches Ter­ri­to­rium im Hin­ter­land und die Lie­fe­rung moder­ne­rer west­li­cher Waf­fen­sys­teme. Der „Sie­ges­plan“ ent­fachte eine leb­hafte Debatte in ukrai­ni­schen Medien.

„Sieg ist für manche ein unan­ge­neh­mes Wort geworden“

LB schreibt in einem Bericht aus dem Par­la­ment, wie Prä­si­dent Selen­skyj für die Annahme des „Sie­ges­plans“ wirbt:

„Wolo­dymyr Selen­skyj begann mit der Fest­stel­lung, dass die Worte, die Ukraine müsse gewin­nen, nun sel­te­ner zu ver­neh­men sind.

‚Sieg ist für manche zu einem unan­ge­neh­men Wort gewor­den. Leider. Und in der Rea­li­tät – das ver­ste­hen wir – ist ein Sieg nicht leicht zu errei­chen‘, sagte er.

‚Die ganze Welt sieht, dass Russ­land keinen ehr­li­chen Frieden sucht. Putin ist ver­rückt gewor­den, er will nur noch Krieg. Er wird sich nicht von selbst ändern. Er ist zu sehr in der Ver­gan­gen­heit gefan­gen. Er ist zu gestrig. Er ist taub für alle anderen‘, betonte der Präsident.

Ferner for­derte der Prä­si­dent eine Ände­rung der Umstände, so dass ‚Russ­land zum Frieden gezwun­gen wird‘.“

„Die Ein­la­dung an die Ukraine zum NATO-Bei­tritt ist der geo­po­li­ti­sche Schlüsselpunkt“

Liga erklärt, warum einige Punkte des „Sie­ges­plans“ für die zukünf­tige Sicher­heit der Ukraine von ent­schei­den­der Bedeu­tung sein könnten:

„Die erste Posi­tion – die Ein­la­dung an die Ukraine, der NATO bei­zu­tre­ten – ist hier der geo­po­li­ti­sche Schlüs­sel­punkt, erklärt Mycha­jlo Samus vom New Geo­po­li­tics Rese­arch Network [...]

‚Putins Ziel ist die voll­stän­dige Zer­stö­rung der Ukraine und der ukrai­ni­schen Nation. Er ver­sucht, dies zu errei­chen, indem er die Tat­sa­che aus­nutzt, dass der Westen die Ukraine als Grau­zone wahr­nimmt‘, meint der Analyst. ‚Die Ein­la­dung würde bedeu­ten, dass das Feil­schen darüber, ob die Ukraine zur Grau­zone Europas oder zur Zone des rus­si­schen Ein­flus­ses gehört, endlich beendet wird.‘ Die [...] Ein­la­dung der Ukraine in die NATO sollte für den Frieden von grund­le­gen­der Bedeu­tung werden.

‚Wenn wir, die Ukrai­ner und unsere Partner, es jetzt nicht schaf­fen, uns zu stärken, wird Putin nächs­tes Jahr [seine Macht so] stärken, [...] dass er die Diplo­ma­tie für immer ableh­nen kann‘, sagte Selenskyj.

Der Abge­ord­nete Olek­sandr Mereschko sagte, für die Ukraine sei ent­schei­dend, eine Ein­la­dung zum Bünd­nis­bei­tritt zu erhal­ten. ‚Das ist die wich­tigste Garan­tie für unsere Sicher­heit und unser Über­le­ben, jetzt und in Zukunft‘, sagt er. ‚Das würde die poli­ti­sche und geo­stra­te­gi­sche Nie­der­lage Putins bedeuten.‘“

„Inves­to­ren sind die besten Lob­by­is­ten für Sicherheitsgarantien“

Der „Sie­ges­plan“ enthält nicht nur For­de­run­gen, sondern auch Ange­bote an die Partner der Ukraine. Konkret geht es um die gemein­same Nutzung ukrai­ni­scher Boden­schätze, ein­schließ­lich Sel­te­ner Erden, und um eine erwei­terte Sicher­heits­ko­ope­ra­tion in Europa. Forbes ana­ly­siert den Wert dieser Vor­schläge für die Partner der Ukraine:

„‚Endlich‘, kom­men­tierte Andrij Brod­skyj, Eigen­tü­mer des Titan­un­ter­neh­mens Velta, den wirt­schaft­li­chen [vierten] Punkt des Siegesplans [...]

‚Indem die Ukraine ame­ri­ka­ni­sche Unter­neh­mer davon über­zeugt, in den Bergbau zu inves­tie­ren, würde sie auf ihre Weise den Weg Sin­ga­purs wie­der­ho­len.‘ [...] ‚Unter­neh­men, die Geld inves­tiert haben, sind ein bes­se­rer Lob­by­ist für Sicher­heits­ga­ran­tien als jede inter­na­tio­nale Institution.‘

Der Sicher­heits­teil könnte ein nütz­li­ches Argu­ment für die Ukraine sein, sollte Donald Trump die US-Prä­si­dent­schafts­wah­len gewinnen. [...]

Der wirt­schaft­li­che Punkt schlägt vor, dass die USA und die EU gemein­sam die wert­vol­len fos­si­len Res­sour­cen der Ukraine schüt­zen und nutzen. Vier davon werden her­vor­ge­ho­ben: Lithium, Uran, Graphit und Titan. Der letzte, der fünfte Punkt [des Sie­ges­plans], sieht vor, dass die US-Truppen in Europa nach dem Ende des rus­sisch-ukrai­ni­schen Krieges durch ukrai­ni­sche Truppen ersetzt werden.

Einem gut infor­mier­ten ukrai­ni­schen Beamten zufolge ist dies ein Versuch, das west­li­che Inter­esse an der Ukraine nicht [nur] zu wecken, sondern zu stei­gern. [...] ‚Das ist Zucker­brot für den Westen‘ [...] Tat­säch­lich sei das Inter­esse des Westens, der Ukraine zu helfen, bereits durch die rus­si­sche Aggres­sion geweckt worden, sagte der hoch­ran­gige Beamte. Auf dem Spiel stehe das Ver­trauen in den Westen und die USA. ‚Wenn die Ukraine ver­liert, wäre dies ihre zweite schwere Nie­der­lage in Folge [für den Westen und Amerika, nach Afghanistan]‘.“

 

Rückkehr von ukrainischen Kriegsgefangenen
Foto: koordshtab.gov.ua

Rück­kehr ukrai­ni­scher Kriegs­ge­fan­ge­ner aus Russ­land und den besetz­ten ukrai­ni­schen Gebieten

Die Rück­kehr von 95 ukrai­ni­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen im Rahmen eines durch die Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emirate ver­mit­tel­ten Gefan­ge­nen­aus­tauschs am 18. Oktober löste gemischte Gefühle aus: große Erleich­te­rung und tiefe Trauer. Während die Frei­las­sung des Men­schen­rechts­ak­ti­vis­ten Maksym But­ke­vych gefei­ert wurde, über­schat­tete das Bekannt­wer­den des Todes der Jour­na­lis­tin Vik­to­ria Roscht­schyna in rus­si­scher Gefan­gen­schaft kurz vor dem Aus­tausch das Gesche­hen. Der Gefan­ge­nen­aus­tausch wurde in den ukrai­ni­schen Medien inten­siv dis­ku­tiert und lenkte den Blick auf die erschüt­tern­den Schick­sale der Häftlinge.

„Sie hatte alles – nur eines hatte sie nie: Gleichgültigkeit.“

Die Ukra­jinska Prawda ver­öf­fent­lichte einen bewe­gen­den Nachruf auf die Jour­na­lis­tin Vik­to­ria Roscht­schyna, die für zahl­rei­che ukrai­ni­sche Medien zum Thema Men­schen­rechte berich­tete. Sie starb im Sep­tem­ber dieses Jahres, nachdem sie 2023 von rus­si­schen Behör­den in den besetz­ten Gebie­ten der Ukraine ver­haf­tet worden war. Mycha­jlo Krygel, stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur, erin­nert sich an sie:

„Vika konnte alles sein – fleißig, begeis­te­rungs­fä­hig, fana­tisch enga­giert, unnach­gie­big in ihren Ansprü­chen an sich selbst und andere, stur, unbe­quem, und immer bereit, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, uner­träg­lich für Redakteure.

Sie hörte nicht auf die­je­ni­gen, deren Meinung darüber, wie man einen Artikel (angeb­lich) ver­bes­sern könnte, nicht mit ihrer über­ein­stimmte. Sie war bereit, für jeden Satz und jeden Absatz ihrer Texte zu kämpfen. Mes­sen­ger-Apps brann­ten förm­lich, wenn man mit ihr kor­re­spon­dierte, Handys fielen zu Boden und gingen kaputt – und das ist keine Metapher. [...]

Sie konnte alles sein, sie hatte alles – nur eines hatte sie nie: Gleich­gül­tig­keit. Weder gegen­über den Themen noch gegen­über den Men­schen, über die sie schrieb. Sie besaß das, was den Jour­na­lis­mus auch im Zeit­al­ter von ChatGPT leben­dig hält – ein auf­rich­ti­ges Inter­esse an ihrer Arbeit, Ehr­lich­keit gegen­über sich selbst und eine echte Liebe zum Beruf, nicht zur eigenen Person im Beruf.“

„Gezielte Ein­schüch­te­rungs­stra­te­gie“

Roscht­schyna war eine von rund 14.000 ukrai­ni­schen Zivi­lis­ten, die seit Beginn der rus­si­schen Inva­sion 2014 illegal von Russ­land fest­ge­hal­ten werden. Hro­madske sprach mit Kateryna Ohi­jewska, Exper­tin der ukrai­ni­schen NGO Media Initia­tive for Human Rights, über das Schick­sal dieser Gefangenen:

„Zu Beginn der umfas­sen­den Inva­sion wurden viele Zivi­lis­ten fest­ge­nom­men, weil sie sich wider­setz­ten oder Infor­ma­tio­nen über den Stand­ort des rus­si­schen Mili­tärs wei­ter­ga­ben. Es gab jedoch auch Fälle, in denen Zivi­lis­ten allein deshalb ver­schleppt wurden, weil sich ihr Haus in einer stra­te­gisch wich­ti­gen Lage befand und das rus­si­sche Militär ver­hin­dern wollte, dass sie Infor­ma­tio­nen an die ukrai­ni­schen Streit­kräfte weiterleiten.

In den seit langem besetz­ten Gebie­ten hängen viele Ver­haf­tun­gen damit zusam­men, dass Kinder nicht in rus­si­sche Schulen gehen oder Eltern sich weigern, rus­si­sche Pässe anzu­neh­men. All dies ist Teil einer geziel­ten Ein­schüch­te­rungs­stra­te­gie, um die Zivil­be­völ­ke­rung zu zwingen, sich den neuen Regeln zu unter­wer­fen. Wenn ein Nachbar ver­haf­tet wird und nach Miss­hand­lun­gen erschöpft zurück­kehrt, schürt das bei den anderen Angst und zwingt sie zum Gehorsam.

In den besetz­ten Gebie­ten werden Men­schen oft stun­den­lang fest­ge­hal­ten, um ihre Iden­ti­tät zu über­prü­fen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Zivi­lis­ten mona­te­lang oder sogar jah­re­lang in Kellern oder Haft­an­stal­ten ein­ge­sperrt waren, wie etwa einige der Gefan­ge­nen im Unter­su­chungs­ge­fäng­nis von Berdjansk.“

„Wir sind uns nicht immer sicher, ob wir Erfolg haben werden”

Russ­land hält nicht nur Sol­da­ten und erwach­sene Zivi­lis­ten gefan­gen, sondern auch Zehn­tau­sende ukrai­ni­sche Kinder. Einige von ihnen sind Waisen, die die rus­si­sche Staats­bür­ger­schaft erhal­ten, andere werden ihren Eltern wegen angeb­li­chen „Fehl­ver­hal­tens“ weg­ge­nom­men. LB sprach mit Darja Kas­ja­nowa, Lei­te­rin des ukrai­ni­schen Netz­werks für Kin­der­rechte, darüber, wie diese Kinder aus­fin­dig gemacht und in die Ukraine zurück­ge­bracht werden:

„Wir haben Fälle, in denen ein Kind zunächst im Lager [im Schwarz­meer-Kurort] Gel­end­schik war. Als wir es fanden, war es bereits in Jeisk, und als wir es schließ­lich abholen wollten, war es in Woro­nesch [über 700 Kilo­me­ter weiter nörd­lich]. Unter solchen Umstän­den ist es schwie­rig, den Kontakt zu halten. Zudem durften die Eltern nicht nach Russ­land ein­rei­sen, und die rus­si­schen Behör­den waren nur bereit, das Kind den Eltern per­sön­lich zu über­ge­ben. [...] Wir haben schließ­lich einen Ver­wand­ten aus­fin­dig gemacht, für den wir eine Voll­macht aus­stell­ten. Das sind die Bedin­gun­gen, unter denen wir Kinder zurückholen. [...]

Es handelt sich immer nur um ein oder zwei Kinder. Und selbst dann sind wir uns nicht immer sicher, ob wir Erfolg haben werden. Es gibt viele Fälle, die wir nicht lösen können. Zum Bei­spiel wollten wir ein Mädchen abholen, aber ein Nachbar rief die Polizei, und wir konnten sie nicht mit­neh­men. Ihre Mutter ist ver­stor­ben, ihr Vater kämpft hier im Krieg, und das Mädchen wollte unbe­dingt zu ihm. Doch die Nach­barn über­wach­ten sie, kon­trol­lier­ten ihr Telefon und nahmen es ihr schließ­lich weg. Jetzt haben wir keinen Kontakt mehr zu ihr. [...]

Man kann warten, bis die Kinder voll­jäh­rig werden, [...] aber wenn sie noch jung sind, ist es emo­tio­nal viel schwie­ri­ger, weil man ihre Zukunfts­aus­sich­ten kennt [...]“

 

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Ukrai­ni­sche Medien

Die Online-Zeitung Ukra­jinska Prawda ver­öf­fent­licht als regie­rungs­kri­ti­sches Medium inves­ti­ga­tive Artikel und deckte auch Kor­rup­ti­ons­fälle inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung auf. Sie zählt zu den meist­ge­nutz­ten Nach­rich­ten­por­ta­len der Ukraine.

Die Ukra­jinska Prawda wurde im Jahr 2000 vom ukrai­nisch-geor­gi­schen Jour­na­lis­ten Heorhij Gon­gadse gegrün­det, der im dar­auf­fol­gen­den Jahr – angeb­lich auf Ver­an­las­sung des dama­li­gen Prä­si­den­ten Leonid Kut­schma – ermor­det wurde. Die heutige Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­nisch-krim­ta­ta­ri­sche Jour­na­lis­tin Sevgil Mus­aieva.

Im Mai 2021 ver­kaufte die dama­lige Eigen­tü­me­rin Olena Prytula 100 Prozent der Anteile an Dragon Capital, eine ukrai­ni­sche Invest­ment-Manage­ment-Gesell­schaft, die vom tsche­chi­schen Unter­neh­mer Tomáš Fiala gelei­tet wird.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 69,6 Millionen

Das Online-Nach­rich­ten­por­tal und ‑Fern­se­hen Hro­madske finan­ziert sich über Crowd­fun­ding bei seinen Lese­rin­nen und Lesern, Spenden, Werbung und über für andere Medien auf­ge­nom­mene Videos.

Hro­madske wurde als NGO mit dazu­ge­hö­ri­gen Online-Medien im Novem­ber 2013 mit Beginn des Euro­mai­dan gegrün­det. Die jetzige Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Jewhe­nija Motorewska, die sich zuvor mit dem Thema Kor­rup­tion in ukrai­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den befasst hat.

Die Wei­ter­ent­wick­lung von Hro­madske wird von einem Vor­stand vor­an­ge­trie­ben, der aus sieben pro­mi­nen­ten ukrai­ni­schen Per­sön­lich­kei­ten besteht, dar­un­ter Nobel­preis­trä­ge­rin Olek­san­dra Matwijtschuk.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2,8 Millionen

Der ukrai­ni­sche Fern­seh­sen­der mit Online-Nach­rich­ten­por­tal, dessen Chef­re­dak­teu­rin die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Chry­styna Hawryl­juk ist, wird finan­zi­ell von der ukrai­ni­schen Regie­rung unter­stützt. In diesem Zusam­men­hang hat sich die Website einer aus­ge­wo­ge­nen Bericht­erstat­tung verpflichtet.

Das renom­mierte Insti­tute of Mass Infor­ma­tion führte Suspilne.Novyny im Sep­tem­ber 2021 auf der soge­nann­ten „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die ein sehr hohes Niveau an zuver­läs­si­gen Infor­ma­tio­nen bieten.

Suspilne.Novyny wurde im Dezem­ber 2019 gegrün­det und gehört zur Natio­na­len öffent­li­chen Rund­funk­ge­sell­schaft der Ukraine. Im Januar 2015 war die zuvor staat­li­che Rund­funk­an­stalt ent­spre­chend euro­päi­schen Stan­dards in eine öffent­li­che Rund­funk­ge­sell­schaft umge­wan­delt worden.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 7,4 Millionen

NV ist eine Print- und Online-Zeit­schrift, deren Schwer­punkt auf Nach­rich­ten aus dem Ausland und der ukrai­ni­schen Politik liegt. Zu den Haupt­the­men zählen die inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung der Ukraine, Kor­rup­tion sowie die künf­tige Ent­wick­lung des Landes. Die Online-Ausgabe ver­öf­fent­lich oft Artikel renom­mier­ter aus­län­di­scher Medien wie The Eco­no­mist, The New York Times, BBC und Deut­sche Welle. Die Zeit­schrift erscheint frei­tags als Druck­aus­gabe auf Ukrai­nisch, die Website ist auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch ver­füg­bar. NV gilt als eine der zuver­läs­sigs­ten Nach­rich­ten­quel­len in der Ukraine.

NV wurde im Jahr 2014 – ursprüng­lich unter dem Namen Nowjoe Wremja („Die neue Zeit“) – vom ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Witalij Sytsch gegrün­det, der die Chef­re­dak­tion über­nahm. Zuvor arbei­tete Sytsch bei dem eben­falls popu­lä­ren Magazin Kor­re­spon­dent. Er verließ Kor­re­spon­dent, nachdem es an Serhij Kur­tschenko – einen Janu­ko­wytsch nahe­ste­hen­den Olig­ar­chen aus Charkiw – ver­kauft worden war. NV gehört zum Ver­lags­haus Media-DK, dessen Eigen­tü­mer der tsche­chi­sche Unter­neh­mer Tomáš Fiala ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 27,1 Millionen

Dser­kalo Tyschnja liefert Hin­ter­grund­be­richte und Ana­ly­sen; das The­men­spek­trum umfasst poli­ti­sche, wirt­schaft­li­che, soziale und kul­tu­relle Themen. Die Zeitung betrach­tet die ukrai­ni­sche Politik und deren Akteure in einem inter­na­tio­na­len Zusam­men­hang. Dser­kalo Tyschnja steht auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die zuver­läs­sige Infor­ma­tio­nen liefern.

Dser­kalo Tyschnja ist eine der ältes­ten ukrai­ni­schen Zei­tun­gen und erschien zuerst 1994. Seit 2020 ist die Zeitung nur noch online ver­füg­bar: auf Ukrai­nisch, Rus­sisch und Eng­lisch. Chef­re­dak­teu­rin ist die bekannte ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Mostowa, Ehefrau des ehe­ma­li­gen ukrai­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ters Ana­to­lij Hrysenko.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 4,7 Millionen

Das ukrai­ni­sche Online-Magazin Babel wurde im Sep­tem­ber 2018 gegrün­det. Das The­men­spek­trum umfasst soziale und poli­ti­sche Themen; beson­de­res Augen­merk gilt aber auch Nach­rich­ten aus der Wis­sen­schaft und über neue Technologien.

Nach dem 24. Februar 2022 wurde die zuvor eben­falls ange­bo­tene rus­si­sche Version der Website geschlos­sen. Statt­des­sen wird nun eine eng­li­sche Version ange­bo­ten. Babel finan­ziert sich über Spenden. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter von Babel enga­gie­ren sich in zahl­rei­chen Pro­jek­ten, die darauf abzie­len, die ukrai­ni­schen Streit­kräfte während des Krieges zu unterstützen.

Die Eigen­tü­mer des Online-Maga­zins sind der erste Chef­re­dak­teur Hlib Husjew, Kateryna Kober­nyk und das slo­wa­ki­sche Unter­neh­men IG GmbH.

Heute ist die ukrai­ni­sche Jour­na­listin Kateryna Kober­nyk Chef­re­dak­teurin von Babel.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 1,1 Millionen

Das Online-Magazin LB gehört zum Hor­schenin-Insti­tut, einer ukrai­ni­schen Denk­fa­brik, die sich mit poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Pro­zes­sen in der Ukraine und der Welt beschäf­tigt. LB hat sich auf Inter­views spe­zia­li­siert; häufige Themen sind die ukrai­ni­sche Innen- und inter­na­tio­nale Politik sowie soziale Fragen in der Ukraine.

LB wurde im Juni 2009 unter dem Namen Liwyj Bereh gegrün­det, Chef­re­dak­teu­rin Sonja Kosch­kina hat seit 2018 einen eigenen Youtube-Kanal „Kish­kiNA“, auf dem sie Inter­views mit ver­schie­de­nen Per­so­nen veröffentlicht.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 2 Millionen

Im Fokus des ukrai­ni­schen im Jahr 2000 gegrün­de­ten Online-Nach­rich­ten­por­tals LIGA stehen wirt­schaft­li­che, poli­ti­sche und soziale Themen. Seit 2020 steht LIGA auf der „weißen Liste“ ukrai­ni­scher Medien, die stets präzise Infor­ma­tio­nen und zuver­läs­sige Nach­rich­ten anbieten.

Chef­re­dak­teu­rin ist die ukrai­ni­sche Jour­na­lis­tin Julija Bankowa, die davor eine lei­tende Posi­tion bei dem Online-Magazin Hro­madske hatte.

Der Eigen­tü­mer des Nach­rich­ten­por­tals ist die ukrai­ni­sche unab­hän­gige Media­hol­ding Liga­me­dia, deren Geschäfts­füh­rer Dmytro Bon­da­renko ist.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 8,5 Millionen

Censor prä­sen­tiert sich als Website mit „emo­tio­na­len Nach­rich­ten“. Der Fokus liegt vor allem auf innen­po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen. Seit dem rus­si­schen Über­fall auf die Ukraine sind viele Bei­träge den Ereig­nis­sen an der Front und den ukrai­ni­schen Streit­kräf­ten gewid­met. Censor ist auf drei Spra­chen ver­füg­bar: Ukrai­nisch, Rus­sisch und Englisch.

Das Nach­rich­ten­por­tal Censor wurde 2004 vom bekann­ten ukrai­ni­schen Jour­na­lis­ten Jurij Butusow gegrün­det und zählt zu den popu­lärs­ten Nach­rich­ten­sei­ten des Landes. Butusow gilt als schar­fer Kri­ti­ker von Prä­si­dent Selen­skyj. Er erhebt schwere Vor­würfe in Bezug auf Kor­rup­tion inner­halb der ukrai­ni­schen Regie­rung, schlechte Vor­be­rei­tung auf den Krieg gegen Russ­land und unbe­frie­di­gende Ver­wal­tung der Armee. Butusow wird von über 400.000 Men­schen auf Face­book gelesen. Seine Posts auf dem sozia­len Netz­werk haben enormen Ein­fluss und lösen hitzige Dis­kus­sio­nen aus.

Aufrufe der Website im Mai 2023: 59 Millionen

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